Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
mit ihm sprechen«, flüsterte Phosy.
    »Was wollte er denn da oben?«, fragte Siri.
    Phosy führte den Doktor auf den Flur hinaus. »Wir hatten das gesamte Archiv durchsucht. Es fehlte nur noch Ihre Kiste. Sie hatte weder Schloss noch Riegel oder dergleichen. Wir wussten nicht, wie wir sie aufbekommen sollten. Da haben wir Wachtmeister Nui ein Brecheisen holen lassen.«
    »Riskant.«
    »Was hätten Sie denn getan?«

    »Die Finger davon gelassen.«
    »Das ging leider nicht. Schließlich müssen wir von einem Mordfall ausgehen. Jedenfalls wollten wir gerade unsere Sachen zusammenpacken, als Nui kam. Ich befahl ihm, die Truhe zu öffnen und den Inhalt mit aufs Revier zu bringen. Kurz darauf liegt er mit dem Gesicht nach unten auf dem Treppenabsatz im dritten Stock.«
    »Hat er die Truhe aufbekommen?«
    »Nein. Wo er das Eisen angesetzt hat, ist das Holz gesplittert, aber der Deckel hat nicht einen Kratzer. Das Dumme ist, dass meine Männer sich jetzt nicht mehr in die Nähe der Kiste wagen. Sie halten sie für verhext. Also muss ich das wohl selbst erledigen.«
    »Phosy, ich möchte Sie bitten, vorerst nichts zu unternehmen. Ich flehe Sie an. Warten Sie, bis ich herausgefunden habe, was darin ist, ja?«
    »Das geht nicht.«
    »Es ist wirklich wichtig.«
    Phosy überlegte. »Ich gebe Ihnen drei Tage. Länger kann ich meinen Chef nicht hinhalten. Ich werde ihm sagen, dass es sich um ein nationales Kulturgut handelt und wir auf den Schlüssel warten müssen.«
    »Danke.«
    Sie traten aus dem stickigen Klinikgebäude in die grelle Frühabendsonne und stellten sich in den Schatten eines großen Hennabaums. Kein Windhauch linderte die Hitze.
    »Heiß heute, was?«
    »Verdammt heiß.«
    »Phosy, darf ich Ihnen eine alberne Frage stellen?«
    »Klar doch.«
    »Sind hier in der Stadt wilde Tiere gemeldet oder gesichtet worden?«

    Siri hatte erwartet, dass Phosy ihn auslachen würde, stattdessen gab er ihm eine sachliche Antwort.
    »Nur der Bär.«
    Siri sah ihn verdutzt an.
    »Es ist ein Bär los?«
    »Das verfilzte alte Viech aus dem Käfig hinter dem Lane Xang. Es ist vor ein paar Tagen entwischt. Ein Wunder, dass er es überhaupt bis zur Mauer geschafft hat, geschweige denn darüber. Er wurde in der Nähe des Denkmals gesehen. Weiß Gott, wie er dorthingekommen ist. Die Armee hat eine Handvoll Leute mit einem großen Netz auf ihn angesetzt.«
    Er bemerkte Siris besorgte Miene. »Hat Ihre Frage einen bestimmten Grund?«
    »Ich glaube, in der Pathologie liegt etwas, das Sie sich ansehen sollten.«
     
     
    An diesem Abend fuhr Siri mit seinem alten Motorrad langsam über die Lane Xang Avenue nach Hause. Familien saßen am Straßenrand, aalten sich im Fahrtwind der Autos und warteten auf den Einbruch der Nacht, die Erholung von der drückenden Hitze des Tages versprach. Siri war so sehr in Gedanken versunken, dass er ohne Licht fuhr. Als mit einem Mal der Schatten des Anousavari-Denkmals vor ihm aufragte, schaltete er es ein und bohrte ein kleines Lichtloch in den Sockel.
    Nach seinem Besuch in der Pathologie hatte Phosy im Polizeipräsidium angerufen, das sofort eine bewaffnete Einheit auf den Bären angesetzt hatte. Ihre Order lautete, ihn auf der Stelle zu erschießen.
    Zwei Dinge machten Siri Sorgen. Erstens sein lückenhaftes Wissen über wilde Tiere. Er hatte Jahre im Dschungel
zugebracht und doch noch nie einen leibhaftigen Bären zu Gesicht bekommen. Er hatte mehrere tote Exemplare gesehen, an Holzpflöcke gebunden, von Gewehrkugeln durchsiebt. Er hatte ihr Fleisch gegessen. Trotzdem wusste er so gut wie nichts über die Lebensgewohnheiten der Tiere.
    Er hatte Geschichten über nordamerikanische Grizzlys und Eisbären gelesen, die Menschen anfielen und in Fetzen rissen. Doch von der Attacke eines asiatischen Kragenbären hatte er sein Lebtag noch nicht gehört. Vielleicht hatten die Opfer die Begegnung nicht überlebt. Andererseits sann das alte Mädchen nach den jahrelangen Misshandlungen vielleicht auf Rache.
    Nach Feierabend war er im Lane Xang vorbeigefahren, um sich den Käfig anzusehen, in dem man die Bärin gehalten hatte. Er sprach mit einem der altgedienten Zimmermädchen, das ihm erzählte, wie grausam die Leute zu dem Tier gewesen seien. Er musste einen Tierexperten finden. Er wollte wissen, wozu dieses traurige Geschöpf imstande war.
    Er fuhr durch das stets offene Tor auf den großen asphaltierten Platz, wo fünf Monate zuvor das That-Luang-Fest stattgefunden hatte. Tausende von Menschen hatten sich hier

Weitere Kostenlose Bücher