Drachenatem (German Edition)
entführen wollten. Sie hatte schon einiges intus als Eukentan sich zu ihr setzte. Ihre Freunde rückten etwas ab, um sie alleine mit ihm zu lassen und widmeten sich dann wieder ihrem Ale und Met.
»Du weißt, ich trage die Verantwortung für mein Volk, doch ich werde diese Bürde nicht mehr lange tragen, denn noch ehe der nächste Schnee fällt, werde ich zur Sonne gehen.«
Kati schaute ihn mit aufgerissenen Augen an, als sie verstand, dass er von seinem Tod redete.
Sie wollte etwas erwidern, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Ich habe schon sehr lange unter den Elfen gelebt und habe keine Angst davor zu gehen. Doch das ist es nicht, weshalb ich bei Dir sitze. Mein einziger Nachfolger ist nun Prinz Valrenio. Und da ich weiß, was Du für ihn empfindest, fällt es mir schwer Dir Kummer bereiten zu müssen.
Er wird der neue König der Elfen und muss deshalb, so verlangt es das Gesetz der Elfen, eine Frau aus unseren Reihen heiraten.«
Kati wurde es auf einmal hundeelend und für sie war es, als würde die Welt untergehen. Die Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten, deshalb stand sie auf.
»Es tut mir leid, ich muss jetzt für mich alleine sein.«
Sie stürmte davon und die Tränen liefen ihr über die Wangen.
Sie lief und lief, ohne darauf zu achten, wohin sie lief. Das darf nicht sein, ich liebe ihn doch ! Als sie mehr fiel als dass sie lief, setzte sie sich auf einen Baumstamm, der quer auf einer Lichtung lag. Sie saß lange da, ohne auch nur einmal aufzublicken. Hätte sie nur einmal den Blick gehoben, hätte sie den See gesehen, an dessen Ufern sie saß. Sie hätte sofort gewusst, wo sie war. Denn es gab seit jenem Tag, keine Nacht, in dem sie diesen See nicht gesehen hätte. Es war jener See, der sie Nacht für Nacht unruhig schlafen ließ.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie sich jemand von hinten näherte.
Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie herum und blickte in die Augen Valrenios.
Ihr wich alle Farbe aus dem Gesicht, denn er trug das festliche Gewand, das sie schon einmal gesehen hatte. Es war der Tag seines Todes.
Grade als sie ihn wegstoßen wollte, hörte sie das Sirren des Pfeiles und ein Ziehen an ihrer Schläfe, als der Pfeil sie streifte. Gelähmt vor Angst spürte sie das warme Blut über ihr Gesicht laufen. Der Schmerz an ihrer Schläfe war nichts zu dem Schmerz, der sich in ihrem Herzen ausbreitete. Er sank sterbend in ihre Arme und sie schrie voller Trauer ihre Verzweiflung, die sich in ihrem Herzen ausbreitete und es zu zerreisen drohte, in die Abenddämmerung hinaus.
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