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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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konnte.
    Singer öffnete den Reißverschluss an der Seite des Rucksacks und nahm das zusammensteckbare Campinggeschirr heraus, was er am Morgen dort verstaut hatte, als sie zu ihrem kleinen »Picknick« aufgebrochen waren. Seine Finger berührten einen kleinen Laib Brot in einem Tuch. Der alte Mann hatte am Morgen gebacken, in aller Früh, als sie noch geschlafen hatten.
    Singer zwang seine Gedanken zurück zur Verletzung des Jungen und öffnete das ineinandergesteckte Essbesteck. Das spitze Steakmesser und den Aluminiumlöffel stopfte er zurück in die Tasche. Die Gabel bog er vorne etwas um, damit die breite Fläche mit den Zinken beide Finger des Jungen aufnehmen konnte. Als er die Gabel befestigt hatte, wickelte er den Stofffetzen aus seinem Hemd darum und fixierte das Gebilde zum Schluss noch mit einer Lage des breiten Klebebands, das er im Haus beim Steinbruch entdeckt, für nützlich befunden und in seiner Jackentasche verstaut hatte.
    »So, fertig. In einer Woche ist’s wie neu«, sagte er zu dem Jungen und lächelte ihm aufmunternd zu. In dem dicklichen Gesicht des Jungen lag jedoch nur Verständnislosigkeit und Leere. Oh Mann, dachte Singer, den hat es offenbar schwerer erwischt . Doch dann klarte der Blick des Jungen auf und ein unbestimmter Zorn verdrängte das hohle Starren seiner Augen. Wortlos zog er die verbundene Hand zurück und stand auf, während er Singer weiter mit unverhohlener Wut anstarrte. Dann drängte er sich an dem am Boden hockenden Mann vorbei und ging mit seltsam eckigen Schritten durch den Mittelgang des Kirchenschiffs auf den Altar zu, vor dem er schließlich stehen blieb.
    »Bitte, gern geschehen«, murmelte Singer. Er verstaute den Rest des Klebebands wieder in der Seitentasche, dann schob er den Rucksack zurück unter die Kirchenbank. Das junge Mädchen war hinter ihrem Bruder hergelaufen und redete nun flüsternd auf den Jungen ein, der sie allerdings keiner Antwort würdigte und weiter wortlos auf den Altar und das riesige Kreuz starrte. Nach einer Weile verstummte das Mädchen schließlich, drehte sich um und lief den Gang zwischen den Bänken hindurch zurück zu den Singers.
    »Entschuldigen Sie den Christian, er ist sonst nicht so«, sagte das Mädchen bekümmert, »es ist nur, wie wir heute Morgen nach Einsiedeln aufgebrochen sind, da war doch noch alles in Ordnung. Und dann, als wir auf der Hauptstraße zurückgefahren sind, da ...« Hilflos sah sie die beiden an, schien nach Worten zu suchen, die dem Grauen ihrer Erinnerung Ausdruck verleihen konnten. Sie fand keine.
    »Ist schon gut«, sagte Singer, sowohl zur Beruhigung des Mädchens als auch, um das rüde Verhalten ihres Bruders zu entschuldigen.
    »Mein Gott, oh mein Gott«, stammelte das Mädchen plötzlich, schlug die Hände vors Gesicht und begann, leise zu schluchzen. Antonia legte einen Arm um sie und wiegte sie sanft hin und her. »Ist okay, lass es raus, ist okay«, sagte sie immer wieder zu dem schluchzenden Kind, bis sich das Mädchen wieder etwas beruhigt hatte und ihre Geschichte fortsetzen konnte.
    »Christian, er hat Mutter in der Küche gefunden, sie lag mitten auf dem Fußboden und war ganz … ganz steif und blau. Und ich hab' gemeint, wir sollten Vater holen, der wüsste schon, was zu tun ist.«
    Sie starrte eine Weile mit tränengefüllten Augen ins Leere und drohte, erneut das bisschen Kontrolle zu verlieren, was sie noch besaß. Antonia legte ihren Arm wieder um das arme, zitternde Ding.
    »Unser Vater ist hier im Dorf der Pastor, wissen Sie«, sagte sie. Die Kerzen, dachte Singer. Er musste sie aufgestellt haben.
    »Und dann ist uns der Huber von der Sägerei entgegengekommen, und hat so ein riesiges Messer in der Hand gehabt. Das hat er geschwungen, als wär' er verrückt geworden. Erst hab' ich noch gedacht, er winkt uns.« Ein weiteres kleines Aufbäumen ging durch den Körper des Mädchens.
    »Aber vor dem Huber hat der Jossek gelegen, sein Knecht. Und überall war das ganze Blut. Und dann hat der Huber auf dem Jossek rumgetrampelt und ihn getreten und so. Und der Jossek hat sich gar nicht mehr bewegt. Da sind wir mit dem Roller davongefahren zum Kirchplatz, so schnell wie's ging. Beim Schäfergässchen haben dann die anderen gestanden, alles Leute aus dem Dorf.«
    »Christian wäre da beinahe hineingerast, aber die schien das gar nicht zu stören. Die sind kein Stück zur Seite gegangen. Dann hat Christian wohl versucht, um sie herumzufahren und davon ist dann der Roller ins Schleudern

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