Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
davonlaufen«, stellte Singer fest.
»Kaum«, bestätigte Martin und wuchtete die große Tasche mit den Konserven und dem Geld über seine rechte Schulter. Dann ging er durch die Metalltür ins Wohnzimmer. Er betätigte die Fernbedienung und der Eingang zu dem versteckten Bunkerraum wurde wieder zu einer ganz normalen Wand mit einem unverschämt großen Fernseher davor. Klonk, zisch, und es hatte nie einen Safe Room gegeben.
Dann warf er die Fernbedienung auf den Fußboden und trat beherzt mit dem Absatz seiner Turnschuh darauf, worauf das schwarze Plastikgehäuse mit einem lauten Knirschen zersprang. Martin trampelte noch ein paar Mal auf dem Innenleben herum, bis die Fernbedienung aus wenig mehr als kleinen schwarzen Plastiksplittern, Gummiknöpfen und Bruchstücken elektronischer Bauteile bestand. Ein wenig wirkte das Ganze wie die Überreste eines künstlichen Insekts, das jemand mit einem Pantoffel erschlagen hatte.
An der Tür zur Küche drehte er sich zu dem verblüfften Singer um. »Kommen Sie?«, fragte er ungeduldig. »Wenn wir uns beeilen, sind wir schon in der Schweiz, bevor die den Safe Room überhaupt entdeckt haben. Also los, let’s roll!«
Keine zehn Minuten später glitt das Rolltor der Garage geräuschlos nach oben und Martin startete den silbernen Mercedes E 500. Sie folgten dem Schotterweg durch den kleinen Park bis zur Straße, verdeckt von den übermannshohen Büschen. Die toten Augen der abgeschalteten Kameras blickten ihnen trübe nach, während sich die automatische Garagentür hinter ihnen langsam wieder schloss. Klonk, zisch, und sie waren niemals hier gewesen.
Identität
S ie fuhren wieder über Nebenstraßen. Das Risiko, in das Netz der unzähligen Kameras entlang der Autobahnen zu geraten, war einfach zu groß. Und wer konnte sagen, ob sie nicht bereits nach Martins Mercedes suchten? Sie kamen gut und ohne Zwischenfälle voran – als der Wintermorgen, der so strahlend begonnen hatte, in das trübe Novembergrau des Nachmittags überging, hatten sie die Schweizer Grenze fast erreicht. Martin hatte unterwegs die Pässe besorgt. Auf einem verlassenen Parkplatz hinter den verfallenden Resten eines Supermarkts hatte ein schwarzer kleiner Lieferwagen geparkt. Martin war ausgestiegen, zu dem Wagen hinübergeschlendert und hatte sich unter Singers skeptischen Blicken eine Weile mit den Insassen unterhalten. Diese waren nicht zu erkennen gewesen – der Wagen hatte rundum komplett schwarz getönte Fensterscheiben, die nur einen winzigen Spalt heruntergelassen war. Martin hatte leise mit ihnen gesprochen – und offenbar auf Russisch. Und auch wenn er diese Sprache eher bruchstückhaft beherrschte, hatte es offenbar für das Wesentliche ihrer Transaktion genügt. Er war mit einer kleinen Papiertüte zurückgekehrt, in der sich ihre neuen Pässe befunden hatten, die er gegen ein paar Bündel der Geldscheine aus der Sporttasche eingetauscht hatte. Ziemlich viele Bündel.
Sie setzten die Fahrt als Frau Meier sowie die Herren Schmidt und Jürgens fort, wobei Martin stark bezweifelte, dass Singer beziehungsweise »Jürgens« überhaupt in den Genuss kommen würde, von seinem neuen Pass Gebrauch zu machen. Allein der Anblick seines Gesichts würde wohl bei jedem Polizeibeamten, der das Fahndungsbild gesehen hatte, sofortige Schussreflexe auslösen. Immerhin war er ein gesuchter Terrorist und Massenmörder.
Singer beugte sich wieder über Antonias Laptop und vertiefte sich in die Unmengen bruchstückhafter Daten, die Martin aus dem Institut erbeutet hatte. Der kleine Ausflug in das Intranet des Unetrnehmens hatte sich trotzdem gelohnt, denn jetzt hatten sie immerhin ein Ziel.
Das Wesen war in den Schweizer Alpen entdeckt worden, unweit des Dörfchens Igstein im Muotatal, von einem Mann namens Alois Suter, einem Hüttenwirt und ambitionierten Freizeitkletterer. Murnauer und seine Leute hatten ihn anschließend ausführlich befragt. Über den Mann selbst stand nichts in den Akten, aber vielleicht würde er in der Lage sein, ihnen mehr über seine Entdeckung zu erzählen oder sie gar zum Fundort des Wesens zu führen. Unter Umständen würde ihnen dies Aufschluss über den Ursprung der fremden Kreatur geben. Möglicherweise würden sie sogar erfahren, wie man es vernichten konnte. Falls man es überhaupt vernichten konnte.
Und Singer fand noch mehr heraus: Offenbar beschäftigte sich das Institut unter Murnauers Leitung schon wesentlich länger mit dem Wesen, als er ihnen
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