Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX
Blei an. Vorsichtig schaute er aus schmalen Schlitzen hervor und betrachtete seine Umwelt. Bloß keine übereilten Aktion, die du später bereust! Das Umgebungslicht war gedämpft. Gilfea wagte seine Augen ganz zu öffnen. Bis auf ein leichtes Ziehen in seiner Stirn, verlief das Augenöffnen doch recht erfolgreich. Trotz seiner Kopfschmerzen schaute sich Gilfea um. Das erste, was er sah, war, dass er in einem richtigen Bett lag. Weich, weiß und mit flauschiger Decke. Das Bett befand sich in einer Art Niesche. Obwohl »Niesche« vileicht nicht das richtige Worte war, da diese Nische die Dimension eines großzügigen Zimmers hatte. Doch statt vier Wänden, wie dies bei normalen Räumen üblich ist, fehlte diesem Zimmer eine Wand. Stattdessen eröffnete sich der Blick in eine hohe, weite Halle. Immerhin, zwischen der Halle und dem Raum mit den drei Wänden gab es einen Vorhang, den man bei Bedarf zuziehen konnte.
Neben dem Bett standen die beiden Elben Thonfilas und Turondur und sahen Gilfea an. Weiter hinten in der Halle hockten die Drachen Toldin, Lindor und Mithval und schauten ebenfalls zu Gilfea.
»Hallo!«, krächzte Gilfea.
»Danke Freund! Ich stehe tief in deiner Schuld. Wir alle stehen tief in deiner Schuld. Diese Schmerzen auf sich zu nehmen, war wirklich selbstlos. Noch nie hat ein Mensch, nicht mal eine Seele, solch eine Tat vollbracht.«
»Halb so wild. Ich bräuchte nur eine Kopfschmerztablette. Du und deine Seele, ihr steht nicht in meiner Schuld. Ich sehe das eher umgekehrt: ich stehe in eurer Schuld. Ihr habt euch für Mithval und mich geopfern und die Lanze abgefangen. Nein, ich stehe in eurer Schuld. Deine Qualen zu lindern, war das Mindeste, was ich tun konnte und ich wüde es jederzeit wieder tun.«
Lindor schaute mit seinem Drachenkopf zu Mithval und Toldin. Alle drei Drachen wackelte mehr oder minder stark und abwechselnt mit ihren Köpfen. Es war klar, dass die drei sich unterhielten. Plötzlich grinsten sie, sagten aber nichts.
Dafür sprach Turondur: »Du weißt es nicht, aber vermutlich hast du uns alle gerettet. Thonfilas hätte zwar Lindors Lähmung heilen können, aber die Schmerzen hätten ihn trotzdem für Stunden flugunfähig gemacht. Das ist eine der Wirkungsweisen dieser teuflischen Lanzen. Sie sollen den Drachen so lange lähmen und am Boden halten, bis die Jäger eintreffen und ihn abschlachten können. Und die Jäger wären gekommen! Es war Kardinal Adas Heer, dass uns verfolgte. Ein Name, der einem Todesurteil gleich kommt. Um nicht selbst in Gefahr zu kommen und um Mithval und dich zu schützen, hätten wir Lindor und Thonfilas zurück lassen müssen. Doch das hätte uns gebrochen. Wir sieben stehen uns sehr nah, wir sind miteinander verbunden. Diese Bindung ist zwar beiweiten nicht so stark und eng, wie zwischen Drache und Seele, aber sie uns ähnlich wichtig. Wenn du dich also fragst, warum sich Lindor und Thonfilas geopfert hätten, um Mithval und dich zu retten, dann desswegen, weil ihr zwei sehr wichtig seid.«
»Du meinst Mithval, wenn er ausgewachsen ist?«
»Nein...«, Turondur war entsetzt, »Glaubst du, uns ist ein Drache wichtiger als ein Mensch oder Elb? Selbst wenn du nicht die Seele deines Drachen wärst, wärst du uns lieb und teuer. Du solltest nicht alles auf Mithval reduzieren. Du bist genau so wichitig wie er. Ihr zwei seid eins! Und unabhängig von dem, was möglicherweise noch aus euch werden wird, hat dein Verhalten uns alle davon überzeugt, dass ihr zwei jedes Opfer wert seid.«
Gilfea fühlte sich müde. Die indirekte Wirkung der Lanze steckte ihm immer noch in den Kochen. Er gähnte und gab dem Zimmer einen zweiten Blick. Es schien nicht nur einfach ein Raum mit einem Bett zu sein, sondern eine Wohnung. Neben dem Bett gab es auch eine Sitzgruppe, einen Schreibtisch mit Datenplatte und ein kleines Bücherregal. Was Gilfea nicht sah, aber von der großen Halle aus erreichbar war, waren eine Küche und ein Bad. Ansonsten war die ganze Einrichtung in Grün- und braunen Holztönen gehalten. Alle Einrichtungstände hatten ein organisches, sehr natürliches Design und verströmte eine warme Gemütlichkeit.
»Wo bin ich?«
»In Lindors und meiner Wohnung.«, antwortete Thonfilias.
»Eure Wohnung?«, fragte Gilfea nach.
»Ja. Lindor und ich teilen uns diese Drachenhöle. Du bist in Daelbar, unserer Stadt.«, Thonfilas nahm einen Stuhl und setzte sich neben Gilfea ans Bett, »Vieleicht solltest du noch ein wenig schlafen. Du bist immer noch
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