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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ich mich an das Formulieren der Anklageschrift mache, wobei ich ganz offen gestehe, dass es mir eine gewisse Genugtuung bereiten wird, Chalkin endlich zur Rechenschaft zu ziehen.« Er nahm einen Schreibstift in die Hand und beäugte prüfend dessen Spitze.
    Alsdann verließen die Gesprächsteilnehmer den
    Raum. Clisser gewann den Eindruck, Issony sei enttäuscht, weil er keine Gelegenheit erhalten hatte, seine Beschwerden gegen Chalkin vorzutragen. Also sorgte er dafür, dass Issony so viel von dem guten Wein zu trinken bekam, wie er nur wollte.
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Kapitel 8
Telgar-Weyr
    antine bat darum, am nächsten sonnigen Tag wieder
    nach draußen zu dürfen, und aus diesem Gru
    I
    nd befand er sich im Weyrkessel, als die reisenden Händler eintrafen. Die gesamte Bewohnerschaft des Weyrs
    strömte aus den Kavernen, um sie zu begrüßen. Wie ein Besessener zeichnete Iantine die wuchtigen, staubbe-deckten Wagen, die von massigen, schwerfälligen Ochsen gezogen wurden, die man eigens zu dem Zweck gezüchtet hatte. Sie stellten die letzten gentechnisch manipulierten Geschöpfe dar, die Windblüte geschaffen hatte, deren Großmutter wiederum als Schöpferin der Drachen von Pern galt.
    Seit seiner Kindheit hatte Iantine Händler auf ihren Wanderungen kommen und gehen sehen; gern entsann
    er sich der seltenen Gelegenheiten, wenn die Karawanen von Benden die abgelegene Schaffarm seiner Eltern aufsuchten. Noch frischer in seinem Gedächtnis haf-teten die Erinnerungen an die leckeren gekochten Süßspeisen, die nach den Früchten schmeckten, welche in Nerat so üppig gediehen, und die die Händler freigebig verteilten. Einmal brachten sie frische Zitrusfrüchte mit, eine unübertroffene Köstlichkeit für ihn und seine Geschwister.
    Für die Menschen, die in den abgeschiedenen Ansiedlungen lebten, boten vorüberziehende Kaufleute
    eine beinahe so angenehme Abwechslung wie eine Versammlung. Doch zu Iantines Erstaunen freuten sich die Bewohner des Weyrs genauso sehr. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich eigentlich immer mit einem Drachen 217
     
    irgendwohin transportieren lassen konnten, genossen sie die Ankunft der Händler noch mehr als das Eintreffen der Zehntkarawanen. (Die Zehntwagen waren eine
    gänzlich andere Geschichte, da jedermann mit an—
    packen musste, um die Waren, die als Tributleistungen dem Weyr zustanden, in die dafür vorgesehenen Magazine zu schleppen.)
    Händler verbreiteten längs ihrer Routen die neuesten Nachrichten aus den Ansiedlungen und Burgen. Iantine bemerkte, dass eine Menge Leute nicht nur an die rasch aufgestellten Stände drängte, um die feilgebote-nen Artikel zu begutachten, sondern einfach nur he-rumstanden und Nachrichten oder Tratsch austausch—
    ten. Aus der Küchenkaverne trug man Tische und
    Stühle herbei; zu den frisch gebackenen Broten und
    Brötchen servierte man kannenweise Klah.
    Leopol, der stets hilfsbereit um Iantine herumscharwenzelte, brachte ihm einen kleinen Imbiss und setzte sich dann in die Hocke, um dem Künstler das Aller-neueste zu berichten.
    »Längs der Straße hat man überall Schutzräume angelegt«, erzählte er zwischen zwei Bissen von einem süßen Brötchen. »Die Händler stellen ihre Trecks nicht ein, nur weil es Fäden regnet. Aber sie bereiten sich für den Notfall vor. Die Hälfte des Zeugs, das sie in ihren großen Wagen mit sich führen, ist dazu bestimmt, rasch provisorische Unterstände aufzubauen. Natürlich ver-ziehen sie sich in Höhlen, wenn gerade welche in der Nähe sind, doch ein Kampieren im Freien kommt nicht mehr infrage.
    Es wird zwar ein bisschen eng werden«, meinte er
    grinsend, »aber sie gehen auf Nummer Sicher. Schauen Sie!« Ein mit Honig beschmierter Finger zeigte auf ein Grüppchen von Männern und Frauen, die mit den beiden Weyrführern beisammensaßen. Alle beugten sich über Landkarten, die man auf dem Tisch ausgebreitet hatte. »Sie prüfen die Standorte der Bunker, sodass 218
     
    jeder hier Bescheid weiß, wo die Karawane bei einem eventuellen Fädenfall Unterschlupf gefunden hat.«
    »Und welche Händler ziehen durch Bitra?«, erkundigte sich Iantine zynisch.
    Leopol schnaubte durch die Nase. »Dorthin verläuft
    sich keiner, der nur einen Funken Verstand im Kopf hat.
    Besonders jetzt macht man einen großen Bogen um die-se Provinz. Haben Sie schon gehört, dass Chalkin die Grenzen geschlossen hat, damit ihm die Pächter nicht davonlaufen? Der Kerl will partout nicht glauben, dass ein Fädenfall bevorsteht.« Angesichts eines

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