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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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hinausführte, versagte und auch nur ein bisschen Wasser aussickerte, dann würde der schöne Körper von Jean Kelly Thomas von den gewaltigen Kräften des Deorbiters an Kopf und Füßen mit einer Zugkraft von 10 000 g gepackt und gleichzeitig in der Mitte mit 5000 g zusammengedrückt und so buchstäblich in Fetzen gerissen werden.
    » Wir müssten sie in eine Flasche einfüllen und im Krematorium ausgießen, wenn wir zu St. George zurückkehren«, dachte Pierre, schüttelte den Kopf bei der grausigen Vorstellung und machte sich daran, in seinen eigenen Tank zu steigen.
    Durch seine Sichtplatte blickte Pierre auf die Miniatur-Kontrollkonsole, die in seinen Tank eingebaut war. Einer der Bildschirme war in sechs Abschnitte eingeteilt. Jeder Abschnitt zeigte das Innere eines der Tanks. Er wartete geduldig, bis Seiko mit der methodischen Überprüfung jeder einzelnen ihrer Druckblasen fertig war, ihren Deckel geschlossen und die verbleibende Luft entleert hatte und sich ihrer Konsole zuwandte.
    » Seiko Kauffmann Takahashi gesichert«, intonierte ihr unerschütterliches Abbild mit der orientalischen Ponyfrisur um das entschlossene runde Gesicht.
    Pierre bedachte alle Bilder mit einem kurzen Lächeln. » Jetzt drücke ich den Knopf, und es geht abwärts«, sagte er, berührte ein Paneel und ließ auf den Schirmen einen großen, sich rasend schnell drehenden Stern in der einen Ecke und einen leuchtenden Fleck in der anderen erscheinen. Der Fleck blitzte gelegentlich auf, wenn die Raketen seinen Kurs korrigierten.
    Während der langen Wartezeit konnten sie Vibrationen und ein wenig auch die Beschleunigungen fühlen, die durch ihre Wasserschilde und Druckanzüge drangen. Die Vibrationen rührten von den Raketen des Schiffs her, als der Computer das Fahrzeug und den überdichten Asteroiden zusammenbrachte.
    » Ab geht die Post«, flüsterte Pierre in sein Kehlkopfmikrophon, doch er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, als der Asteroid schon an ihnen vorbeisauste. Einen Wimpernschlag später wirbelten sie halb um die massive Sphäre und fanden sich im Fall auf dem Neutronenstern wieder. Die Schiffsraketen feuerten, um den Drehimpuls abzufangen, den ihnen der Peitschenhieb der Gravitationskräfte verpasst hatte.
    Der Sturz, der ein gutes Stück hinein in die fürchterliche Gravitation des Dracheneis führte, dauerte nur zwei und eine Viertelminute. Es herrschte vollständige Stille, aber in den letzten paar Sekunden – als sie sich dem Neutronenstern zu nähern begannen – konnte Pierre den Differentialdruck auf das Wasser im Tank spüren. Dann schlug ihm eine letzte fürchterliche Beschleunigung auf den Kopf. Seine Ohren schmerzten, an seinen Händen und Beinen rissen die Flutwellen zweiter und dritter Ordnung. Die piezoelektrischen Steuerungen sangen ihren Ultraschall-Schutzmantel in das ihn umgebende Wasser.
    Seine Augen konnten das Gleißen der Deorbiter-Masse nicht mehr sehen, als sie jetzt über seinen Schirm blitzte und den Drachentöter bewegungslos im Mittelpunkt der sechs Kompensator-Massen hängen ließ, die fünfmal pro Sekunde um den Neutronenstern und das Raumfahrzeug wirbelten. » War das eine Fahrt!«, ließ sich eine weibliche Stimme, unkenntlich durch die Aufregung und die Atemmaske, über das Interkom hören.
    » Zeit, aus euren Swimmingpools herauszukommen und an die Arbeit zu gehen!«, sagte Pierre zu den Gesichtern auf seinem Schirm. Er fasste nach dem Schalter für die Pumpenkontrolle und spürte, wie der Druck in seinem Tank nachließ.
    Zeit: 09:45:00 Mittlere Greenwich-Zeit, Sonntag, 19. Juni 2050
    Nur wenige sahen den schwachen Stern, bevor ihn der Bote des Glänzenden im Mittelpunkt der Sechs Augen zurückließ. Er war ein undeutlicher Fleck gewesen, als er sich noch in seinem Orbit hoch über dem Ei befand, da er nicht wie die anderen Sterne am Himmel aus eigener Kraft leuchtete. Aber sobald er sich im Glanz der Sechs Augen badete, reflektierte der Fleck ihre Strahlen und war zu erkennen, sofern man besonders scharfe Augen oder einen besonders starken Glauben hatte.
    » Der neue Stern im Mittelpunkt der Sechs Augen bewegt sich nicht«, meldete der Chefastrologe, Erster des Glänzenden, dem Hohepriester. » Die Sechs Augen sind beinahe unbeweglich – aber sie rotieren jeden Tag einmal um den Ostpol. Der neue innere Stern steht im exakten Zentrum der Sechs Augen und bewegt sich überhaupt nicht.«
    Der Hohepriester war erfreut über die Neuigkeit. Endlich geschah etwas Logisches am Himmel über

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