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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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offenbart hatte, wenn auch der größte Teil der Daten aus einer Sammlung eher theoretischer Erkenntnisse zu bestehen schien. Einer reichlich abstrusen Sammlung, zumindest für Singers wissenschaftlichen Geschmack. Murnauer hatte offenbar ganze Heerscharen von Historikern damit beschäftigt, die Ursprünge des Wesens im Nebel der Zeit zurückzuverfolgen. Es fanden sich Hinweise auf seltsame Maya-Kulte und verbotene Rituale in versteckten Höhlen unter dem heiligen Gipfel des Kailash im Himalaya, welche offenbar bereits in der Nazizeit zusammengetragen worden waren (und merkwürdigerweise ergänzende handschriftliche Vermerke des deutschen und amerikanischen Geheimdienstes aus den frühen Sechzigern trugen, offenbar hatte man die Forschungen der Abteilung »Rassenkunde« auch in der Nachkriegszeit noch für nützlich befunden und einfach im Geheimen fortgesetzt). Von ägyptischen und aztekischen Pyramidenstrukturen war die Rede, komplizierten Berechnungen der Größenverhältnisse und Materialbeschaffenheiten von Gesteinen.
    Besonders verstörend fand Singer eine ausführliche Vergleichsanalyse zwischen den Schädeln von Kindern aus einer frühen Pharaonendynastie und Höhlenzeichnungen in der Altamira-Höhle in Kantabrien. Diese wiesen erstaunliche Ähnlichkeiten zu der abnormal verlängerten Stirnpartie des Wesens auf, das sie in Murnauers Labor untersucht hatten. Offenbar hatte man den noch weichen Schädeln der ägyptischen Pharaonenkinder im Säuglingsalter mithilfe eines metallenen Gestells eine ähnlich Form aufgezwungen, wohl um sie den gottgleichen Vorbildern ähnlicher zu machen. Singer fröstelte bei dem Gedanken, was diese Behandlung den Hirnen der Kleinkinder angetan haben musste.
    Im Großen und Ganzen las sich der Datenwust wie das Konzept zum nächsten Buch eines Erich von Däniken oder Johannes von Buttlar. Und dennoch prangte das Logo des Murnauer-Instituts auf jeder einzelnen der mit »Streng Vertraulich« gekennzeichneten Seiten.
    Er fand außerdem eine Menge Zeug, das kaum noch den wissenschaftlichen Grenzbereichen zuzuordnen war, sondern am ehesten einer kruden Abart von Theologie. Zusammengetragene Schnipsel, endlose Listen seltsamer Buchtitel, Fotografien und Malereien, sogar einen Abschnitt mit Filmempfehlungen. (Eine der Empfehlungen, einen Film namens »Lifeforce«, glaubte Singer sogar einmal im Kino gesehen zu haben. Es war darin, soweit er sich erinnern konnte, um eine hübsche Weltraumvampirin gegangen, die Energie aus den Lebenden saugte.)
    Vampire.
    Aus dem Weltraum.
    Absonderlicher Stoff. Bezüge zu diesem Titel sowie dem transsylvanischen Dracul-Mythos tauchten neben ein paar anderen besonders häufig auf und ließen den Inhalt der Unterlagen endgültig ins Fantastische abgleiten. Das Thema der mal mehr, mal weniger sexy dargestellten Blutsauger hatte es Murnauer offenbar besonders angetan. Normalerweise hätte es kaum weiterer Beweise bedurft, um Singer davon zu überzeugen, dass sein Chef endgültig übergeschnappt war. Aber er hatte die Kreatur auf dem Videoband gesehen. Blut schien tatsächlich eine zentrale Rolle für das Wesen zu spielen, so viel stand fest. Aber ein urzeitlicher Weltraumvampir, im Ernst?
    Singer sah von den verwirrenden, jedoch auf unheimliche Weise faszinierenden Daten auf, als er spürte, dass der Mercedes seine Fahrt verlangsamte. Martin war in einen kleinen Waldweg eingebogen und stoppte den Wagen.
    »Gleich kommt die Grenze«, sagte er und drehte sich mit einem etwas windschiefen Grinsen zu Singer um, »ich glaube nicht, dass wir das Risiko eingehen sollten, dass die Sie im Wagen sehen.«
    »Du meinst …«, sagte Singer und spielte missmutig mit dem Trackpad von Antonias Laptop. Inzwischen hatte sich auch Antonia zu ihm umgedreht.
    Singer atmete betont angestrengt aus, klappte den Laptop zu und legte die Hände auf das Gerät in seinem Schoß. Dann schaute er die beiden an und sagte: »Schön, ihr beiden Schlaumeier. Bevor ich jetzt in den Kofferraum krieche und versuche, wie ein Gepäckstück auszusehen, wollte ich euch noch etwas sagen.« Singer löste seinen Sicherheitsgurt und wog den Verschluss in seiner Hand, als wolle er sein Gewicht schätzen. Dann atmete er hörbar ein und sprach weiter:
    »Also. Für den höchst wahrscheinlichen Fall, dass sie uns schnappen, solltet ihr was wissen: Ihr beiden seid das coolste Team, mit dem ich je zusammengearbeitet habe, ehrlich. Und ich habe schon mit verdammt coolen Teams gearbeitet.«
    Dann strich er Antonia

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