Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
kommunizieren können, allein über Gedanken.“
„ Ist das so ähnlich wie diese Gedankenspionage, die die Schwarzmagier betreiben?“, fragte Nymus misstrauisch.
„ Nein, nein, völlig anders“, widersprach der Professor. „Nur das, was man sehr bewusst denkt, nimmt das Gegenüber auf. Das heißt, ich bestimme selbst, was der andere wissen soll oder darf. Aber, wie gesagt, der Zauber funktioniert nur bei Menschen, die sich nahestehen, also bei Eheleuten, Eltern, Kindern und bei Freunden. Man muss sehr vorsichtig damit umgehen und sollte ihn nur in besonderen Situationen verwenden, da die Beteiligten leicht überfordert werden können. Also so, wie die Leute heutzutage mit ihrem Handy andauernd herumtelefonieren, darf man diesen Zauber keinesfalls gebrauchen.“
„ Toll! Dann könnte ich mich mit meiner Großmutter oder Mutter verbinden, und wir könnten uns immer sofort sagen, wenn was Wichtiges los ist. He, da könnte man ja in Klassenarbeiten ganz leicht betrügen, da braucht man ja nicht mal mehr zu spicken“, erkannte Nymus. „Wenn ich nicht weiterkomme, frage ich über die Gedankenbotschaft einfach meine Mutter. Dann schreibe ich hin, was die mir sagt.“
„ Oh. Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Das wäre tatsächlich möglich. Aber Magier sind ja normalerweise ehrliche Leute. Die machen so was nicht“, erwiderte Rodubert mit einem Augenzwinkern. Er stand auf. „Also, ich mach mal weiter.“
Nymus half Herzelind beim Abspülen.
„Was denkst du, Nymus? Hinter deiner Stirn arbeitet etwas ganz gehörig!“, bemerkte Herzelind, während sie sich die Ärmel ihrer rosaroten Bluse nach hinten krempelte.
„ Diese Gedankenspionage geht mir nicht aus dem Kopf“, antwortete Nymus. „Weißt du, als ich gestern mit dem Fahrrad gestürzt bin, kam es mir so vor, als hätten die zwei Entführer schon vorher gewusst, dass mir dieser Unfall passieren würde. Aber ich habe das doch nicht vorher gedacht! Und mein Fahrrad hatten sie auch noch nicht. Na ja, es stand vor dem Haus.“ Dann fiel ihm der Fahrradspanner ein, und ein Schauder lief ihm über den Rücken. „Doch, sie hatten etwas. Mein Fahrradspanner hat gefehlt.“
„ Wahrscheinlich hast du eine Vorstellung davon gehabt, wohin du willst“, meinte Herzelind.
„ Ja. Der Weg in den Wald war wirklich in meinem Kopf“, gab Nymus zu.
„ Ein Gedankenleser hatte diesen Spanner und hat sich in dich hineingedacht und den Entführern den Weg mitgeteilt“, knüpfte Herzelind an seine Überlegung an.
„ Aha. Und in der Kurve hat die Frau schon auf mich gewartet, um mich zu blenden“, fuhr Nymus fort. „Dann hat sie also meinen Unfall verursacht.“
„ Ja. Das weitere Vorgehen hatte sie schon vorher mit dem Mann abgesprochen. Der hat dann einfach seine Rolle als Unfallhelfer gespielt“, ergänzte Herzelind.
Nachdem sie die Küche zusammen aufgeräumt hatten, verschwand Herzelind im Arbeitszimmer ihres Mannes. Nymus holte den Zettel vom Tisch und zog sich damit in das Gemach zurück, in dem er geschlafen hatte.
Es ärgerte ihn, dass seine Hände vor Erregung schon wieder zitterten. Er musste das Papier auf den Schreibtisch legen, sonst hätte er den Text nicht deutlich lesen können. Wie er erwartet hatte, ging es darum, wie man seine Gedankenwelt verschließen konnte.
„Schutz vor Manipulation und Gedankenlesen“ stand da als Überschrift. Das Wort „Manipulation“ beunruhigte Nymus noch mehr. Sollten die Schwarzmagier die Gedanken nicht nur lesen, sondern auch beeinflussen können, womöglich so, dass man ein ganz anderer Mensch wurde? Sollten sie auf diese Weise sogar fähig sein, einen Menschen gegen dessen Willen zu benutzen?
Verdammt, was war nur mit seinen Händen los! Das Zittern wurde immer schlimmer. Nymus krallte sie um die Lehne des Holzstuhles vor dem Schreibtisch, damit sie endlich ruhig wurden. Wurde er bereits manipuliert? Wollten die Schwarzmagier ihn fertig machen? Dieses Beben seiner Hände wies doch schon darauf hin! Bestimmt wollten sie so verhindern, dass er den Zauber lernte, und ihn gleichzeitig so nervös machen, dass er es nicht mehr in den vier schützenden Wänden aushielt. Genau: Sie wollten, dass er verzweifelt aus dem Haus rannte, damit sie ihn endlich schnappen konnten.
„Ihr kriegt mich nicht!“, schrie er mit einem zornig funkelnden Blick aus dem Fenster. „Ich werde den Schutzzauber lernen! Ihr könnt mich nicht davon abhalten!“
Was hatte Großvater immer gesagt? „Dreimal tief durchatmen,
Weitere Kostenlose Bücher