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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Betty offenbarte ihm, dass die Lawine die Felswand tatsächlich an einer dünneren Stelle erwischt und glatt durchschlagen haben musste. Er rutschte vollends in das Loch hinein und kam schließlich auf einem wackligen, kleinen Steinplateau zum Stehen. Nachdem er ausgiebig dessen Stabilität getestet und für ausreichend befunden hatte, erhob er sich schwerfällig auf seine Beine, wobei er sich mit der gesunden Hand am oberen Rand des gezackten Loches abstützte. Wie ein Artist, der einen besonders komplizierten Jonglagetrick aufführt, balancierte er auf der Steinplatte – und wäre beinahe erneut in einen bodenlosen Schlund gestürzt.
    Zu seinen Füßen gähnte ein Abgrund. Tiefer, als es hier unten überhaupt möglich schien, fiel die Steilwand unter ihm ins Bodenlose ab. Also doch – nach all der Plackerei – nur eine weitere Sackgasse. Und zum ersten Mal kam dem alten Mann der Gedanke, dass er hier unten sterben würde.

Abwärts!
     
     
    S uter hielt inne und lehnte sich an die Felswand, dann rutschte er in eine sitzende Position. Seine Lampe warf nur einen schwachen Schein auf die gegenüberliegende Seite des Abgrunds, dazwischen klaffte die Schlucht. Der Alte griff sich einen der herumliegenden Steine und wog ihn stumm in seiner Hand.
    Nachdenken. Und Licht sparen.
    Er knipste die Betty aus. Horchte in die Stille hinein, die hier unten so absolut und endgültig war wie in einer gigantischen Gruft.
    Nein, dachte er, das stimmte nicht. Das gleichmäßige, leise Rauschen drang wieder an den Rand seiner Wahrnehmung vor. Es war kein Wind. Und es kam auch nicht aus seinem Kopf, war keine Nachwirkung des Sturzes. Vielmehr schien das Geräusch aus der Tiefe des gähnenden Schlundes zu seinen Füßen zu kommen. Eine Art fernes, beruhigendes Murmeln, verzerrt zurückgeworfen und emporgetragen von den meterhohen Felswänden.
    Er brauchte eine Weile, bevor er sich eingestand, was er da zu hören glaubte. Doch, tatsächlich – unter ihm musste sich ein Wasserlauf befinden – dem fernen Plätschern nach zu urteilen allerdings kaum mehr als ein schmales Bächlein – und dennoch: auch dieser Bach musste irgendwo in einen Fluss münden, um irgendwann im fernen Meer anzukommen wie alle fließenden Gewässer.
    Und er hatte noch das Langseil im Rucksack. Einen Versuch war es vielleicht wert.
    Schließlich warf er den Stein in die Schlucht zu seinen Füßen. Nach einiger Zeit drang ein deutlich vernehmbares »Platsch!« herauf. Treffer! Wenn er auch momentan nicht mehr viel hatte, an das es sich zu klammern lohnte – nun hatte er immerhin ein bisschen Hoffnung. Und einen Plan. An sich war es ein einfacher Plan – seine Durchführung würde sich jedoch als ausgesprochen schwierig erweisen.
    Jedes fließende Gewässer führt zwangsläufig aus dem Berg hinaus.
    Das Problem lag darin, dass er momentan hier oben saß, viele Meter über dem Fluss. Und er war kein Stein. Sein »Platsch!« würde wesentlich lauter sein – und mit Sicherheit tödlich. Er musste also einen weniger direkten Weg nach unten finden – oder es zumindest versuchen.
    Erneut knipste er die Betty an. Die starke LED-Leuchte tauchte seine Umgebung sofort in unbarmherzig grelles Licht. Er wandte den Blick nach unten und sah zwischen seinen baumelnden Füßen in den Abgrund hinab. Er vermeinte, nun auch die Reflexionen der dünnen Wasserschnur auszumachen, die sich am Grund der Steilwand unter ihm entlang schlängelte. Verdammt tief unter ihm.
    Sein Blick glitt aufmerksam über die Felswand zu seinen Füßen. Nach etwa einer halben Stunde des intensiven Starrens hatte sich der erfahrene Kletterer die wesentlichen Trittstellen in der Wand eingeprägt.
    Er wuchtete das aufgewickelte Langseil aus dem Rucksack, der nur mehr den kläglichen Rest seines Proviants und ein paar verbrauchte Ersatzakkus für die Betty enthielt, und entrollte das Seil. Er schlang einen festen Knoten hinein, einen Sackstich , wobei er wiederum seine rechte Hand und seine Zähne benutzte. Dann klemmte er das verknotete Ende in einen Felsvorsprung und riss einige Male prüfend daran. Er warf einen letzten Blick zurück in die Kaverne, in deren schwarzer Tiefe er noch immer Tobi vermutete (was allerdings nicht stimmte – der Hund war bereits umgekehrt und suchte nach einem Ausgang aus dem Berg). Der Alte warf das lose Ende des Seils in die Schlucht hinab. Er zog die schweren Bergstiefel von den Füßen und stopfte sie in seinen Rucksack. Viel zu klobig, um an der steilen Wand einigermaßen

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