Drachenblut 01 - Die Väter
seine Augen an das Licht der ersten Sonnenstrahlen. Was
war geschehen? Zaghaft kehrten die Erinnerungen zurück. Zuletzt hatte er
einen Schatten auf sich zukommen sehen. Sie hatten ihm fast den Schädel
eingeschlagen - daran erinnerte er sich jetzt.
Kalt
war es - fürchterlich kalt. Nun bemerkte er auch, dass er nur noch seine
Unterwäsche trug. Kerle wie diese schreckten auch vor nichts zurück. Aber wo
waren sie geblieben? Und was hatten sie mit ihm vor? Wie dumm nur hatte er sich
verhalten? - als ob er nichts gelernt hätte.
Ein
leises Stöhnen riss ihn aus seinen Gedanken. Er schaute sich um und stellte
fest, dass einer der Kaufleute den Angriff offensichtlich doch überlebt hatte.
Das war kaum zu glauben.
»Handelsmann
... Handelsmann. Könnt Ihr mich hören?«, rief Gunther zu dem Mann herüber.
Dieser
räkelte sich vorsichtig und starrte ihn verwirrt an.
»Wo bin
ich? Was ist geschehen?«
»Es
wird Euch ähnlich ergangen sein, wie mir selbst. Auch ich wurde ein Opfer
dieser Gesetzlosen«, platzte es aus Gunther hervor.
Der
Händler richtete sich auf und schaute ihn noch immer mit großen Augen an. »Ihr
seid es - ich erinnere mich. Vor ein paar Tagen erst teilten wir uns den Weg.
Aber wo sind Eure Begleiter? Da war doch auch ein Ritter bei Euch.«
Gunther
berichtete dem Mann über die Geschehnisse der vergangenen Tage und ebenso von
den Ereignissen des letzten Abends. Als er schloss, da schaute ihn sein
Gegenüber vielsagend an.
»Uns
ist das gleiche Unrecht widerfahren. Meinen Freund hier hat es sein
unschuldiges Leben gekostet - und hätte ich mich nicht tot gestellt, dann würde
ich sein trauriges Schicksal vermutlich teilen.«
Gunther
nickte stumm. Erst jetzt wurden ihm die Schmerzen in seinem Bein richtig
bewusst. Ein reißendes Pochen stieg ihm bis in die Lenden hinauf. Er blickte
auf das zerschmetterte Glied und erkannte sofort, dass er ohne einen Arzt
zumindest das Bein verlieren würde - wenn nicht mehr.
»Ihr
müsst Hilfe holen! Ich bitte Euch - holt Hilfe«, drängte er den Handelsmann
energisch.
»Wohin
könnte ich reiten? Wer sollte uns helfen? Diese ganze Bande steckt doch unter
einer Decke.« Der Händler schien völlig entmutigt zu sein.
»Reitet
den Weg zurück. An der großen Eiche lenkt Euer Ross nach links. Dort werdet Ihr
auf meinen Herren stoßen«, begann Gunther fast euphorisch. »Erklärt ihm
einfach, was geschehen ist. Er wird uns helfen - da bin ich sicher.«
»Und
dann wird er ein Dutzend erwachsener Männer töten, nur um seinen Knappen zu
befreien?, spottete der Händler.
»Er
wird - seid versichert ... er wird«, gab Gunther trotzig zurück. »Und nun
reitet los ... so lange diese Kerle noch damit beschäftigt sind, ihren Rausch
auszuschlafen.«
Geschwind
hatte der Händler seine Satteltaschen mit Hafer und trockenem Brot gefüllt. Nur
Augenblicke später hörte Gunther auch schon die Hufe seines Pferdes. Er hoffte,
dass er Recht behalten sollte und Siegfried ihm zur Hilfe eilen würde. Wie
hätte er auch wissen sollen, dass seinen Herren gerade ganz andere Sorgen
plagten.
Schnell
hatte der Händler das Wirtshaus hinter sich gelassen. Nichts wünschte er sich
sehnlicher, als diesen Ort des Schreckens zu verlassen - seiner nie wieder
gewahr zu werden. Dieser närrische Knappe! Schmerzen und Fieber schienen seinen
Verstand getrübt zu haben. Warum sollte er diesen Ritter suchen? Und was hätte
er selbst davon? Die Zeiten waren hart genug für jeden Einzelnen. Einen
Gefallen, und das am besten ohne jegliche Gegenleistung - wer konnte sich
solchen Luxus heuer schon erlauben? Er würde in die Stadt reiten, seine Wunden
gründlich auskurieren und danach wieder seinem Tagewerk nachgehen. Der
närrische Knappe dürfte ohnehin, bereits an diesem Tage, sein Leben verlieren.
Beschlossen
war es und nun lenkte sich das Ross auch schon ganz unbekümmert.
Kapitel 17: Urkräfte
Das
Schwert fest in der Rechten fand Siegfried kniend den Halt, um dem ersten Wolf,
einem wahrhaft riesigen Tier, die Klinge in die Flanke zu rammen. Ein
ohrenbetäubendes Heulen machte deutlich, dass dieser Stoß seine Wirkung nicht
verfehlt hatte. Der Wolf fiel auf die Seite und spuckte mit dem letzten Atemzug
eine wahre Blutfontäne aus. Das Schwert steckte in seiner Seite und zeigte
aufrecht gen Himmel. Der Stahl hatte sich zwischen den Rippen des Untiers
verkeilt. Siegfried war es nicht gelungen, die Waffe festzuhalten, um sie
gleich dem nächsten Tier in den Leib zu stoßen.
Einen
Moment
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