Drachenatem (German Edition)
würde sie das herausfinden, indem sie ihren Drachenkörper an seine Grenzen bringen würde.
Sie zog ihn hoch, immer höher, bis die Berge ihr wie kleine Hügel vorkamen. Die Luft dort oben war eisig und es fiel ihr schwer zu atmen.
Da sie Angst hatte keine Luft mehr zu bekommen, ging sie in den Sturzflug über. Der Wind pfiff nur so an ihr vorbei und der Boden kam unaufhaltsam entgegen. Erst jetzt begriff sie, dass sie zerschmettern würde, wenn sie auf den Boden prallte.
Sie versuchte abzubremsen und voller Panik bemerkte sie, dass sie nicht wusste, wie sie das bei dieser Geschwindigkeit tun konnte. Jedes Mal wenn sie ihre Flügel ausbreiten wollte, wurden sie zurück an ihren Körper gepresst. Sie schlug wie wild mit den Flügeln, doch sie war einfach zu schnell.
Die ersten Berghänge hatte sie gerade passiert, als ihr klar wurde, dass sie es nicht schaffen würde.
Kati schloss ihre Augen, da sie nicht länger hinsehen konnte, wie sie dem Tod entgegen schoss.
In Sekundenschnelle lief ihr zu kurzes Leben wie in einem Film vor ihrem geistigen Auge ab.
Bilder, die sie als Säugling zeigten, an die sie sich bisher nie erinnert hatte, ihr erster Schultag, ihre erste große Liebe und nun sah sie sich, wie sie hoch über dem Wald stand und über die Klippe sprang. Auf einmal war sie nackt, wie Gott sie erschaffen hatte, auf Moos gebettet und ihre große Liebe im Arm.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, sie öffnete die Augen in dem Moment, als sie noch einhundert Fuß über den Bäumen war. Kati legte die Flügel noch weiter an ihren Körper an, bog ihren neuen Körper nach hinten, wie sie es bei dem Eintauchen gemacht hatte. Kurz vor dem Aufprall zog sie ihren Drachenkörper nach oben.
Mann, war das knapp . Sie führte noch einige kleinere Flugmanöver durch, ehe sie wenigstens einigermaßen ein Gefühl für ihren Körper hatte. Einmal fast zerschmettert zu werden, hatte ihr völlig gereicht und deshalb ging sie die Sache nun etwas vorsichtiger an. Sie war so berauscht von dem Gefühl der Freiheit, dass sie jegliches Zeitgefühl verlor. Das Land lag so friedlich unter ihr, doch sie wusste, dass es alles andere als friedlich war. Eigentlich hatte sie kein spezielles Ziel gehabt, doch ihr Instinkt hatte sie an den Ort geführt, an dem sie geboren wurde.
Vorsichtig setzte sie auf dem Plateau vor der Höhle auf.
Kati hatte bisher nur ihren Körper in der Luft getestet, doch als sie aufsetzte, verlor sie fast das Übergewicht und wäre rücklings in die Schlucht gestürzt, hätte sie sich nicht im letzten Moment nach vorne geschmissen.
Ziemlich unsanft landete sie mit ihrem Maul auf den Steinen. Gut, dass Barilon das nicht gesehen hast, sonst käme jetzt bestimmt wieder so ein blöder Spruch von ihm . Kati schmunzelte, als sie sich den Zwerg vorstellte.
Vorsichtig rappelte sie sich wieder auf und war verwundert, um wie viel es leichter war, sich in der Luft zu bewegen.
Als sie die Höhle betrat, hielt sie die Luft vor Ehrfurcht an. Hier wurde ich also geboren !
»Und hierher wirst Du zurückkehren, meine Tochter .« Vollendete die Stimme ihre Mutter den Satz in ihrem Kopf.
» Was soll ich tun, ich bin nur ein Kind.«
»Du bist schon lange kein Kind mehr, Du bist die Königin des Landes. Und so handle auch. Du bist der Stein in der Brandung, der verhindert, dass das Land überflutet wird . «
Kati hatte tausend Fragen, doch das Licht, dass die Höhle für kurze Zeit erhellt hatte, erlosch.
Zurück blieb nur ein pulsierendes rotes Leuchten, das von einem Splitter in der Mitte der Höhle kam. Kati ging auf den Diamanten zu und umschloss ihn mit ihren Klauen.
Der Stein schien zu explodieren, denn das rote Licht, dass sie damals hierher geschleudert hatte, breitete sich unaufhörlich in der Höhle aus.
Die Wände schienen vor ihren Augen zu zerfließen und zurück blieben Höhlen, die sich durch den Berg gruben. Das Licht nahm ab, doch es floss nicht zurück in den Stein, sondern es hüllte sie ein und überschwemmte sie mit Erinnerungen. Erinnerungen, die ihrer Mutter gehörten.
Nun wusste sie, sie konnte nicht gehen, bevor das Land, an dem ihre Mutter so hing, befreit und Makkandi tot war.
Ihr war klar geworden, dass ihre Mutter ohne Mühe die Welt von den Bestien befreien könnte.
Der Preis dafür wäre jedoch ein Krieg zwischen den Göttern gewesen, was den Untergang aller Welten hervor gerufen hätte.
Sie ließ den Stein los und das Licht zog sich in den Splitter zurück.
Zurück blieben nur die
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