Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
Vom Netzwerk:
draußen.
    »Herr Singer?«, begann Lena schüchtern.
    »Peter, bitte«, sagte Singer und rang sich ein erneutes Lächeln ab. Es ging diesmal sogar etwas besser, als er sah, wie das Mädchen nickte. Ihre großen blauen Augen wirkten ruhig und gefasst. Armes, kleines Ding.
    »Es wird alles wieder gut, oder?«
    Ihr Blick schweifte von Singer zu der Stelle, wo sie ihren Bruder vermutete, doch der Platz vor dem Altar war leer. Suchend glitt ihr Blick eine Weile durch das Kirchenschiff, dann sah sie ihn zwischen den Kirchenbänken ein paar Reihen weiter vorn sitzen. Singer folgte ihrem Blick – Christian hatte sich Rotz und Tränen aus dem Gesicht gewischt und machte insgesamt einen etwas gefassteren Eindruck. Es schien, als hätte er inzwischen den Großteil seiner Selbstkontrolle wiedererlangt. Als er den Blicken der zwei begegnete, legte sich zögerlich ein schiefes Lächeln auf sein Gesicht. Schließlich stand Christian auf und schlurfte auf seine Schwester und Singer zu. Dann blickte er dem Wissenschaftler fest in die Augen und sagte schließlich: »Danke. Für die Schiene, meine ich. Ich wollte bestimmt nicht unhöflich sein, es war halt nur … die Schmerzen. Und dann das da draußen. Der Schock.« Er fröstelte, schniefte leise und deutete mit dem Kopf zum Kirchenportal.
    »Kein Problem, gern geschehen«, sagte Singer und atmete hörbar aus. Der Junge hatte sich gefangen. Ein Lichtblick, wenn auch nur ein kleiner.
    »Christian«, stellte sich der Junge vor und nickte ihnen zu. Dabei lächelte er und irgendwie verlieh das seinen weichen Zügen sogar etwas recht Sympathisches. Lena stellte sich zu ihm und legte ihren Kopf an seine Schulter. Einmal mehr fiel Singer auf, wie verblüffend ähnlich sich die beiden sahen, beinahe wie eineiige Zwillinge, obwohl der Junge etliche Jahre älter als seine Schwester sein musste. Singer stand auf, entschuldigte sich und ging zum Eingangsportal, wo Antonia und Martin immer noch die Dunkelheit draußen vor der Kirche beobachteten. Die Geschwister blieben bei der Bank zurück, Christian setzte sich und sie begannen wieder, sich leise zu unterhalten. Als Singer sich von den beiden entfernt hatte, verstummten sie für eine Weile und schauten still zu dem gekreuzigten Heiland, wobei Lena die schmalen Hände um Christians Linke gefaltet und ihren Kopf demütig nach unten gesenkt hatte. Sie betete, und auch Christian hatte den Kopf gesenkt. Daher bemerkte Singer nicht, dass der Junge einfach weitergrinste, während er auf das große Altarkreuz stierte. Und nun hatte sich eindeutig etwas Krankhaftes in sein Lächeln geschlichen.
    Als Singer bei dem kleinen Fenster neben der Tür ankam, fiel ihm auf, dass er Lenas Frage gar nicht beantwortet hatte. Die Frage nämlich, ob alles gut werden würde.

Querelen
     
     
    D ie Dorfbewohner, die immer zahlreicher zusammengeströmt waren, wurden allmählich unruhiger. Inzwischen hatten sich über zwei Dutzend Menschen in einem losen Halbkreis vor dem Eingang zur Kirche versammelt, und das waren nur diejenigen, die Singer von seinem Posten am Fenster aus sehen konnte. Die gesamte Bevölkerung des Dorfes, so schien es, war auf schwankenden Beinen vor der Kirche zusammengeströmt.
    Immer wieder vollführten sie zuckende Gebärden und krümmten sich wie unter Schmerzen zusammen, reckten die Hälse und streckten ihre verkrümmten Hände zum Eingang der Kirche hin. Und sie begannen, Geräusche zu machen. Sie jaulten, brabbelten, murmelten und schrien hin und wieder leise auf. Doch alles, was sie von sich gaben, waren unverständliche Laute.
    Und dann passierte etwas mit der brünetten Frau in dem geblümten Negligé, die bisher genau wie die anderen zur Kirche hinübergestarrt hatte. Sie blinzelte, schüttelte sich und schaute sich schließlich um, verwirrt und orientierungslos. Singer hatte den Eindruck, als erwache sie aus einem tiefen Schlaf.
    Ihre Hand fuhr nach vorn und traf mit voller Wucht das von Geschwüren übersäte Gesicht des Pastors. Eine ockerfarbene Flüssigkeit spritzte aus dem dichten Feld der Pusteln, die seine gesamte rechte Gesichtshälfte bedeckten. Der Mann stieß einen wütenden Grunzlaut aus, dann fuhr er vollends herum. Seine dürren Arme schossen vor, packten die Frau bei den Haaren und zogen ihren Kopf in einer einzigen kraftvollen Bewegung zu sich heran und herunter. Als sie gebeugt und taumelnd vor ihm zum Stehen kam, riss er sein Knie nach oben und trat der wehrlosen Frau ein paar Mal mit voller Wucht in den

Weitere Kostenlose Bücher