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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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die Gabel am
Stiel von sich zu drücken. Ein zweiter Unhold nahm nun eine Holzbohle und
schlug mit voller Kraft auf Gunthers Schienbein ein. Der Knochen brach mit
lautem Krachen, als ob es ein trockener Ast wäre. Als sein tränenverschleierter
Blick nach unten fiel, konnte er den blanken Knochen deutlich erkennen, der
seltsam verdreht aus der offenen Wunde emporragte. Ob er jemals wieder laufen
könnte? Wobei er sich viel mehr Sorgen um sein nacktes Leben machte, als um die
zukünftige Art seiner Fortbewegung. Er wollte gerade wieder protestieren, als
ein weiterer Schlag ihn am Kopf traf. Dunkelheit umhüllte Gunther - eine gütige
Ohnmacht, welche ihm zumindest den Rest der Qual ersparen würde.
    Schnell
waren seine Habseligkeiten unter den Männern verteilt. Sogar seine Kleider
hatten sie ihm am Ende genommen. Zuletzt banden sie Gunther an einen Pfahl und
ließen ihn achtlos im Stall zurück. Die Wunde an seinem Kopf blutete stark. Es
war mehr als nur zweifelhaft, ob er den nächsten Tag noch erleben würde.

Kapitel 15: Es ist getan
     
    Endlich
erreichte Siegfried keuchend den Ausgang der Höhle. Er legte die tote Kate
vorsichtig auf den weichen Boden und schaute in ihr Gesicht. Selbst der Tod
hatte ihrer jugendlichen Schönheit keinen Abbruch getan. Sanft und friedlich
wirkte sie zudem. Er hatte ihr sein Leben zu verdanken und das Mindeste, was er
zum Dank für sie tun konnte, war ein würdevolles Begräbnis. Seine Satteldecke
sollte den Säugling wärmen, während er ein großes Loch ausheben würde.
    Es
wurde schon dunkel, als der müde Ritter sein Werk vollendete. Kate war begraben
und nun galt es, in die Zukunft zu blicken - zumindest den Knaben zu retten. Er
würde auf Gunther warten und zusammen mit ihm, in Richtung Burg aufbrechen. Den
Säugling würden sie auf dem Wege in die Obhut der Magd geben, deren früheren
Herren Siegfried vor wenigen Tagen das Leben genommen hatte. Er hoffte, dass
sein Knappe bald zurückkehren würde, damit sie schleunigst diesen unheilvollen
Ort verlassen konnten. Auf der Burg würde man sie als Helden feiern. Einen
besseren Einstand hätte sich kein Ritter wünschen können.
     
    Ein
weiterer Tag war vergangen. Es wurde bereits wieder dunkel und von Gunther gab
es noch immer keine Spur. Siegfried hatte Hunger und das Geschrei des Säuglings
deutete darauf hin, dass es diesem ähnlich erging. Was sollte er nur tun? Er
war ratlos - mehr als das. Am nächsten Morgen würde er eine Entscheidung
treffen müssen. Weitere Tage dürften für beide den sicheren Hungertod bedeuten.
    Gunther?
Vielleicht hatte man ihn überfallen … oder ein Sturz vom Pferd … was auch
immer. Siegfrieds letzte Gedanken, bevor er in unruhigen Schlaf verfiel, galten einem
saftigen Braten, den ihm eine üppige Magd reichte.
     
    Der
nächste Morgen kam. Es war kalt - viel kälter sogar als noch am Tage zuvor.
Siegfried schlotterte am ganzen Körper. Vom Säugling war kein Geräusch zu
vernehmen. Er glaubte schon, dass Kälte und Hunger ihm sein junges Leben
genommen hätten, als er ein leises Röcheln vernahm. Vorsichtig schlug er die
Satteldecke beiseite und schaute sich den hilflosen Knaben besorgt an. Schwach
sah er aus - farblos. Es galt zu handeln - aber wie?
    In den
letzten Tagen hatte Siegfried häufig Rehe beobachtet, die sich, völlig arglos,
ihrem armseligen Lager näherten. Seitdem er den Drachen getötet hatte, trauten
sich nun sogar wieder Tiere in die Nähe der Felsen. Besonders erinnerte er sich
an ein Reh, welches sich ihnen mehrfach, in Begleitung seines Kitzes, genähert
hatte. Wenn das Schicksal es gut mit ihnen meinte, so könnte er die Ricke
packen und die Nahrungsprobleme der beiden wären auf einen Schlag
Vergangenheit. Sicher hatte das Tier ausreichend Milch in seinem Euter um das
Kind einige Tage damit zu säugen.
    Den
halben Tag verharrte Siegfried in totaler Reglosigkeit. Er war gerade im
Begriff aufzugeben und den Hungertod als unausweichliches Schicksal zu
akzeptieren, da vernahm er ein leises Rascheln. Die Ricke - und dicht hinter
ihr sah er auch schon ihr Kitz folgen. Er spannte seine Muskeln an und spürte,
dass seine Glieder wie gelähmt waren. Viel zu lange hatte er bewegungslos auf
dem kalten Boden gelegen. Aber trotzdem! Es galt einen schnellen Vorstoß zu
wagen - eine zweite Gelegenheit würde sich ihm kaum bieten.
    Mutter
und Kind schauten ihn neugierig an. Deutlich war zu erkennen, wie sich ihre
Nüstern bewegten. Die Ricke drehte ihren Kopf in Richtung des Knaben,

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