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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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solchen Fre-vels riss der Junge die Augen auf. »Und seinen Leuten hat er nicht einmal erzählt, dass man allgemein mit einem Vorbeizug des Roten Sterns rechnet.«
    »Das merkt man deutlich, wenn man sich in Bitra auf-hält«, bestätigte Iantine. »Nichts deutet darauf hin, dass sich auch nur irgendjemand auf diese Gefahr vorbereitet. Sogar im Institut Domaize lagert man Vorräte ein. In Bitra redet man unentwegt über Wetteinsätze und Ge-winnchancen, aber über die Fäden fällt kein Wort.«
    »Hat man Sie zu einem Glücksspiel verführt?« Leopols gespannte Miene verriet, dass er auf eine positive Antwort hoffte.
    Iantine schüttelte den Kopf und schmunzelte. »Erstens hatte man mich davor gewarnt. Bei jeder Versammlung rät man den Leuten dringend, sich ja nicht mit den bitranischen Glücksspielern einzulassen. Au-
    ßerdem hätte ich keine Marke für einen Einsatz übrig gehabt.«
    »Gut für Sie! Andernfalls hätten Sie Ihr gesamtes Honorar verloren«, murmelte Leopol. Man sah ihm an, wie erleichtert er letztendlich war, dass Iantine dieser Versuchung hatte widerstehen können.
    »Chalkin verkalkuliert sich mächtig, wenn er sich
    einbildet, die Fäden blieben aus, nur weil er sie zu ignorieren gedenkt«, meinte Iantine. »Die Schutzräume für die Karawanen müssen aber gigantisch sein«, stellte er 219
     
    fest und deutete auf die Ungetüme von Ochsen, die
    zum Tränken ans Seeufer geführt wurden.
    Entweder waren die mächtigen Biester an den Anblick von Drachen gewöhnt, oder sie besaßen ein so
    phlegmatisches Temperament, dass rein gar nichts sie aus der Ruhe bringen konnte. Indes hatten die Jungdrachen noch keine Ochsen gesehen und reagierten verschreckt auf die gewaltigen Zugtiere. Sie stießen derart schrille Schreie aus, dass die Drachen, die droben auf ihren Felssimsen die bleiche Wintersonne genossen, aufwachten und nach den Urhebern des Radaus forsch—
    ten. Iantine grinste. Rasch hielt er die turbulente Szene in einer Ecke seines Blatts fest. Wenn er in diesem Tempo weiterzeichnete, ging ihm bald das Papier aus.
    »Nun ja, die Dächer bestehen alle aus Metallplatten«, erklärte Leopol. »Der Weyr beteiligt sich an den Kosten, da die Liliencamp-Karawane einen Umweg macht,
    wenn sie unseren Weyr ansteuert.«
    Iantine hatte sich vorher nie den Kopf darüber zer—
    brochen, wie ein Weyr versorgt wurde. Automatisch
    hatte er angenommen, Drachen und Reiter würden sich von den Tributabgaben ernähren. Mittlerweile wuchs
    sein Respekt vor der Organisation und Verwaltungsarbeit, die der Erhalt eines so komplexen Systems mit sich brachte. Im krassen Gegensatz zu dem, was er in Bitra erlebt hatte, verrichtete hier jeder frohen Mutes die ihm auferlegten Pflichten und war stolz, zu dieser Gemeinschaft gehören zu dürfen. Jeder half jedem, und alle schienen glücklich zu sein.
    Gewiss, erst seit kurzem dämmerte es Iantine, wie
    sorgenfrei er selbst aufgewachsen war. Auch sein Studium im Kollegium hatte ihm gefallen. Seine Lehrzeit im Institut Domaize wies Höhen und Tiefen auf,
    während er versuchte, sein Kunstverständnis zu mehren und neue Techniken zu entwickeln.
    Sein Aufenthalt in Burg Bitra hatte ihm die Augen
    geöffnet. Auch seine Rekonvaleszenz im Weyr diente
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    dazu, seinen Horizont zu erweitern, allerdings auf eine erquickliche Art und Weise. Erbittert vergegenwärtigte sich Iantine, dass man zuerst die Härten des Lebens erfahren musste, um das Gute schätzen zu lernen. Derweil er seinen Gedanken nachhing, flog seine Hand über das Papier und vollendete das Bild von den Weyr-herren, wie sie sich ernst mit den Treck-Führern der Liliencamp-Karawane berieten.
    Der Liliencamp-Clan hatte als erster das System der umherziehenden Händler eingeführt; auf diese Weise
    versorgte man selbst die einsam gelegenen Ortschaften und Festungen mit Waren und weniger dringlichen
    Nachrichten. Ein Liliencamp hatte auch zu den ersten Siedlern gehört, die Pern kolonisierten. Iantine glaubte sich zu erinnern, dass sein Porträt auf dem großen Wandgemälde in Burg Fort zu finden war, zusammen
    mit den Konterfeis der anderen Kontraktoren. Ein eher schmächtiger Mann mit schwarzem Haar, hellwachen
    Augen und einer Art Block oder Tafel an seinem Gürtel.
    In der Brusttasche steckten verschiedene Schreibutensilien, und einen Stift hatte er sich hinter das Ohr geklemmt. Iantine fand dies so praktisch, dass er die Gewohnheit übernommen hatte.
    Er nahm die Treck-Führer näher in Augenschein.
    Jawohl, einer

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