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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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aber es würde Murnauers Glaubwürdigkeit doch gehörig untergraben und zumindest Zweifel an seiner Version der Geschichte wecken. Vielleicht sogar genug, dass man Ihnen wenigstens kurz zuhört, bevor man sie in die nächste Gummizelle sperrt.«
    »Einen Versuch wäre es wert, oder?«, fragte Singer.
    Martin nickte. »Ich schätze, das wäre es, ja.«
    »Schön. Und wie stellen wir das nun an?«
    »Na ja, ich könnte das Video auf ein paar Server laden und im geeigneten Moment dafür sorgen, dass die richtigen Leute zufällig darüber stolpern. Weltweit. Ein paar E-Mails würden genügen.« Martins Blick hellte sich auf, von der Müdigkeit in seinen Gliedern spürte er nun kaum noch etwas. »Kommen Sie, Dr. Singer, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«

Safe
     
     
    G enau genommen hatte das, wohin er Singer führte, nur eine Person außer Martin selbst jemals zu Gesicht bekommen, und diese Person war seit über fünf Jahren tot und begraben.
    Im Wohnzimmer schnappte sich Martin die elegante Fernbedienung für den riesigen Flachbildfernseher, der fast die gesamte Südwand des geräumigen Zimmers einnahm.
    »Frühstücksfernsehen?«, fragte Singer.
    »Besser. Viel besser.«
    Nachdem Martin eine Reihe von Zahlen in die Fernbedienung getippt hatte, ohne dass der Fernseher auch nur angesprungen wäre, hörte Singer ein leises Knacken in der Wand, gefolgt von einem kaum wahrnehmbaren Zischen, was ihn unangenehm an die Türen in Murnauers Labor erinnerte. Offenbar war dieser nicht der einzige mit einer Vorliebe für atomkriegsichere Gebäude und gepanzerte Türen mit Hydraulikschließern. Plötzlich schwang der riesige Fernseher mitsamt der Anrichte, auf der er sich befand, herum und in der Wand dahinter tat sich ein Spalt auf. Martin zog den Spalt noch ein wenig weiter auf und vor Singers erstaunten Augen begannen Neonröhren aufzuflackern und beleuchteten das Innere eines Raumes, der hinter dem Fernseher versteckt gewesen war. Singer kommentierte den Anblick, indem er leise durch die Zähne pfiff.
    »Ist eigentlich der Safe Room«, kommentierte Martin. »Sie wissen schon, der Raum, in den sich reiche Säcke wie meine Alten flüchten, wenn die Lage im Haus mal brenzlig wird. Oder auf dem Planeten. Es ist eine Art Bunker.« Er lachte trocken.
    Tatsächlich war der Raum die Luxusvariante eines Atombunkers. Wenn man von der zentimeterdicken Stahltür auf den Rest schließen konnte, verdiente der Safe Room seinen Namen wohl zu Recht. Neben den zu erwartenden Regalen voller Lebensmittel befanden sich außergewöhnlich viele Bildschirme in dem Raum. Einige davon zeigten die Bilder der Nachtsicht-Kameras draußen vor dem Haus, einige auch das Innere der Räume des großzügigen Anwesens. Als Martin bemerkte, dass Singers Blick stirnrunzelnd auf dem Monitor hängen geblieben war, der die schlafende Antonia in dem riesigen Bett im Gästezimmer zeigte, murmelte Martin »Entschuldigung« und betätigte einen Knopf, woraufhin der Bildschirm schwarz wurde.
    »Wow«, machte Singer, »keine schlechte Ausstattung.«
    »Danke. Ich bastele schon ungefähr sieben Jahre daran herum. Ich betreibe hier ein paar eigene Server und habe eine direkte Standleitung. Das spart eine Menge Zeit und nebenbei würde ich sagen, sind meine Anonymisierungs-Kaskaden fast unknackbar. Ich kann mich also im Gegensatz zu den meisten anderen Leuten ziemlich frei im Netz bewegen. Das Band?«, fragte Martin und drückte einen der unzähligen Knöpfe auf der Konsole vor ihm. Auf dem Terminal zu seiner Linken sprang ein kleines Fach auf.
    »Bist du sicher, dass du das sehen willst?«, fragte Singer und hielt die Kassette zögernd in der Hand.
    »Ich glaube, das will ich ganz bestimmt nicht sehen.« Und ganz besonders nicht nach den Träumen der heutigen Nacht , fügte er in Gedanken hinzu, »Aber wir haben keine große Wahl, oder?«
    Singer schüttelte den Kopf.
    Das Band hatte für Singer nichts von seinem Schrecken verloren, als er es zum zweiten Mal ansah, eher im Gegenteil. Martin starrte die meiste Zeit einfach nur wortlos auf den Bildschirm, über den die grobkörnige Schwarz-Weiß-Aufnahme flimmerte. Ab und zu stellte er eine kurze Frage, aber im Großen und Ganzen war der Horror auf dem Band selbsterklärend.
    Sie schraken synchron zusammen, als sie hinter sich eine verschlafene Stimme vom Türspalt zum Wohnzimmer vernahmen.
    »Morgen, Jungs. Was guckt ihr denn da Schönes?«
    Antonia stand in der Tür, in einen riesigen Bademantel aus weichem Frottee gehüllt.

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