Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
müssen Sie noch ein Weilchen warten. Es geht ihm nicht gut. Melden Sie sich doch bitte gegen Ende der Woche noch einmal, ja?“
***
Es war nicht Alexandras Art, Anrufer so schroff abzufertigen, und es lag auch nicht daran, dass sie pauschal eine gewisse Abneigung gegen Zugbekanntschaften ihres Partners gehabt hätte.
Nein, die Ärztin machte sich Sorgen um ihren Freund. Er war kränker, als er zugeben wollte, atmete flach und angestrengt. Als sie eben gegen seinen heftigen Widerstand Fieber gemessen hatte, hatte das Thermometer 38,9 °C angezeigt.
Und nun begann er zu zittern.
„So … kalt …“, stieß er hervor und zog sich die Decke bis zur Nasenspitze. Dann quälte ihn wieder dieser grässliche Husten.
Atembeschwerden. Hustenanfälle. Schüttelfrost. Fieber.
Alexandra arbeitete nun schon so viele Jahre als Augenärztin, doch wenn sie sich recht erinnerte, waren das die typischen Symptome einer Lungenentzündung.
Der Grünwalder Arzt war ganz erschöpft. Ihm fielen die Augen zu.
Alexandra schlich sich aus dem Schlafzimmer. Im Wohnzimmer tippte sie eine Nummer in ihr Handy ein.
Dr. Waldner, der Chef der Waldner-Klinik, meldete sich.
„Hier ist Alexandra“, sagte sie. „Ulrich, ich brauche deine Hilfe. Stefan ist krank. Ich denke, er hat eine Lungenentzündung, und ich möchte, dass du ihn in der Klinik betreust. Ich kann ihn hier nicht versorgen – außerdem ist er eh viel zu stur, um das zu tun, was ich ihm sage –, und ich möchte auch nicht, dass er zu früh wieder aufsteht. Du weißt ja, was für unangenehme Folgen das haben kann.“
Sie hörte einen Moment zu.
„Natürlich ist er heute Morgen hinunter in die Praxis gegangen, was hast du denn gedacht?“, antwortete sie dann. „Aber Schwester Martha hat ihm angedroht, ihn höchstpersönlich nach oben zu schleifen, falls er sich nicht freiwillig wieder hinlegen würde.“
Dr. Waldner lachte.
„Muss eine nette Szene gewesen sein“, meinte er. „Und jetzt hättest du gern, dass ich ihn höchstpersönlich hierher hole, nicht wahr?“
„Ja“, gab Alexandra zu. „Vermutlich bist du der Einzige, auf den er hört. Freiwillig würde er doch niemals in meinen Wagen steigen und sich ins Krankenhaus bringen lassen. Und nie im Leben würde er es mir verzeihen, wenn ich einfach einen Krankenwagen riefe.“
„Also gut, Alexandra. Du hast Glück, dass ich gerade keinen dringenden Termin habe. Vielleicht bringe ich Ruth zur Unterstützung mit. Der geballten Kraft unserer Argumente wird er sich wohl nicht widersetzen.“ Ulrich Waldner lachte erneut. „Notfalls drohe ich ihm an, dass meine liebe Gattin ihm einfach eine Betäubung verpasst.“
***
Wie schlecht es Dr. Frank tatsächlich ging, erkannten die drei Ärzte daran, dass er so gut wie gar nicht protestierte, als sie sagten, sie würden ihn ins Krankenhaus bringen.
Ulrich und Alexandra halfen ihm die Treppe hinab und führten ihn zum Wagen des Klinikchefs.
Ruth Waldner schloss Wohnung und Haus ab. Sie hatte angeboten, mit Alexandras Auto zur Klinik zu fahren, damit Alexandra neben Dr. Frank auf dem Rücksitz sitzen und auf ihn aufpassen konnte.
Die Augenärztin hatte ihre Kollegin Dr. Braun bereits angerufen und ihr mitgeteilt, dass sie später zur Nachmittagssprechstunde kommen würde.
Doch Alexandra kehrte früher zurück, als sie gedacht hatte. Nachdem sie in der Waldner-Klinik angekommen waren, lief die übliche Untersuchungsroutine an, und so konnte sie nicht mehr viel für Stefan tun. Sie gab ihm noch einen zärtlichen Kuss auf die fieberheiße Stirn, dann überließ sie ihn der Obhut der Kollegen.
„Mach dich nicht verrückt“, mahnte Ruth Waldner und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Du weißt, er ist hier in besten Händen. Wir werden alles tun, um ihn so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu bringen.“
„Ich weiß.“ Alexandra lächelte schief. „Aber trotzdem …“
Ruth nickte. Sie verstand, was die Kollegin und Freundin meinte.
***
Dr. Ulrich Waldner kümmerte sich selbst um seinen besten Freund. Alexandra hatte ihm ja bereits ausführlich die Beschwerden geschildert. Nun hörte er Dr. Franks Brust ab und stellte ein Rasseln fest – ein deutlicher Hinweis auf eine Lungenentzündung, die manchmal nur schwer von einem grippalen Infekt zu unterscheiden war.
Dann wurde der Grünwalder Arzt geröntgt, damit man das Ausmaß der Erkrankung feststellen konnte. Wichtig waren auch die bakteriologischen Untersuchungen, damit man die in Auswurf und Schleim
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