Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
Kontakt zu mir suchen könntest, dass du den Wunsch hättest, mich kennenzulernen. Doch so sehr ich auch gewartet habe, du hast dich nie gemeldet.
Ich war enttäuscht. Sehr enttäuscht, Isabell. Bis ich begriff, dass dein Vater einen großen Fehler gemacht hatte: Er muss den Brief deiner Mutter anvertraut haben.
Du hast ihn nie bekommen, nicht wahr? Lydia hat ihr böses Spiel auch nach seinem Tod weitergespielt.
Aber nun habe ich sie doch noch ausgetrickst, und ehrlich gesagt bereitet es mir Freude, wenn ich mir vorstelle, wie sie vor Wut schäumen wird, wenn sie von meinem Vermächtnis erfährt.
Isabell, du bist mein einziges Kind geblieben, und ich möchte, dass dir all das gehört, was ich mir geschaffen habe. Wenn du willst, verkauf deinen Anteil der Firma an Korbinian, er führt das Unternehmen ohnehin schon seit Jahren. Er ist ein guter Mann, ehrlich und zuverlässig – was man von seinem Bruder leider nicht behaupten kann.
Benno ist hinterlistig und skrupellos, und es wird ihn mit mörderischer Wut erfüllen, dass du alles bekommst. Seiner Meinung nach hat er ein Anrecht auf dein Erbe, und er wird alles tun, um doch noch irgendwie an das Geld zu kommen. Hüte dich vor ihm!
Apropos verkaufen: Natürlich kannst du mit deinem Erbe machen, was immer du willst, nur was das Grünwalder Haus betrifft, habe ich einen großen Wunsch. Egal, welche Pläne du damit hast, veräußere es nicht leichtfertig. Die Villa bedeutet mir sehr viel, ich habe sie von meinem Vater geerbt und mir darin mit viel Liebe ein wahres Zuhause geschaffen. An diesem Ort habe ich mich immer sehr wohlgefühlt.
Wohne eine Zeitlang darin, nimm die Atmosphäre des Hauses in dich auf, und vielleicht gelingt es dir dann, mich wenigstens im Nachhinein ein bisschen kennenzulernen.
Falls du dich jedoch dort nicht eingewöhnen kannst, dann mach mit der Villa, was du willst. Doch versprich mir, dass du sie nur an jemanden übergibst, der ein Gespür für das Haus entwickelt und es nicht bloß als Geldanlage sieht.
Aber im Grunde habe ich keine Bedenken … nach allem, was ich über dich erfahren habe, denke ich, dass wir uns sehr ähnlich sind. Ich glaube fest daran, dass du in diesem Haus zu mir finden und glücklich sein wirst.
***
„Oh nein, Stefan, du wirst garantiert nicht aufstehen und nach Hause gehen!“
Dr. Waldner, der am Abend noch einmal bei seinem Freund vorbeischaute, machte ein strenges Gesicht.
„Herrgott noch mal, nun sei doch nicht so unvernünftig“, polterte der sonst so gelassene Arzt. „Du weißt doch selbst, was passiert, wenn eine Pneumonie nicht richtig ausheilt. Glaubst du im Ernst, ich lasse zu, dass du meine Klinik verlässt, bevor du wieder völlig gesund bist?“
„Aber ich bin doch schon seit vier Tagen hier. Es ist so langweilig.“ Dr. Frank verzog das Gesicht. „Ich habe kein Fieber mehr und auch keinen Auswurf. Und du hast selbst gesagt, dass man das Rasseln praktisch nicht mehr hören kann. Ich fühle mich wirklich schon viel besser.“
Ein Hustenanfall begleitete seine Worte.
„Ja, ich sehe und höre, wie gut du dich fühlst.“ Ulrich Waldner seufzte. „Warum müssen Ärzte eigentlich immer die schlimmsten Patienten sein?“, meinte er. „Komisch, dass die meisten gleich ihren Verstand mit ablegen, wenn sie selbst krank werden. Nein, Stefan, du wirst schön in diesem hübschen Bett liegen bleiben, dich von den Schwestern verwöhnen lassen …“
„Ja, die betüddeln mich alle, vor allem Schwester Margit“, unterbrach der Grünwalder Arzt den Freund und grinste. „Das ist das Einzige, was mir hier gefällt.“
„Margit hatte ja schon immer eine Schwäche für dich“, gab der Klinikchef lächelnd zu.
„Wer hat hier eine Schwäche für wen?“, fragte Alexandra, die eben das Krankenzimmer betreten hatte. „Läuft hier irgendwas, wovon ich nichts weiß? Muss ich eingreifen?“
Sie beugte sich über Stefan, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
„Schwester Margit hat eine Schwäche für mich“, erklärte der Grünwalder Arzt.
„Aha.“ Alexandra kniff ihn leicht in die Wange. „Wie ich gerade sagte: Muss ich eingreifen?“
„Schwester Margit ist über sechzig und unser Stationsfeldwebel“, meinte Dr. Waldner. „Also keine Bange, Alexandra. Aber Stefan lenkt ab. Weißt du, was er eben tun wollte?“
„Aufstehen und nach Hause gehen?“, riet sie. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich an das Krankenbett ihres Freundes.
„Genau.“
„Na, das kann er sich
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