Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
irgendwelche Unklarheiten bestehen sollten, melden Sie sich bitte bei mir.“
Korbinian stand auf und stupste seinen Bruder an, der sitzen geblieben war.
„Komm schon“, flüsterte er ihm zu. „Du darfst gehen!“
***
„Verflixt, was hat dieser Rechtsverdreher denn jetzt vor?“, murmelte Benno Fürsterer verärgert vor sich hin.
Er hatte sich draußen vor der Kanzlei herumgedrückt, weil er keine Sekunde verschwenden, sondern Isabell abfangen wollte, sobald sie herauskam.
Doch sie war nicht allein. Der Anwalt hatte ihren Arm genommen und führte sie zu einer Limousine, die direkt vor dem Haus parkte, und half ihr beim Einsteigen. Dann ging er um das Auto herum und öffnete die Fahrertür. Einen Moment später rollte der Wagen los – und Benno hatte das Nachsehen.
Elender Mist! Wollte denn heute gar nichts klappen? Erst dieses ungerechte Testament, dann hatte sein Bruder ihn ziemlich barsch abgefertigt, und nun verschwand auch noch Isabell, ohne dass er die Gelegenheit gehabt hätte, sich ihr zu nähern. Es hatte sich wirklich alles gegen ihn verschworen!
Aber so schnell würde er nicht aufgeben. Er musste nur herausfinden, wo Isabell wohnte, dann würde er den nächsten Versuch starten, sie zu erobern.
Benno grinste. Nicht nur sie. Vor allem ihr verlockendes Geld.
***
„Ist das schön!“, meinte Isabell fast ehrfürchtig, als sie vor der großzügig angelegten Villa standen, die Johannes Baldenaus Zuhause gewesen war.
Sie ließ den Anblick des klassischen Baus auf sich wirken, nahm jede Einzelheit wahr.
Dr. Dornbuschen lächelte und reichte ihr die Schlüssel.
„Das Haus gehört jetzt Ihnen“, sagte er. „Schließen Sie auf. Der große hier ist für die Eingangstür.“
Sie nahm die Schlüssel und stieg die wenigen Stufen hinauf.
Plötzlich war Isabell so aufgeregt, dass ihre Finger zitterten. Sie hatte Mühe, das Schlüsselloch zu finden, und es gelang ihr erst nach einer Weile. Dann schob sie die Tür auf und trat ein.
„Bevor wir unsere Besichtigungstour beginnen, möchte ich Ihnen noch etwas sagen, Frau Tiberius.“ Dr. Dornbuschen blickte Isabell ernst an. „Wenn Sie Herrn Baldenaus Brief gelesen haben, werden Sie wissen, dass er einen besonderen Wunsch an Sie hatte. Auch ich würde mich sehr freuen, wenn Sie ihm diesen Wunsch erfüllen könnten.“
„Welchen Wunsch denn?“
„Das verrate ich Ihnen nicht. So, und jetzt kommen Sie, damit ich Ihnen alles zeigen kann.“
Anfangs war Isabell ihre Begeisterung noch deutlich anzumerken, doch dann wurde sie immer stiller. Als sie schließlich in den Eingangsbereich zurückkehrten, blickte der Anwalt sie besorgt an.
„Gefällt es Ihnen nicht?“, wollte er wissen.
„Im Gegenteil“, erwiderte sie. „Es ist wunderbar. Beeindruckend. Ich habe mich vom ersten Moment an wohlgefühlt. Alles wirkt irgendwie so … so vertraut.“
„Gott sei Dank!“, meinte er und stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Fahren Sie jetzt wieder mit mir zurück in die Stadt?“
„Nein.“ Isabell schüttelte den Kopf. „Vielen Dank, aber ich möchte noch ein wenig hier bleiben, Dr. Dornbuschen. Ich will mir das Haus noch einmal allein anschauen, in aller Ruhe.“
„Gut“, sagte er. „Sie wissen, wie Sie wieder zurückkommen?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ganz in der Nähe liegt die Endstation der Straßenbahn, die in die Innenstadt fährt. Es ist recht bequem, und es dauert nicht lange, bis man wieder in München ist“, erklärte er. „Ich kann Sie also wirklich allein lassen?“
„Natürlich.“ Isabell lächelte.
„Dann verabschiede ich mich jetzt.“ Der Anwalt nahm ihre Hand. „Bis bald, Frau Tiberius. Wir werden uns in nächster Zeit öfter sehen, weil noch etliche Formalien zu erledigen sind.“
Er ging zur Tür, drehte sich dort aber noch einmal um.
„Ein guter Rat zum Schluss, Frau Tiberius: Nehmen Sie sich vor Herrn Fürsterer in Acht. Vor Benno Fürsterer. Er war fest davon überzeugt, dass sein Bruder und er alles erben würden. Er muss vorhin aus allen Wolken gefallen sein. Ich habe ihn genau beobachtet, und es war deutlich zu erkennen, wie erbost er war. Er wird Ihnen sicher Schwierigkeiten machen, davon bin ich überzeugt.“
Der Anwalt schwieg einen Moment. Er schien zu überlegen, wie viel er Isabell anvertrauen konnte.
„Sie meinen, er wird das Testament anfechten?“, hakte sie nach.
„Das kann er gern versuchen, doch Erfolg wird er damit nicht haben“, versicherte Dr. Dornbuschen. „Nein, ich denke,
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