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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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meint, dass sich an der Grenze zu Benden über hundert Menschen aufhalten, Frauen, Kinder und alte Leute. An anderen Grenzen haben sich ebenfalls Menschen eingefunden. Es gibt keinerlei Unterkünfte, lediglich die Wachposten haben für ihr eigenes Wohl gesorgt.
    Die Flüchtlinge hat man in provisorische Pferche eingesperrt. Und das Entsetzlichste ist, dass L'sur gesehen hat, wie man Leute an den Füßen aufhängte und dann
    mit Pfeilen auf sie schoss. Der Benden-Weyr wird derlei Gräuel nicht dulden, Paulin.«
    »Wir von Burg Fort werden auch nicht tatenlos zusehen!« Paulin sprang von seinem Sitz hoch und tigerte im Raum auf und ab. »Wenn Chalkin das unter der Verwaltung einer Provinz versteht, müssen wir ihm Einhalt gebieten.«
    »Das finde ich auch«, bekräftigte M'shall und raufte sich schon wieder nervös die Haare. »Noch eine Nacht im Freien, und die Leute sterben an Unterkühlung und Erschöpfung. Bridgely ist auch der Meinung, dass wir noch heute aktiv werden müssen. Für Bitra ist strenger Frost angekündigt. Ich kam zu Ihnen, um das Einverständnis des Rats einzuholen, denn in dieser Angelegenheit sollten wir so korrekt wie möglich vorgehen …«
    Er legte eine Pause ein. »Auf eine derartige Situation sind wir nicht vorbereitet. Seine Leute rebellieren ja nicht, sie fürchten nur um ihr Leben und suchen verzweifelt nach einer sicheren Bleibe, die ihnen Bita offenkundig nicht bieten kann.« Er beugte sich vor. »Es ist 237
     
    doch so, Paulin, wenn wir einfach nur Lebensmittel und Decken an die Menschen verteilen, werden ihnen die
    Wachposten alles wegnehmen, sowie wir der Grenze
    den Rücken kehren. Also müssen wir zum Schutz ein
    paar Drachenreiter dalassen … womit wir Chalkin einen Grund liefern, sich über ungebetene Einmischung eines Weyrs zu beschweren.«
    Paulin wurde übel. Was sich derzeit in Bitra abspielte, glich aufs Haar den ungerechten, blutigen Praktiken auf der alten Erde, die die Siedler damals veranlasst hatten, in eine andere Welt auszuwandern. Auf Pern wollten sie eine neue Gesellschaftsordnung entwickeln, die nach humanen Grundprinzipien funktionierte und
    ausschloss, dass Menschen wie Chalkin zu unangefoch-tenen Tyrannen heranwuchsen. Dieser Planet wurde in dem Geist kolonisiert, dass es Platz gab für jeden, der gewillt war, das ihm verfassungsmäßig zustehende Fleckchen Land zu bewirtschaften.
    »Wenn Ihre Reiter die Grenze zu Bitra nicht überqueren, hat Chalkin kein Recht, sich angegriffen zu fühlen.
    Außerdem ist der Benden-Weyr verpflichtet, Burg Bitra Schutz zu gewähren.«
    »Der Schutz bezieht sich auf den Fädenfall«, stellte M'shall richtig.
    »In gewisser Weise haben wir es hier mit Schutz vor Fädeneinfall zu tun«, entgegnete Paulin grimmig. »Die Bitraner können sich in diesem Punkt nicht auf ihren Burgherrn verlassen, und an wen sonst sollten sie sich wenden, wenn nicht an den für sie zuständigen Weyr?
    O nein!« Paulin hieb mit der Faust auf den Tisch. »Sie überschreiten keinesfalls Ihre Befugnisse. Stünden Ihnen denn Reiter zur Verfügung, die sich freiwillig für diese Aufgabe melden?«
    »L'sur ist bereits dageblieben, das teilte sein Drache meinem Craigath mit.«
    »Aber lassen Sie Ihre Drachen keine Flammen speien«, ermahnte Paulin ihn mit erhobenem Zeigefinger.
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    »So gern ein paar von Ihren Leuten vielleicht Stärke demonstrieren möchten.«
    »Oh, in dieser Hinsicht habe ich bereits unmissverständliche Anweisungen erteilt«, entgegnete M'shall, und um seine Lippen zuckte ein grimmiges Lächeln.
    »Außerdem haben wir in Benden längere Zeit nicht für den Ernstfall trainiert, also ist in den Drachen kein Fünkchen Feuer mehr übrig. Was die Wachposten betrifft, so würde ich sie am liebsten im Dazwischen absetzen, aber …« Er hob beide Hände, um Paulin zu bekunden, dass er diese Drohung nicht ernst meinte.
    Mattew kam mit einem Tablett zurück, auf dem sich
    Becher mit dampfendem Klah, zwei Schalen Suppe und
    ein Korb voller frisch gebackener Brötchen befanden.
    Nachdem er die Sachen auf den Schreibtisch gestellt hatte, ging er wieder.
    M'shall wartete nicht, bis Paulin ihn zum Zugreifen aufforderte, sondern schnappte sich seine Schale Suppe, blies darauf und fing an zu löffeln, sobald sie ihm nicht mehr so brühheiß erschien. »Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Falls Sie einen Kessel Suppe übrig haben, nehme ich ihn mit.« Er leckte sich die Lippen. »Das Zeug ist heiß genug, um einen Sprung durchs Dazwischen zu

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