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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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jemals einen Satz zu Ende?«
    »Ihre Machtfülle hat ihm die Sprache verschlagen.« Wieder lächelte Siri.
    »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich hier Flüssigkeiten zu mir nehme? Sagen Sie ihm, er soll das Glas wegnehmen.«
    »Er spricht eigentlich sehr gut Lao.«
    »Das glaub ich gern, fragt sich nur, wann. Weg damit.« Er verzweifelte fast an dem Umstand, dass Geung sich gänzlich unbeeindruckt zeigte und nicht von der Stelle wich, ebenso wie er daran verzweifelte, dass sein Ministerium einen Mongoloiden eingestellt hatte, obwohl der Etat bequem für einen »normalen« Menschen reichte. Doch Siri blieb standhaft: Wenn Geung gehen musste, würde auch er gehen.

    »Was ist denn so dringend?«
    »Das ist eine heikle Angelegenheit. Wenn ihr beiden euch so lange anderweitig beschäftigen könntet.«
    Siri lächelte Dtui an. »Ich glaube, er meint Sie beide.«
    Sie stand sehr langsam auf, ging quer durchs Zimmer, nahm umständlich Geungs Hand und zog ihn mit sich zur Tür. »Kommen Sie, Herr Geung. Machen wir uns an die Kotproben, bevor sie klumpig werden.«
    Sie sah sich noch einmal um und nahm mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Richter sich vor Ekel wand. Als sie fort waren, beugte Haeng sich vor und sagte: »Siri, am Flughafen Wattay wartet ein Militärhubschrauber auf Sie.«
    »Warum?«
    Bevor er zu einer Antwort anhob, holte Haeng tief Luft. Es war nicht das erste Mal, dass er sich an Siris Sturheit die Nase blutig stieß. »Weil Sie nach Luang Prabang fliegen.«
    Siri schien über seine Worte nachzudenken. »Wann?«
    »Jetzt gleich. Mein Wagen wartet draußen.«
    »Aber...«
    »Es handelt sich um eine Frage der nationalen Sicherheit. Alles streng geheim. Darum wollte ich es nicht riskieren, das telefonisch zu besprechen.«
    »Worum geht es denn?«
    »Das weiß ich selbst nicht so genau.«
    »Dann hätten Sie mich doch auch anrufen können.«
    »Siri, dieser Befehl kommt von ganz oben. Und Ihre Temperamentsausbrüche können Sie sich sparen. Sie haben keine Wahl.«
    Siri fühlte sich von dem jungen Richter nicht im Mindesten bedroht, und auch Befehle von »ganz oben« ließen ihn trotz der Hitze verhältnismäßig kalt. Haeng hingegen schien in Ehrfurcht förmlich zu erstarren. Da er auf die Unterstützung
des Ministeriums angewiesen war, beschloss Siri, dem Mann das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Außerdem kam ihm ein Gratisausflug nach Luang Prabang auch aus anderen, persönlicheren Gründen sehr zupass.
    Luang Prabang war die königliche Hauptstadt, der Geburtsort seiner Frau und, wie er gehört hatte, ein malerisches Städtchen. Es war der einstige Sitz des Lane-Xang-Königreiches: Lane , eine Million, Xang , Elefanten. Es lag in den Bergen, wo es gut fünfzehn Grad kühler war als im Dampfkessel von Vientiane. Da konnte eine Nacht im Norden eigentlich nicht schaden. Die Aufregung in seiner Stimme verwunderte den Richter.
    »Na, dann wollen wir den Militärhubschrauber mal nicht warten lassen.«
    »Hä? Brauchen Sie denn nicht... nun ja, eine Zahnbürste oder dergleichen?«
    Seit er im letzten Jahr in einer ähnlich dringenden Angelegenheit gen Süden hatte reisen müssen, hielt Siri für solche Fälle stets eine kleine Reisetasche mit dem Nötigsten bereit. Er persönlich brauchte kaum Gepäck. Die Tasche enthielt vor allem Instrumente, Handschuhe und Plastikbeutel.
    »Nein. Geben sie mir fünf Minuten Zeit, damit ich mich mit meinen Assistenten besprechen kann, dann können wir fahren.«
    Für Haeng war das so etwas wie ein kleiner Sieg. Sein erster. Das hatte eine Zugabe verdient. Und so ließ er eine seiner berühmten Weisheiten vom Stapel.
    »Das lob ich mir, Siri. Es sind Augenblicke wie dieser, in denen sich die wahre Größe des sozialistischen Systems offenbart. Wenn der Ruf zu den Waffen ertönt, steigt ein engagierter Kader, selbst in den Flitterwochen, eher im entscheidenden
Moment von seiner jungen Gattin, als die Partei im Stich zu lassen.«
    Das, dachte Siri, erklärte womöglich die frustrierte Miene, die so manches Parteimitglied zur Schau trug.
     
    Der alte Mi-8-»Hip«-Hubschrauber schaukelte unter seinem Rotor hin und her wie die Wiege eines bedauernswerten Säuglings. Die jungen laotischen Piloten waren zwar freundlich, hatten aber offenbar panische Angst vor dieser unbändigen Bestie. Die Sowjets schreckten nicht davor zurück, Bauernjungen, die bislang allenfalls auf dem Rücken eines Wasserbüffels gesessen hatten, schon nach einem dreimonatigen Lehrgang in ein Cockpit zu

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