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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zur Rechenschaft gezogen werden«, mutmaßte Bridgely achselzuckend. »Er wird
    behaupten, sie hätten ihre Befugnisse überschritten, worauf er sie bis auf den letzten Mann aus seinen Diensten entlassen hätte.«
    »Alle nicht!«, stellte M'shall grinsend richtig. Er kratzte sich den Kopf. »Im Übrigen wollten sie wissen, wieso sie nicht mit einem Drachen transportiert würden, wie das elende Pack, das sie bewacht hatten.«
    »M'shall, hast du sie etwa unterwegs abgesetzt?«,
    fragte Irene mit hoffnungsvoll blitzenden Augen.
    »Nicht direkt«, erwiderte M'shall. »Allerdings hielt ich es für ratsam, einige von ihnen sozusagen in Isola-tionshaft zu bringen, damit sie später dem Rat Rede und Antwort stehen können, welche Order sie genau von ihrem Herrn erhalten hätten.«
    »Ach so«, äußerte M'shall nachdenklich.
    »Ich habe mir meine Gefangenen sehr gut ausgesucht«, erklärte M'shall. »Ich stellte fest, wer von den Männern an den Ermordungen beteiligt war und suchte zuverlässige Augenzeugen. Selbst auf Befehl ihres
    Burgherrn hin sind Wachposten nicht befugt, Menschen ohne gültiges Gerichtsurteil zu exekutieren.«
    »Sie haben sehr umsichtig gehandelt«, meinte Bridgely anerkennend. »Wir müssen die Sache vor ein ordentliches Gericht bringen und sollten keinesfalls bis zum Ende des Planetenumlaufs warten. Genau das
    werde ich Jamson und Azury unterbreiten.«
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    »Ich selbst werde Sie zu Azury und Jamson bringen
    und bei dieser Gelegenheit für den Weyr sprechen«, beschied ihm M'shall. »Und das hier …«, der Weyrführer griff nach Chalkins Beschwerdebrief, »können Sie den beiden Herren zur Einsicht gleich mitnehmen.«
    »Sie denken auch an alles, Weyrführer«, lobte Bridgely mit einer eleganten Geste und blickte dabei äußerst zufrieden drein.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Burgherr«, erwiderte
    M'shall mit einer ähnlich kavalierhaften Geste.
    »Wann hätten Sie denn Zeit für einen kleinen Ausflug, Weyrführer?«
    »Am liebsten würde ich sofort aufbrechen. Mir
    scheint, ein Besuch der westlichen Hälfte des Kontinents wäre ganz angebracht …«
    »Hört endlich auf mit diesem Blödsinn und macht
    euch auf den Weg!«, rief Irene mit gespielter Empörung.
    Aber das Wortgeplänkel hatte dazu beigetragen, dass sich die aufgeladene Atmosphäre im Weyr ein wenig
    entspannte.
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KAPITEL 10
Das Hochland, Boll, der Ista-Weyr;
    der Hochland-Weyr,
    Burg Fort und Burg Telgar
    ch muss schon sagen, M'shall, Bridgely«, nuschelte
    Jamson, während er unruhig auf
    I
    seinem Sessel hin
    und her rutschte und nervös seine Bekleidung richtete.
    Im Hochland war es immer kalt, und selbst in Jamsons Arbeitszimmer herrschten ungemütliche Temperaturen. Der Burgherr von Benden war froh, dass er seine Reitmontur aus Pelz trug. Er dachte nicht daran, seine Jacke zu öffnen, und den linken Handschuh behielt er auch an. Den rechten hatte er nur abgestreift, um Jamson zu begrüßen. M'shall traf ebenfalls keine Anstalten, seine Montur abzulegen. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass ein Burgherr die Menschen, auf die er letzten Endes angewiesen ist, derart schändlich behandelt.
    Und sie obendrein mitten im Winter nicht in ihre Heimstätten zurückkehren lässt.«
    »Ich hab's mit meinen eigenen Augen gesehen, Lord
    Jamson«, erwiderte M'shall in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ein paar der Wachposten habe ich in den Weyr bringen lassen, damit Sie von ihnen erfahren, wie Lord Chalkins Befehle lauteten.«
    »Aber in diesem Schreiben beklagt sich Chalkin, Sie hätten ihm den Transportdienst verweigert.« Jamson runzelte die Stirn.
    »Wenn Sie Zeuge dieser Untaten geworden wäre, so
    wie ich, Lord Jamson, dann würden Sie diesem Mann
    auch keinen Gefallen mehr erweisen«, versicherte
    M'shall.
    »Jamson, stellen Sie sich doch nicht so stur an«, schaltete sich Bridgely ein, der fand, auf Höflichkeiten könne 256
     
    man getrost verzichten. »Verschaffen Sie sich selbst ein Bild von den Vorkommnissen in Bitra. Nerat, Telgar sowie Benden nehmen Flüchtlinge auf. Sprechen Sie mit den Leuten, wenn Sie zusätzliche Beweise für Chalkins Herzlosigkeit wünschen.«
    »Ich bin gern bereit, Sie überallhin zu befördern«, erbot sich M'shall.
    »Ich verfüge über meinen eigenen Weyr«, beschied
    ihm Jamson förmlich. »Auf den greife ich zurück, sollte ich Flugdienste benötigen. Doch das derzeit herrschende Wetter verbietet unnötiges Herumreisen von selbst.«
    Dies war nur die Wahrheit, denn das

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