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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Körper um seine offenbar verletzte Rechte, strampelte mit den Beinen und trat dabei nach dem Mädchen mit der roten Bommelmütze, das verzweifelt versuchte, ihm aufzuhelfen. Er schien sie gar nicht zu bemerken.
    Alle diese Eindrücke verarbeitete Singer innerhalb des Bruchteils einer Sekunde. Dann rannte er los, still hoffend, dass dieser Impuls die anderen ebenfalls in Bewegung setzen würde. Und er hoffte noch etwas, und dies betraf die schwere Eichentür zum einzig beleuchteten Gebäude im Dorf, der kleinen Kirche.
    Mit wenigen Sätzen hastete er zu dem jungen Paar. Das junge Mädchen schaute erschrocken zu ihm auf, ließ den Arm des Jungen fahren und riss ihre Hände schützend vors Gesicht, während ihr Mund ein großes blassrosa 'O' formte. Diese reflexartige (und im Moment völlig nutzlose) Geste ließ das Mädchen mehr denn je wie ein verlorenes Rehkitz wirken, das in den grellen Lichtkegel eines Autoscheinwerfers geraten war.
    Singer rannte um sie herum auf die Tür der Kirche zu und rüttelte an der schweren, schmiedeeisernen Klinke. Die Tür erzitterte bis ins hohe Gebälk, blieb jedoch verschlossen. Noch einmal lehnte er sich unter Aufbietung all seiner Kräfte auf die Klinke, welche so plötzlich nachgab, dass er beinahe ebenfalls im Schnee gelandet wäre. Dann drückte er die Tür ein Stückchen auf, schlüpfte in den Zwischenraum und stemmte sich unter Einsatz seines Körpers gegen das schwere Blatt, das, einem Schneepflug gleich, einen großen weißen Berg vor der Tür zusammenschob.
    Martin und Antonia waren inzwischen bei dem jungen Paar angekommen und es war ihnen zu dritt gelungen, den immer noch brüllenden und strampelnden Jungen vom Boden aufzulesen. Der Junge wurde von seinen Rettern regelrecht zur Kirche und durch das Eingangsportal geschleift, während er weiter schreiend um sich trat. Kurz bevor sie das Portal erreicht hatten, erwischte er Martin ziemlich unsanft am Schienbein, beinahe hätte er seinen Retter zu Fall gebracht. Als sie den Jungen schließlich durch die Tür hievten, war dieser kaum noch bei Bewusstsein. Aber wenigstens hatte er zu schreien und zu strampeln aufgehört.
    Der Wirt des Schützen und die anderen Dorfbewohner starrten verwirrt und unschlüssig zu ihnen herüber. Dann setzten auch sie sich in Bewegung und taumelten langsam und unsicher in Richtung Kirche, während Singer die schwere Tür hinter sich zuzog. Er konnte nicht sagen, was ihn überhaupt zur Kirche hingetrieben hatte, aber wahrscheinlich hatte es eine Menge damit zu tun, dass dies das einzige beleuchtete Gebäude im ganzen Dorf war. Instinkt. Hoffnung. Licht.
    Mit einem endgültig wirkenden, lauten Poltern stemmte Singer die schwere Eichentür zu. Das Letzte, was er draußen sah, war das dümmliche Gesicht des Wirtes mit der blühenden roten Pustel auf der Wange, der in der Dunkelheit auf sie zustolperte.
     
     

Brüche
     
     
    M artin ließ den verletzten Jungen bei den beiden Mädchen zurück und eilte Singer zu Hilfe. An der Innenseite der Tür war ein massiver gusseiserner Riegel angebracht. Martin warf sich mit voller Wucht dagegen, während Singer gleichzeitig daran zog. Gemeinsam bugsierten sie das schwere Metallstück quietschend in die uralte Einrastung. Der Riegel setzte ihnen einigen Widerstand entgegen – offenbar war er schon länger nicht bewegt worden, aber schließlich senkte es sich krachend in das metallene Gegenstück. Singer und Martin drehten sich keuchend zu den anderen um.
    Wenn sie erwartet hatten, dass die Dorfbewohner versuchen würden, ihnen in die Kirche zu folgen, so wurden sie in dieser Hinsicht enttäuscht. Kein dumpfes Aufprallen von Körpern, die sich gegen die Kirchentür warfen und dabei verzweifelt stöhnten wie die Zombies in den alten Gruselfilmen (sie waren stumm und das war irgendwie viel schlimmer!), keine berstenden Scheiben oder in aller Eile zusammengebastelte Molotow-Cocktails, die durch die hohen Fenster flogen – stattdessen nur die Stille.
    Sie hatten die Kirche für sich, vorerst. Das Kirchenschiff fasste etwa dreißig kleine Holzbänke zu beiden Seiten des Mittelgangs. Gegenüber der Eingangstür stand ein schlichter, weißer Holzaltar unter einer beeindruckenden Plastik des gekreuzigten Christus. Inklusive Kreuz, in voller Lebensgröße. Das Licht, welches durch die hohen Buntglasscheiben gedrungen war, stammte von unzähligen Kerzen, die an den Wänden auf schmalen Brettern standen und die kleine Kirche mit goldenem Strahlen erfüllten. In jeder

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