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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Luft schließlich rein war, drehte Tik sich um, nickte lächelnd in die Runde, und die Schamanen brachen in einen Freudentaumel aus, wie Luang Prabang ihn seit den Tagen des alten Regimes nicht mehr gesehen hatte.

    Ende einer Schmugglerin
     
    Ounheuan und seine Frau hatten sich zeitig zu Bett begeben. Sie mussten am nächsten Morgen früh aufstehen, um Whisky und Bier über den Fluss zu schmuggeln. Sie waren natürlich keine Kriminellen. Die meisten Ladenbesitzer mussten ein wenig rudern, damit sie etwas zu verkaufen hatten.
    Trotz ihrer guten Vorsätze hatten sie kein Auge zugetan. Erst dieses grässliche Geheul. Und dann hatten sich auch noch zwei Hunde in die Wolle gekriegt. Jetzt saß einer der Köter knurrend und winselnd vor Ounheuans Laden und leckte sich die Wunden. Seine Frau hatte es satt, sich schlaflos hin und her zu wälzen.
    »Oun? Warum gehst du nicht endlich runter und sorgst für Ruhe?« Keine Reaktion. Sie knuffte ihn in die Schulter, und er grunzte, als habe sie ihn aus dem Tiefschlaf gerissen. »Komm schon, Eidechsenschwänzchen. Ich weiß, dass du wach bist. Es geht dir doch genauso auf die Nerven wie mir.«
    Sein routiniertes Schnarchen sagte ihr, dass der elende Kerl nicht die Absicht hatte, auf die Straße hinunterzugehen.
    »Fauler Sack.«
    Sie zog das Moskitonetz beiseite und stand auf. Sie raffte das Schlaftuch um ihre üppigen Brüste, trat ans Fenster und sah hinaus. Das hölzerne Vordach über der Ladentür versperrte ihr den Blick. Sie konnte den Hund zwar jaulen hören, auf der dunklen Straße aber nichts erkennen.
    »Scheiße.«
    Sie ging weiß Gott nicht aus Nächstenliebe nach unten.
Sie hatte nicht vor, die blutende Pfote eines blöden Straßenköters zu verbinden. Diese Tölen bissen einem doch bei der erstbesten Gelegenheit die Hand ab. Und übertrugen am Ende noch die Tollwut.
    Nein, sie wollte das Vieh mit einem langen Stock verjagen, damit sie endlich schlafen konnte. Da: Das Bleirohr war perfekt. Damit konnte sie ihm notfalls eins überziehen und es von seinem Leid erlösen.
    Das Vorhängeschloss hing an der Innenseite der beiden großen Falttüren, mit denen die Ladenfront verrammelt war. Schimpfend holte sie den Schlüssel aus der Glasvitrine und entriegelte das Schloss. Das Geräusch der rostigen Tür, die über den Boden schrammte, war das Letzte, was Herr Ounheuan hörte, bevor er tatsächlich einschlief.
    Als er aufwachte, war der Himmel kobaltblau, und er wusste sofort, dass sie verschlafen hatten. Bald würde die Sonne aufgehen, und ihr Händler auf der thailändischen Seite des Flusses würde seinen Fusel anderswo verhökern. Er verfluchte sein dusseliges Weib und drehte sich auf ihre Seite, doch sie war nicht da.
    Vielleicht war sie allein losgefahren. Und hatte ihren Liebsten bloß nicht wecken wollen. Schön wär’s. Er ging hinunter in den Laden und kratzte sich durch seine Fußballshorts im Schritt.
    »Phimpon, was soll denn das nun wieder?«
    Die Ladentür stand offen, und der Schlüssel ragte einladend aus dem Schloss. »Na prima. Lass am besten alles sperrangelweit offen, damit sich jeder nach Herzenslust...«
    Auf der Schwelle angekommen, erstarrte er. Er traute seinen Augen kaum. Zwei schwarze Krähen schlugen mit den Flügeln, rührten sich aber nicht vom Fleck. Der gekieste Vorplatz seines Ladens wimmelte von Kakerlaken. Tausende
der kleinen Mistviecher labten sich an einer klebrigen Substanz, die er im Dämmerlicht nicht recht erkennen konnte. Es musste sich um eine Art Sirup handeln.
    Mit einem Mal wurde ihm klar, was er da vor sich hatte. Die Überreste von zwei, wenn nicht drei zerfleischten Hunden. Er hob das Bleirohr auf, das im Eingang lag, und ging auf die Krähen los, die sich an den Kadavern gütlich taten. Sie wichen zwar vor dem Rohr zurück, mochten ihren Platz an den Fleischtöpfen jedoch nicht räumen.
    Da plötzlich entdeckte er unter ihren Flügeln etwas, das ihm den Magen umdrehte. Ihm blieb die Luft weg. Er sank auf die Knie und übergab sich. Er brachte es nicht über sich, noch einmal hinzusehen. Doch obwohl er die Lider fest geschlossen hielt, stand ihm das Bild der Hand noch immer klar vor Augen. Am Mittelfinger schimmerte der Ehering seiner Frau in der aufgehenden Sonne.

11
    TOT ZU SEIN BEDARF ES WENIG
    Es war kein Traum. Siri war eindeutig tot – im Nirwana, wie er hoffte. Zwar gab es dafür, dass er Kommunist gewesen war, vermutlich Punktabzug, aber er hatte sich zweifellos genügend Meriten erworben, um in den Himmel zu

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