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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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das traf den Kern der Sache nur unzureichend.
    Singer schmeckte Blut und stellte fest, dass er seine Schneidezähne in seine Unterlippe getrieben hatte. Die Gedanken des Wesens waren Ausdruck einer Schwärze jenseits des Begreifbaren, des unentrinnbaren Nichts. Es war die Grundstimmung, die pulsierende Eigenfrequenz des Chaos und dem, das nach dem Chaos kommt.
    Und dann wurde die Welt stumm und es gab nur noch die Gedanken des Wesens.
    »JA, DU WIRST STERBEN«, sagten diese mit dröhnender Stimme, »UND VORHER WIRST DU LANGE LEIDEN. UND ALL DAS, WOFÜR DU GLAUBST, GELEBT UND GELITTEN ZU HABEN, UND WOFÜR DU GESTORBEN BIST, WIRD VERGEBENS GEWESEN SEIN. BEDEUTUNGSLOS. NICHT EINMAL EIN STAUBKORN IN DER WÜSTE DER ERINNERUNG.«
    Doch eigentlich waren es keine Gedanken, und es benutzte auch keine Stimme. Es sandte Bilder. Furchtbare, wüste Gemälde der Zerstörungswut und Grausamkeit. Auf diese Weise verständigte es sich. Singer sah noch etwas, Bruchstücke von Visionen, wie das verklingende Echo einer uralten Erinnerung: Plötzlich verstand er, auf welche Weise der Geist des Draakk die infizierten Menschen vor der Kirche kontrollierte und er begriff, dass ihre Seelen in den missbrauchten Körpern schrien. Gezwungen, dem Treiben des eigenen vergifteten Instinkts zuzuschauen und die dunkelsten Momente der eigenen verkommenen Seele jenseits aller Vernunft wieder und wieder zu durchleben. All diese Menschen waren in der Hölle ihrer eigenen Albträume gefangen.
    Die Art, auf die der Draakk sein Bewusstsein mit dem ihren verband, kam einer Vergewaltigung gleich. Der Wille des fremden Wesens fühlte sich für Singer an wie eine Maschine aus blitzendem Chromstahl, deren wirbelnde, messerscharfe Klingen sich wütend in den Verstand ihrer gepeinigten Opfer fraßen.
    Und dann war es in ihm.
    Singer sah plötzlich durch die Augen von vielen. Ihm wurde schlagartig übel und doch war es wie ein finster beglückender Rausch. Sein Verstand war plötzlich an unzähligen Orten gleichzeitig und doch messerscharf und fokussiert, zusammengehalten von der Macht eines einzigen ungeheuerlichen Willens. Er konnte sehen und spüren und schmecken, wie die Energie aus den Köpfen der Dorfbewohner in dicken elektrischen Strömen köstlicher Erregung – wie gleißende, blaugrüne Lichtblitze – auf den Draakk , auf ihn, zufloss.
    Und dann befand sich Singer plötzlich in einer Welt, die in ewiges, rotes Zwielicht getaucht war. Er saß auf einem gigantischen Thron unter einem sternenübersäten Nachthimmel an der Spitze eines monumentalen Tempels, der ihn unwillkürlich an die Bauten der Inka oder altägyptische Pyramiden denken ließ. Nur war dieser steinerne Kultort ungleich größer. Vor Singer erstreckte sich eine breite Straße bis zum Horizont, dicht an dicht drängten sich unzählige Menschen darauf, wogten hin und her und bewegten sich langsam auf den Tempel zu, während aus ihren Köpfen Blitze blaugrüner Energie stoben und diese Blitze ernährten ihn. Die Macht, die Singer durchströmte, war grenzenlos, unermesslich: Es war eine Macht, die ihn befähigte, Planeten aus ihrer Umlaufbahn zu werfen und kollidieren zu lassen, allein durch die Kraft seiner Gedanken.
    Der Rausch dieser Macht war unvorstellbar. Er konnte überall sein, alles sehen, alles tun und es gab nichts , was ihm Einhalt gebieten konnte. Das, was er spürte, war die absolute Macht, die Macht über Zeit und Raum und alle Dinge, die sich darin befanden.
    Es war die Macht eines Gottes.
    Die kolossalen Steinstufen, die zum Tempel hinaufführten, waren mit den Leibern abertausender Menschen bedeckt, die verzweifelt versuchten, die glitschigen Treppen zu erklimmen und dabei immer wieder in der roten Flüssigkeit ausglitten, die die Stufen zum Tempel überspülte. Zu seinen Füßen stand eine Vielzahl steinerner Altarblöcke auf einer Fläche, die so groß war wie der Grundriss einer Stadt. An den Altären standen Wesen, die dem Draakk nicht unähnlich waren, nur erschienen sie von Singers Position aus kleiner und weniger furchteinflößend, denn er wusste: Diese Wesen dienten ihm.
    Es waren die schwarzen Altäre mit den unermüdlich tötenden Draakk -Wesen, zu denen all die Menschen auf der breiten Straße strebten. Diese Steinblöcke waren die grausige Quelle der roten Flut, von der er wusste, dass sie den Tempel umspülen würde, bis alle Existenz in einem Meer von Blut ertränkt war.
    Und noch etwas zeigte ihm der Draakk, während er mit ihm verbunden war: Nur ein

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