Drachenauge
und Drache verband.
»Meine Güte, ist das schön.« Zu Iantines Verblüffung schimmerten Tränen in Deberas Augen. In einer sponta-nen Geste klammerte sie sich an seinen Arm, verschlang die Skizze mit den Augen und hinderte ihn
daran, die Seite umzublättern. »Ach, wie gern ich …«
»Gefällt es dir?«
»Und wie!« Hastig zog sie die Hände zurück und verschränkte sie hinter ihrem Rücken. »Es gefällt mir sogar ausgezeichnet …« Sie biss sich auf die Unterlippe und wippte auf den Fersen.
»Was ist los?«
Sie lachte verlegen. »Leider besitze ich nicht den
Bruchteil einer Marke.«
Er riss die Seite aus dem Block und hielt sie ihr entgegen.
»O nein, das kann ich nicht annehmen.« Sie trat einen Schritt zurück, doch der sehnsüchtige Ausdruck in
ihren Augen verriet Iantine, wie sehr sie sich das Bild wünschte.
»Warum denn nicht?« Derweil sie sich sträubte,
drängte er ihr das Bild förmlich auf. »Bitte, Debera. Es ist doch nur eine Skizze. Ich habe so viel gezeichnet, weil ich meine halb erfrorenen Finger wieder gelenkig bekommen wollte.«
Nervös blickte sie zu ihm auf. Ihm schien, als lauere noch eine andere Furcht in den Tiefen ihrer wunderschönen grünen Augen.
»Du solltest dieses Bild haben, als Andenken daran, wie Morath in ihrer Jugend ausgesehen hat.«
Eine Hand stahl sich hinter ihrem Rücken hervor und fasste nach dem Bild. »Du bist sehr lieb, Iantine«, murmelte Debera und hielt das Blatt mit den Fingerspitzen fest, als hätte sie Angst, es zu beschmutzen. »Aber ich kann dir nichts dafür geben …«
»Doch, das kannst du wohl«, erwiderte er, einer
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plötzlichen Eingebung folgend. Er deutete auf die
Gruppe der Händler, die immer noch an dem Tisch saß.
»Du könntest dich als zufriedene Kundin vorstellen
und versuchen, ob du die Skizze von diesen Männern
dort gegen einen neuen Zeichenblock eintauschen
kannst.«
»Aber …« Sie streifte die Kaufleute mit einem
schüchternen Blick, dann gab sie sich sichtlich einen Ruck und legte die freie Hand wie um Unterstützung
heischend an den Kopf ihres Drachen. Morath fasste
Debera liebevoll ins Auge, und Deberas Blick richtete sich auf einen imaginären Punkt in der Ferne, wie bei allen Drachenreitern, wenn sie sich auf telepathischem Wege mit ihren Drachen verständigten. Dann blies sie den Atem aus und schaute Iantine entschlossen an. »Ich sollte am besten bei Meister Jol ein gutes Wort für dich einlegen. Er ist nämlich ein Cousin meiner verstorbenen Mutter.«
»Tatsächlich?«, erwiderte Iantine. »Mal sehen, wie
nützlich Verwandtschaft beim Handeln sein kann.«
»Natürlich kann ich dir nichts versprechen«, fügte sie ehrlicherweise hinzu, während sie auf die Gruppe zu-steuerten, Debera die wild in der Brise flatternde Zeichnung von ihr und Morath in der Hand.
»Roll das Blatt auf«, schlug Iantine vor. »Soll ich das für dich machen?«
»Nein, danke. Ich schaff das schon allein.« Sie drehte das Papier fester zusammen, als der Zeichnung vielleicht gut tat.
Als sie den Tisch erreichten, ging die Konferenz zu Ende, und die Teilnehmer begannen sich zu zerstreuen.
»Meister Jol?«, rief Debera mit dünner, kaum hörbarer Stimme. »Meister Jol!«, wiederholte sie dann in einem energischeren Ton. Iantine fragte sich, ob das Mädchen Angst hatte, der Händler würde sie gar nicht erkennen.
»Bist du nicht Debera?«, antwortete der Mann und
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spähte auf sie hinunter, als traue er seinen Augen nicht.
Dann lächelte er von einem Ohr zum anderen und eilte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Debera schien ein so überschwänglicher Empfang peinlich zu sein. »Meine Liebe, ich hatte schon gehört, dass du von einem Drachen erwählt wurdest.«
Iantine legte ihr zur Aufmunterung eine Hand zwischen die Schulterblätter und schob sie sachte nach vorn.
»Ja, das ist Morath«, bestätigte sie. Unversehens
nahm sie eine stolze, selbstsichere Haltung ein. Drache und Reiterin tauschten einen dieser innigen Blicke, die Iantine immer wieder ans Herz rührten.
»Sei gegrüßt, Morath«, entgegnete Meister Jol und
verbeugte sich formvollendet vor dem Jungdrachen,
dessen Augen rascher zu kreiseln begannen.
Debera tätschelte Morath wie zur Beruhigung. »Meister Jol ist der Cousin meiner Mutter«, erklärte sie.
»Ich bin stolz, eine Drachenreiterin in der Familie zu haben«, versicherte Jol. »Du kommst ganz auf deine
Mutter heraus, Debera.«
Das Mädchen blickte traurig drein, und Iantine
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