Drachen, Orks und Magier
der Hafengarde, der inzwischen gemerkt hatte in welcher Situation er und seine Männer waren.
Der Rückweg war ihnen abgeschnitten und den Beweis seiner magischen Kräfte, den An-Shar abgelegt hatte, ließ sie bis ins Innerste schaudern. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt. Dieser Mann war nach allem was ein rechtgläubiger Anhänger des Din Mogul-Ulali dazu sagen konnte, ein schwarzer Magier. Jemand, dem die Regeln und Schriften der Madrasa genannten Zauberschulen nicht im Mindesten scherten.
Ein Magier, der auch nicht im Traum daran dachte seine Fähigkeiten zum Wohle der Menschen einzusetzen, sondern einzig und allein zum eigenen Vorteil.
Kirad drosch jetzt wie wild auf seinen Gegner ein. Er spürte, dass dessen Kraft nachließ. Unbarmherzig trieb er ihn vor sich her bis zum Schiffsrand, dann schlug er ihm mit einem wuchtigen Hieb den Säbel aus der hand. Im hohen Bogen flog die Waffe über Bord, versank in den Fluten.
Zwischen der ORKZAHN und der Kaimauer bestand inzwischen ein Abstand von dreißig Schritt. Das orkische Schiff krengte gegen ein Elbenoidisches Schiff vom Typ Windprinz, das dort vor Anker lag, aber augenscheinlich zur Zeit so gut wie ohne Besatzung war, die sich wohl in den Schenken von El-Daribar vergnügte.
Kirad setzte die Schwertspitze an den Hals des Offiziers.
"Warum stößt du nicht zu, du Barbar?", rief dieser in seinem schlechten Elbinga.
"Befiehl deinen Männern, dass sie aufgeben sollen", rief Kirad.
"Pah, das kannst du nicht von mir verlangen!"
"Dann hoffe ich für dich, dass du schwimmen kannst", rief Kirad. Er gab dem Offizier einen Stoß. Im hohen Bogen fiel er ins Wasser, japste dort herum. Mit seinem Metallharnisch zu schwimmen, war nicht ganz einfach.
Ein Elbenoide nach dem anderen landete im Wasser, sofern er nicht niedergekämpft wurde. Schließlich waren sämtliche Angreifer von Bord.
Kirad steckte sein Schwert weg. Sein Gesichtsausdruck war grimmig.
"Drei unserer Männer hat dieser Kampf das Leben gekostet", rief Yggron Schädelspalter wütend. Er spuckte aus. "Diese Elbenoidischen Hunde! Haben Angst vor ein paar Zauberkunststücken, die sie nicht verstehen, aber keine Angst davor, sich von uns den Schädel spalten zu lassen. Pah, diese Narren!"
An den Kaimauern herrschte Tumult.
"Bei Kjulls Hinterlist!", stieß Krune Drygvarrson hervor. "Ich hoffe, dass das nicht noch ein Nachspiel gibt."
Ahmad el-Auri meldete sich jetzt zu Wort. Der schmächtige Mann war plötzlich munter geworden. Er gestikulierte wild und redete auf Elbenoidisch.
Dabei deutete er immer wieder in südwestliche Richtung.
"Dort sind Untiefen", fasste An-Shar das Gesagte zusammen. "Lass schleunigst Segel setzen, Kapitän, sonst nimmt das Ganze noch ein böses Ende und wir verrecken in den Delta-Sümpfen. Da ist schon so manches Schiff stecken geblieben, glaub es mir, Kirad Kiradssohn."
Kirad rief schnelle, knappe Befehle. In Windeseile machten sich die Männer der ORKZAHN daran, die Segel zu setzen. Andere gingen an die Ruderriemen, so dass das Schiff bald wieder Fahrt bekam.
Ein krächzender Laut ertönte.
"Das Ruder! Verdammt!", rief Krune Drygvarrson.
"Was ist los?", fragte Kirad, obwohl er es längst ahnte.
"Das Ruder schrammt über Grund."
Das Ruderholz zitterte. Einige Augenblicke lang herrschte Totenstille an Bord, dann hörte das krächzende Geräusch auf. Die ORKZAHN wurde schneller.
"Hart Steuerbord, Krune", befahl der Kapitän. Das Quadratsegel der ORKZAHN bekam kurzzeitig Wind von vorne, ehe das Schiff wieder mit seitlichem Wind dahin gleiten konnte.
Der Hafen von Bar el Dhari geriet in immer größere Entfernung von ihnen.
Die Menschen starrten ihnen nach, die Angehörigen der Hafengarde versuchten an Land zu schwimmen. Immer noch herrschten tumultartige Zustände am Kai.
Kirad kümmerte sich jetzt um einen der Toten, der noch an Deck lag.
"Soleif Magnusson", sagte er laut, aber der Erschlagene konnte ihn nicht mehr hören.
"Sag bloß nicht, dass es das nicht wert war", war An-Shars eiskalter Kommentar. "Es sind schon Männer für weniger gestorben als das, was ich dir anzubieten habe, Kirad."
Kirad drehte sich herum. Wut war in seinem Gesicht zu lesen, unbändige Wut. Die Hand hatte den Schwertgriff umklammert, aber er ließ die Waffe stecken.
An-Shar lächelte überlegen.
"Du weißt sehr wohl, wie sehr du auf mich angewiesen bist, nicht wahr?", meinte er.
Kirads Gesichtsausdruck wurde düster. "Ich hätte dich vielleicht diesen Leuten ausliefern sollen", sagte
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