Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Sündenbock und fangen nochmal von vorn an.«
Singer nickte nachdenklich. Es war schwer zu glauben, selbst wenn er gerade mittendrin steckte.
»Die Leafers, zum Beispiel«, fuhr Martin fort, »diese angeblichen Ökoterroristen? Die gibt es gar nicht! Eine reine Tarnorganisation, unterstützt von einem Konglomerat aus der Gen- und Bioforschung, um die Seriosität ihrer Gegner zu untergraben. Die haben sich vorsorglich ihren eigenen Feind geschaffen und ihn zu einer Gruppe durchgeknallter Fanatiker hochstilisiert, denen sie alles in die Schuhe schieben können, wenn mal was danebengeht. Wie das mit Ihnen.«
Nach einer Pause fügte er hinzu: »Wissen Sie, ich und ein paar meiner Freunde finden, diese ganze Geheimniskrämerei bringt uns nicht weiter. Informationen sollten allen zur Verfügung stehen, egal ob sie arm oder reich sind.«
»Ein paar deiner Freunde?«, fragte Singer.
»Computerspezialisten. Neue Freidenker, Hacker. Nennen Sie uns, wie Sie wollen. Jedenfalls beobachten wir Murnauers sauberes Institut schon eine ganze Weile. Die haben ihre Finger in Sachen, da wird Ihnen richtig schlecht! Das meiste ist militärische Forschung. Die verscherbeln alles Mögliche, von Wunderdrogen bis zur DNA des perfekten Soldaten. Und zwar an jeden, der es sich leisten kann. Und über all dem liegt der Instituts-Deckmantel, der übrigens auch noch mal ein ganz hübsches Sümmchen nebenbei abwirft. Und natürlich von ein paar ganz hohen Tieren geschützt wird. Wir haben lange darauf gewartet, dass die einen Fehler machen. Und jetzt scheinen sie einen gemacht zu haben. Einen gewaltigen.«
»Fragt sich nur, ob wir noch in den Genuss kommen, etwas davon zu haben«, sinnierte Singer leise.
»Richtig. Und das hängt im Wesentlichen davon ab, wie schnell und wirksam Sie jetzt von der Bildfläche verschwinden können. Früher oder später müssen sie den Audi auf irgendeiner Kamera entdecken und spätestens dann werden sie wissen, dass wir sie an der Nase herumgeführt haben.«
Singer stand auf, um sich einen neuen Kaffee einzugießen.
»Wow!«, das war alles, was er im Moment zur Diskussion beitragen konnte, während er sich Martins Worte durch den Kopf gehen ließ. Was dieser gesagt hatte, ergab durchaus Sinn. Und es war verdammt beängstigend. Ganz abgesehen von den Ungeheuerlichkeiten, die im Institut passierten – hier schien ein regelrechter Krieg im Gange zu sein. Ein Krieg um und mit Informationen, der das Gerangel des Kalten Krieges wie ein Bridgespiel zwischen biederen alten Damen aussehen ließ. Die Welt hatte sich rasend schnell gewandelt. Die Dinge spitzten sich zu. Und zwar direkt vor ihrer Nase. Und vor der von Millionen anderer gutgläubiger Bürger, die das Alles nicht im Geringsten interessierte, solange es am Sonntagabend Tatort und im Sommer die Live-Übertragung der Champions League im Fernsehen gab. Das Leben schien kaum mehr als ein Puppenspiel, in dem andere die Fäden zogen und sie gerade mal die Marionetten abgaben. Und die Puppenspieler hinter den Kulissen – mächtig und doch auf eine fast noch erschreckendere Weise kindisch in ihrem Machtstreben – waren gleichermaßen gefährlich wie skrupellos. Eine Welt außer Kontrolle.
Er setzte sich wieder hin, den Becher mit frischem Kaffee in seiner Hand. Dann schaute er Martin direkt in das intelligente, junge Gesicht. »Gut. Dann ist das also in etwa der Deal, der dir vorschwebt: Du hilfst uns dabei, zu überleben, und diese Tatsache ermöglicht dir und deinen Kumpels, das Institut bloßzustellen. Richtig?«
Falls Martin sich ertappt fühlte, zeigte es das nicht im Geringsten. Stattdessen grinste er: »So in etwa. Ich behaupte auch gar nicht, uneigennützig zu handeln. Oder dass wir die Guten sind und die die Bösen. Gut und Böse sind Begriffe aus dem Märchen, wissen Sie? Aber so, wie ich das sehe, sind wir tatsächlich im Moment Ihre einzige Chance.«
Martin trank einen weiteren Schluck von seinem Kaffee, was ihm ungefähr so viel Freude zu bereiten schien, wie beherzt in ein großes Insekt zu beißen. Dann sagte er: »Kommen Sie, wir machen Fotos für Ihre Pässe.«
Nachdem Sie eine Weile vor einer kleinen, weißen Fotoleinwand posiert hatten, um biometrische Porträtfotos für ihre neuen Ausweise zu machen, gingen sie zu Bett. Sie waren erschöpft und würden morgen weitersprechen. Martin führte sie in das geräumige Gästezimmer, danach duschten Antonia und Singer und bereiteten sich auf die Nacht vor.
Nachdem er ihnen frisches Bettzeug
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