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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Hochland lag
    unter einem dicken Panzer aus Eis und Schnee.
    »Wie Sie wünschen«, entgegnete Bridgely fröstelnd.
    Er fragte sich, ob Jamson aus Gründen der Sparsamkeit seine Burg nicht ausreichend beheizte, oder ob das Hei-zungssystem zu veraltet war, um noch richtig funktionieren zu können. »Dann dürfen Sie getrost davon ausgehen, dass ich nur aus einem sehr ernstem Anlass hierher gekommen bin. Ich möchte Sie nämlich dazu bewegen, Ihren Widerstand gegen ein Amtsenthebungsverfahren aufzugeben. Chalkin muss Einhalt geboten werden. Hätten wir nicht eingegriffen, wären letzte Nacht viele Menschen erfroren.«
    »Davon steht nichts in seinem Brief«, nörgelte Jamson und schielte auf das Schriftstück auf seinem Tisch.
    »Zweifelsohne wird er demnächst eine Nachricht mit
    entsprechendem Inhalt losschicken«, versetzte Bridgely mit beißender Ironie. »Was ich gestern sah, veranlasste mich zum sofortigen Handeln.«
    »Wie Sie wissen, Lord Jamson«, nahm M'shall einen
    weiteren Anlauf, »sind die Weyr ebenfalls autonom und dürfen ihre Dienste verweigern, wenn sie dies ausreichend begründen können. Ich finde, wir schulden Chalkin nicht die geringste Gefälligkeit. Kommen Sie, Bridgely. Wir verschwenden nur Lord Jamsons kostbare Zeit. Wir wünschen Ihnen noch einen guten Tag.«
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    Ehe der verdatterte Burgherr des Hochlands etwas
    erwidern konnte, hatten die beiden Männer den Raum
    verlassen.
    »Eine Frechheit! Und dabei hatte ich M'shall immer
    für einen vernünftigen Mann gehalten. Zum Glück ist G'don ein zuverlässiger, solider Weyrführer. Man kann doch einen Burgherrn nicht über Nacht von seinem Land vertreiben! Und obendrein kurz vor einem Fädenfall!« Er versteckte seine Hände noch tiefer in die mit Pelz verbrämten Ärmel seines Rocks.
    Azury war so schockiert, dass er auf Chalkins Vorwurf, die Weyr würden ihm Flugdienste verweigern, gar nicht erst einging. »Ich hatte ja nicht die geringste Ahnung«, staunte er.
    Im krassen Gegensatz zum Hochland herrschte in
    Süd-Boll eine solche Hitze, dass Bridgely sich wünschte, er hätte ein dünneres Hemd angezogen. Obwohl sie vor der Morgensonne abgeschirmt auf einer Terrasse saßen, umgeben von üppigen Pflanzen, deren rosa Blü-
    tendolden einen betörenden Duft verströmten, musste er den Kragen öffnen und die Ärmel hochkrempeln.
    Azury hatte ihnen Fruchtsaft angeboten, und als das Getränk endlich gebracht wurde, war Bridgelys Kehle staubtrocken.
    »Ich wusste natürlich, dass auf Chalkin kein Verlass ist«, fuhr Azury fort. »Und bei den von ihm inszenier-ten Glücksspielen habe ich so viele Marken verloren, dass ich mich ernsthaft fragte, ob er es mit der Ehr-lichkeit so genau nimmt. Aber …« – er schüttelte den Kopf – »ein Burgherr verschweigt seinen Pächtern nicht etwas so Schwerwiegendes wie den drohenden Fädeneinfall. Ob er wirklich glaubt, das Ganze sei nur Humbug? Dass alle anderen einfältig oder dumm sind?«
    » Er ist derjenige, der kein Hirn hat«, entgegnete Bridgely. »Er muss sich doch vor Augen halten, dass unsere Vorfahren nicht umsonst die Drachen züchteten. Und 258
     
    obendrein ein einzigartiges Gesellschaftssystem gründeten, das nur dazu dient, diese hoch spezialisierte Schutztruppe zu hegen und auszubilden. Das alles deutet doch auf einen ganz bestimmten Zweck hin, nämlich besagte Fäden in der Luft zu bekämpfen.« Er streifte M'shall mit einem vielsagenden Blick. »Außerdem gibt es massenhaft Berichte, in denen geschrieben steht, was diese Fäden sind und woher sie kommen. Das Ganze haben wir uns doch nicht eigens ausgedacht, um Chalkin Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
    »Bei mir rennen Sie offene Türen ein, Bridge«, versetzte Azury. »Chalkin muss nicht recht bei Trost sein, wenn er sich einbildet, er hätte Recht und alle anderen befänden sich im Irrtum. Er hat den ganzen Planeten gegen sich. Aber …« – er beugte sich in seinem Korbses-sel vor, der bei der Bewegung leise knarrte – »man darf auch nicht vergessen, dass Pächter gelegentlich die bizarrsten Geschichten in Umlauf setzen.«
    »Das weiß ich natürlich, Azury«, erwiderte Bridgely und rutschte bis an die Kante seines Sessels vor, der ebenfalls knarzende Geräusche von sich gab. »Nur sollten Sie mit den Leuten sprechen, die wir aufgenommen haben. Dann verschaffen Sie sich einen Eindruck von dem, was sie durchmachen mussten. Diese Menschen sind keine Lügner. Und je eher Sie einige von ihnen kennen lernen, umso besser. Sehen Sie

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