Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
dass er es auf eine andere Weise versuchen wird.“
„Und zwar?“
„Indem er sich an Sie heranmacht. Oder Sie unter Druck setzt. Von der feinen Art wird es jedenfalls nicht sein.“
Ungläubig blickte Isabell ihn an.
„Lassen Sie sich nicht von seiner charmanten Art täuschen, Frau Tiberius“, warnte der Anwalt. „Er ist hinterhältig und brutal. Ich weiß, dass er vor einiger Zeit wegen Körperverletzung angezeigt wurde – und das nicht zum ersten Mal. Doch leider hat die junge Dame, seine damalige Freundin, diese Anzeige wieder zurückgezogen.“
Isabell versuchte, sich Benno Fürsterers Bild vor Augen zu holen. Besonderen Eindruck hatte er nicht auf sie gemacht. Groß, blonde Haare, ein hübsches Gesicht – mehr fiel ihr nicht ein.
Komischerweise konnte sie sich an seinen Bruder Korbinian viel besser erinnern. Kurzes dunkles, leicht lockiges Haar, braune Augen, ein rundum sympathischer Typ – und ein attraktiver Mann.
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er …“, begann sie, doch der Anwalt unterbrach sie direkt.
„Wenn es um Geld geht, Frau Tiberius – und auch noch um so viel wie in diesem Fall –, dann werfen viele Menschen ganz schnell ihre moralischen Bedenken über Bord. Sie glauben ja gar nicht, was ich schon erlebt habe, besonders bei Erbschaften. Da haben sich Leute schon wegen weit weniger die Köpfe eingeschlagen.“ Dr. Dornbuschen öffnete die Tür. „Dennoch, genießen Sie jetzt erst einmal Ihr neues Zuhause!“
***
Mein neues Zuhause, dachte Isabell, nachdem der Anwalt gegangen war. Langsam schlenderte sie von Raum zu Raum, strich hier und dort mit der Hand über ein schönes altes Möbelstück, blieb immer wieder an einem der Fenster stehen und blickte hinaus in den herrlich angelegten Garten, der nun in frühlingshafter Blüte stand.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, heimgekehrt zu sein. War das nicht merkwürdig?
Und dann kam unvermittelt ein ganz anderes Gefühl dazu, die Ahnung einer Bedrohung.
Wieder war Isabell an eins der Fenster getreten, in einem Raum im Obergeschoss, der zur Straße ging. Gerade als sie den Vorhang beiseiteschieben wollte, bemerkte sie auf der anderen Straßenseite einen Mann, der sich in den Schatten eines großen alten Baumes drückte.
Er tat nichts, sondern stand einfach nur da und starrte zu ihrem Haus herüber. Dennoch lag etwas in seiner Haltung, was Isabell Angst einflößte.
Sie rührte sich nicht, weil sie hoffte, dass er sie dann hinter dem Vorhang nicht wahrnehmen würde. Er schien geradewegs zu ihr hochzuschauen.
Doch dann drehte er sich abrupt um und ging eilig davon. Ein paar Meter weiter stieg er in einen Sportwagen und fuhr mit aufheulendem Motor los.
Erst jetzt fiel Isabell auf, dass sie unwillkürlich die Luft angehalten hatte, und langsam stieß sie den Atem aus.
Wer mochte das gewesen sein? Warum hatte er dort gestanden? Sein Gesicht hatte sie nicht erkennen können, nur, dass er groß und blond war.
Genau wie Benno Fürsterer …
Ein Schauder lief Isabell über den Rücken.
Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken, schaute auf die Uhr und griff dann nach ihrem Handy. Halb zwei. Ob sie Dr. Frank anrufen konnte? Bestimmt hatte er nun die Sprechstunde hinter sich und machte Mittagspause. Sie wollte ihn ja auch gar nicht lange aufhalten, nur ein paar Worte mit ihm reden. Seine beruhigende Stimme hören.
***
Ein Krächzen, das kaum als ein „Ja“ zu erkennen war, drang aus dem Hörer.
„Sind Sie das, Dr. Frank? Hier ist Isabell Tiberius.
Isabell hörte eine ärgerliche weibliche Stimme im Hintergrund „Lass das“ sagen, dann erklang eben diese Stimme klar und deutlich aus dem Telefon.
„Dr. Schubert hier. Kann ich Ihnen helfen?“ Offensichtlich war Dr. Frank das Handy aus der Hand genommen worden.
„Ich würde gern mit Dr. Frank sprechen.“
„Wer sind Sie?“
„Isabell Tiberius. Dr. Frank und ich haben uns im Zug kennengelernt, auf der Fahrt nach Düsseldorf.“
„Ach …“ Begeistert klang das nicht. „Das geht nicht. Dr. Frank ist krank“, fügte die Frau ziemlich schroff hinzu. „Einen Moment, bitte.“
Nun war es der Grünwalder Arzt, den Isabell im Hintergrund hörte. Er klang schrecklich heiser, und sie konnte nicht verstehen, was er sagte.
Dann meldete sich Dr. Schubert erneut.
„Tut mir leid, jetzt weiß ich wieder, wer Sie sind. Herr Frank hat mir von Ihnen erzählt. Sie wollten sich treffen. Rufen Sie deshalb an?“
„Ja.“
„Ich fürchte, da
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