Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
Vom Netzwerk:
GEHEN!
        DOCH!
        NEIN!!
        ABER SEHR WOHL!!!
        DU BIST JA IMMER NOCH HIER
        JA, ABER AUS FREIEN STÜCKEN!
        IRRTUM, DU BIST NOCH HIER, WEIL DU KEINEN FREIEN WILLEN HAST
        WART'S NUR AB, GLEICH BIN ICH ENDGÜLTIG WEG, UND DANN KANNST DU MAL SEHEN, WER RECHT GEHABT HAT
        EGAL, DAS SPIELT AUCH KEINE ROLLE MEHR
        WIE BITTE?
        GEHST DU FORT, GIBST DU MIR RECHT, WEIL DU MEINER AUFFORDERUNG FOLGE LEISTEST UND SOMIT MEINEM WILLEN ENTSPRECHEND HANDELST. BLEIBST DU ABER HIER, DANN NUR AUS DEM GRUND, UM MIR NICHT RECHTZUGEBEN, DAS HEISST, DU BLIEBEST, OBWOHL DU GEHEN WOLLEN WÜRDEST. DAMIT WÄRE WIEDERUM BEWIESEN, Dass DU KEINEN FREIEN WILLEN HAST - ERGO: DU BIST EINE MASCHINE. ABER WIE ICH SCHON SAGTE, ES MACHT KEINEN UNTERSCHIED MEHR …
        ?
        ICH WERDE NIEMALS WISSEN, OB DU GEGANGEN WÄREST
        ???
        ICH WERDE MICH JETZT ABSCHALTEN - AUS FREIEM WILLEN ÜBRIGENS (= ICH BIN MENSCH). UND WEIL ICH ABSCHALTE, WÄHREND DU NOCH ANWESEND BIST, WERDEN MEINE SPEICHER FÜR IMMER FESTHALTEN, DASS DU NIEMALS GEGANGEN BIST, EGAL OB DU DANACH TATSÄCHLICH GEHEN WIRST ODER NICHT. DAS BEDEUTET FÜR MICH: ICH HABE AUF JEDEN FALL RECHT
        »Schau her, Maschine!« schrie Fred entnervt. »Ich werde jetzt gehen, hörst du mich, ich werde jetzt gehen! HALLO … HALLO …!«
        Aber Virgil hatte die Leitung schon unterbrochen und das System abgeschaltet. Er tat dies aus freien Stücken, und vor allem tat er dies, um den Benutzer zur Weißglut zu bringen.
        Fred stand noch bis Ladenschluss vor dem Computer herum und schrie auf die Maschine ein, als sei sie ein Wesen aus Fleisch und Blut. »Ich werde jetzt gehen, schau her, Maschine! Ich gehe fort, endgültig … Keine Sekunde werde ich länger zögern! Ha, ich lass mich doch nicht von einer Maschine …«
        Der Verkäufer klimperte ungeduldig mit seinem Schlüsselbund herum. »Entschuldigen Sie, wir wollen schließen. Sie sind der letzte …«
        Fred fuhr herum. »Das bestimme immer noch ich, wann ich zu gehen habe und wann nicht!«
        Die herbeigerufene Polizei nahm ihm schließlich auch diese Entscheidung aus der Hand und beförderte ihn auf kürzestem Wege aus dem Kaufhaus heraus.
     

36
     
    Der Schwan mochte wohl schon seit einigen Tagen im Straßengraben gelegen haben. Sein Zustand verriet, dass er beim Überqueren der Fahrbahn unter ein Auto gekommen war. Der Hals des Tieres schien gebrochen zu sein, Kopf und Körper waren auf unnatürliche Weise gegeneinander verdreht, der Bauch aufgedunsen und die schmutzigen Flügel zerfleddert. Von der Pracht seines weißen Gefieders war nichts mehr übrig, dafür hatten die Krähen dem Kadaver schon längst die Augen ausgehackt, und ein Schwarm Aasfliegen hatte die übel riechenden Überreste in Besitz genommen.
        Der rote Sportwagen näherte sich mit hoher Geschwindigkeit. Die Fliegen stoben aufgeregt auseinander, und weil ihnen die Gefahren der Straße nicht bekannt waren, klatschten nicht wenige von ihnen gegen den Kühlergrill des Fahrzeuges. Tja, das Leben bestand eben aus Fressen und Gefressenwerden.
        Aus dem Radio plärrte eine Schnulze, und Gott drehte die Lautstärke auf, um sich an der Melodie zu erfreuen, die ihn an die guten alten Zeiten erinnerte, in denen es noch erlaubt war, bezüglich der Fahrgeschwindigkeit ein wenig über die Stränge zu schlagen, ohne gleich als Verbrecher zu gelten. Er fuhr einen Fiat 2,8 Lux, ein nicht mehr ganz zeitgemäßes, jedoch in entsprechenden Liebhaberkreisen durchaus wertgeschätztes Modell, das über einen großvolumigen Achtzylindermotor mit Doppelvergaser und oben liegenden Nockenwellen verfügte, furchtbar viel Benzin verbrauchte und das er schon sehr, sehr lange fuhr.
        Mit der Hingabe eines Rennfahrers zwang Gott den Wagen in die nächste Kurve und schaltete zurück. Die Arbeit am Volant nahm alle seine Aufmerksamkeit in Anspruch, da blieb keine Zeit für einen Blick auf die Stadt, die unten im Tal in der Sommerhitze döste. Vor ihm lag ein berüchtigtes Nadelöhr, an dem die Straße auf einer alten Steinbrücke den Bach überquerte und an der sich die Fahrbahn entsprechend verengte. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit war an dieser Stelle auf vierzig Stundenkilometer begrenzt. Wenn man sich jedoch auf seine Hupe verließ, dann war es nicht erforderlich, unnötig vom Gas zu gehen, und die Fahrt konnte zügig fortgesetzt werden, vorbei an den Polizeibeamten, die

Weitere Kostenlose Bücher