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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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jungen Empfangsdame um.
    »Sabine?«
    »Ja, Dr. Singer?«
    »Haben Sie noch Urlaub in diesem Jahr?«
    »Ich glaube schon, ja. Warum?«
    »Nehmen Sie ihn. Am besten sofort.«
    Damit öffneten sich die Türen des Lifts, in dem Singer ohne weitere Erklärungen verschwand.
    Die Etage, in der Murnauers Büro lag, war genau so, wie er sie in Erinnerung hatte. Protzig, geschmacklos und mit allem vertäfelt, was irgendwie nach Geld aussah – Edelholz, Marmor und poliertes Messing, soweit das Auge blickte. Ein paar der Verzierungen mochten sogar aus Gold bestehen.
    Auch Gundula war offenbar noch immer bei ihm beschäftigt, stellte Singer fest, als er das Vorzimmer zu Murnauers Büro betrat. Gundula Kiesig war ein Vorzimmerdrachen wie aus dem Bilderbuch – wenn es etwas gab, dass man Murnauer nicht vorwerfen konnte, dann, dass er sich seine Mitarbeiter nach deren äußerer Erscheinung ausgesucht hatte. Und falls doch, litt er wirklich ganz gewaltig an Geschmacksverirrung.
    Die schwergewichtige Vorzimmerdame besaß hingegen andere Qualitäten als ein attraktives Äußeres. Zum Beispiel die, ungebetene Besucher mit einer Vehemenz abzuwimmeln, die ihresgleichen suchte – wie Singer auch sofort feststellte, als er die ‚Giftige Gundula’ mit einem freundlichen »Hallo!« begrüßte.
    »Dr. Murnauer ist heute nicht zu sprechen, für niemanden!« Ihr Ton hätte kaum abweisender sein können. Oder wichtigtuerischer. ‚Und Ihnen auch einen guten Morgen, Gundula‘, dachte Singer.
    »Ach! Aber er ist schon da drin, ja?«, sagte Singer betont langsam und deutete auf die gepolsterte Eichentür zum Reich des Höllenfürsten, dessen menschgewordener Zerberus auch prompt zurückblaffte: »Professor Dr. Murnauer befindet sich in seinem Büro, ja. Aber ich sehe nicht, inwiefern das für Sie von Bedeutung wäre. Er ist, wie gesagt, nicht zu sprechen«, gab sich Gundula alle Mühe, endgültig zu klingen. Und unterstützte die Bestimmtheit ihrer Aussage mit all ihren zweihundert Pfund Lebendgewicht, die sie mobilisierte, um sich schützend vor die Tür ihres Chefs zu stellen.
    »Gehen Sie beiseite«, sagte Singer leise. »Glauben Sie mir, was immer er gerade Geheimnisvolles da drinnen tut, ob er den Geist seines Urgroßvaters beschwört oder sich vor dem Spiegel einen runterholt – es kann, verdammt noch mal, warten …«
    Und damit versuchte er, Gundula Kiesigs massigen Körper beiseite zu schieben, was sich allerdings als ein fruchtloses Unterfangen herausstellte und in einer Art wildem Gerangel mit der Chefsekretärin endete. Gundulas Augen, ohnehin kaum mehr als kleine Sehschlitze über ihren aufgedunsenen Pausbacken, verengten sich noch ein wenig mehr. »Was?!«, rief sie entrüstet und sichtlich entsetzt über Singers obszöne Andeutung aus, »Unser Gespräch endet hier, Herr Dr. Singer.«
    »Einen Scheiß!«, brüllte Singer und damit riss ihm endgültig der Geduldsfaden. Er packte die fette Sekretärin an den wabbeligen Schultern und setzte dazu an, sie einfach zur Seite zu drängen, woraufhin sie in ihrer misstönend penetranten Stimme laut zu kreischen begann: »Dr. Singer, ich glaube nicht … verlassen Sie auf der Stelle … ich rufe den Sicherheitsdienst! Dr. Singer!«
    Die Tür zu Murnauers Büro öffnete sich mit einem überraschenden Ruck, so dass Gundula, die sich dagegen gelehnt hatte, fast hineingestolpert und auf ihren fetten Hintern geplumpst wäre. Das verdutzte Gesicht Murnauers erschien im Türrahmen und ließ sowohl David als auch Goliath mitten in ihrem Ringkampf erstarren.
    »Gundula! Was ist hier los, verdammt?« Dann bemerkte er Singer und starrte ihn einen Moment einfach nur ungläubig an. »Singer!«, entfuhr es ihm. »Was zur Hölle … ? Was tun Sie hier? Wie sind Sie … ?«
    »Sehen Sie, genau dasselbe wollte ich Sie auch gerade fragen, Murnauer«, sagte Singer und ließ langsam seine Hände sinken, da Gundula momentan keine Anstalten mehr machte, den unterbrochenen Kampf wieder aufzunehmen. Ihre Hände hielt sie allerdings weiterhin erhoben und wirkte damit wie ein Hündchen, das Männchen macht. Ein Zweihundert-Pfund-Hündchen allerdings.
    »Kommen Sie, äh, kommen Sie in mein Büro.« Murnauer winkte Singer mit einer fahrigen Bewegung durch die Tür – er wirkte nun ernstlich verwirrt und durcheinander.
    »Ist gut, Gundula, sorgen Sie bitte dafür, dass wir nicht gestört werden«, sagte Murnauer leise, ohne seinen Blick von Singer zu wenden.
    »Natürlich, Herr Professor Doktor.«
    Murnauer schloss

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