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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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seine Bürotür hinter ihnen. »Setzen Sie sich, Singer.«
    Während sein Chef stumm auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch deutete und sich selbst setzte, erlangte er allmählich auch seine gewohnte Fassung wieder.
    »Einen Scotch?«, fragte er Singer mit einer weitschweifigen Geste in Richtung der kleinen Minibar in der Ecke des Raumes und schob ihm ein dickwandiges Glas über den Tisch. Singer vermeinte ein leichtes Zittern seiner Hände zu bemerken. Sich selbst stellte er kein Glas hin.
    »Also, was ist da im Sachsenwald passiert, Singer?«
    »Schön, dass Sie fragen«, sagte der und starrte herausfordernd in die Augen seines Chefs. »So einiges. Wie viel wissen Sie denn? Oder, anders gefragt, wann genau haben Sie sich eigentlich aus dem Staub gemacht , Murnauer?«
    »Hören Sie, ich kann ...«, setzte dieser erbost an, offenbar hatte die Provokation gesessen. Dann ließ er es plötzlich bleiben. Mit einer kraftlosen Geste sanken seine Hände auf die Tischplatte herab, als er sagte: »Die Pustel platzte unerwartet, und wir mussten sie alle einschläfern – äh, betäuben. Vorübergehend natürlich nur.«
    »Und das haben Sie gleich zum Anlass genommen, vorsorglich zu verschwinden«, bemerkte Singer. »Nur für den Fall, dass Einschläfern nicht genügt, ja? Sehr heldenhaft!«
    »Nein«, gab Murnauer matt zurück, »Ich hatte Bericht zu erstatten. Ich wollte heute Morgen wieder hinfahren. Aber irgendwann letzte Nacht ist die Verbindung zu der Anlage komplett ausgefallen. Plötzlich hatten wir nur noch schwarze Bildschirme, auf denen »Kein Kontakt« blinkte – also habe ich ein Spezialistenteam hingeschickt, um die Verbindung zu überprüfen.«
    Also doch, dachte Singer, er hatte sich das Zittern der Hände seines Chefs nicht eingebildet. Der große Zampano war nervös. Sehr nervös. Und er hatte auch allen Grund dazu. »Soweit ich weiß, sind die immer noch damit beschäftigt, den Haupteingang aufzuschweißen. Die Anlage ist nämlich atomkriegsicher, wissen Sie«, belehrte er Singer und ließ dabei sogar so etwas wie Stolz durchschimmern. Ein Stolz, der Singer endgültig den Rest gab.
    »Prima, Murnauer, ganz toll!«, entfuhr es ihm. »Und wissen Sie auch, was Ihre Scheiß-Anlage da unten noch ist?« Murnauer sah ihn fragend an. »Sie ist ein beschissenes Grab!« Nun schrie er fast. »Da unten sind alle tot, verdammt – und es ist ein Anblick, auf das nichts, aber auch gar nichts ihre verdammten Sturmtruppen vorbereiten kann, glauben Sie mir!«
    Murnauers Augen quollen wie kleine glibberige Golfbälle aus ihren Höhlen. »Tot? Aber …« Er wirkte ehrlich überrascht – nein, nicht wirklich überrascht – Singer suchte für einen Moment nach dem passenden Wort – entsetzt. Ja, das passte besser. Entsetzt wie jemand, dessen schlimmster Albtraum gerade zur Tür hereinspaziert und dabei einen lustigen Karnevalshut auf dem Kopf trägt. Und fröhlich in eine von diesen dämlichen, bunten Tröten bläst. Sämtliche Farbe war aus Murnauers Gesicht gewichen, er sackte in dem braunen Leder seines riesigen Chefsessels in sich zusammen.
    »Aber wissen Sie, was überhaupt das Beste ist, Murnauer? Ihr Gast, der große Typ mit dem kleinen Akneproblem, ja? Ihre berühmte 'humanoide Lebensform' … der ist nicht mehr da … ist einfach abgehauen aus ihrem tollen atomkriegsicheren Forschungsgefängnis und spaziert jetzt wer weiß wo herum.«
    »Der Draakk ist …?«, entfuhr es Murnauer. Es war kaum mehr als ein Flüstern. Dabei atmete er stoßweise aus, als hätte Singer ihm gerade einen mächtigen Hieb in die Magengrube verpasst. Das war vielleicht das Schlimmste, überlegte Singer, diese echte Angst in den Augen des großen Obermackers. Murnauer, der meinte, im ganz großen Spiel mitzumischen. Seine Exzellenz hatte versagt, und zwar gründlich.
    Und er hatte noch etwas, fiel Singer auf. Er hatte sich verplappert . Murnauer wusste offenbar ganz genau, was sie da unten untersucht hatten. Hatte es schon die ganze Zeit gewusst, noch als das Ding in seiner versiegelten Glasbehausung gelegen hatte – und vielleicht schon vorher. Er hatte sogar schon einen Namen für die Kreatur: Draakk . Passend, wie Singer fand, es klang genauso abstoßend, wie die Kreatur ausgesehen hatte. Draakk … das klang ganz nach einem Wort, das man am Morgen nach einer durchzechten Nacht in die Kloschüssel ruft. Da kannte sich Singer schließlich ganz gut aus.
    »Okay, Singer«, wandte sich der kalkweiße Institutsleiter an seinen Angestellten,

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