Drachenelfen
mußte er die Delphine loswerden.
Zum Glück stand er da vor keinem großen Problem.
Sie liebten es, sich wichtig zu fühlen.
»Ich brauche euch, um den Anführern der
Nichtigen eine Botschaft zu überbringen. Sie ist ausschließlich für die
Mitglieder der königlichen Familien bestimmt und von größter Wichtigkeit.«
»Nur zu gerne…«
»Du kannst uns vertrauen…«
»Bestimmt…«
»Wir werden jedem…«
»Nicht jedem… «
»Nur der königlichen…«
»Er hat jedem gesagt!«
»Dummkopf! Er…«
Haplo nutzte eine Atempause, um ihnen die
Botschaft aufzutragen, wobei er darauf achtete, die Sache möglichst
kompliziert und geheimnisvoll zu machen.
Die Delphine lauschten aufmerksam und schossen
davon, kaum daß er zu Ende gesprochen hatte.
Als er sicher sein konnte, daß seine
schwimmenden Boten weit genug entfernt waren, gingen er und der Hund an Bord
der Barkasse und legten ab.
Haplo hatte nie so ganz die Geheimnisse der
Navigationsmethode der Zwerge ergründet, die – wie Grundel ihm zu erklären
versucht hatte – darauf beruhte, Schallwellen zu orten, die von den Meermonden
ausgesandt wurden. Zuerst hatte er befürchtet, Draknor womöglich nicht finden
zu können, doch es war leicht – zu leicht. Die Drachenschlangen hinterließen
eine faulige Spur im Wasser, einen ölig schillernden Pfad zu dem Meermond, in
dessen Leib sie sich eingenistet hatten.
Schwärze umfing ihn. Er war am Ziel angelangt,
in den Grotten von Draknor. Um nicht auf Grund zu laufen, verlangsamte er die
Fahrt, bis das Schiff sich kaum noch vorwärtsbewegte. Wenn es sein mußte,
konnte er durch das trübe Wasser zum Ufer schwimmen; er hatte es schon einmal
getan, doch verzichtete er gern auf das zweifelhafte Vergnügen.
Seine Hände waren trocken, auch die Unterarme,
wo er die Ärmel hochgerollt hatte. Die Runen auf der Haut kamen allmählich
wieder zum Vorschein, und auch wenn sie ihm höchstens die magischen Fähigkeiten
eines Zweijährigen verliehen, wirkte der schwache bläuliche Schimmer
beruhigend. Er wollte nicht wieder naß werden.
Der Kiel schrammte über Fels. Haplo ließ das
Boot etwas steigen und atmete auf, als es ungehindert weiterfuhr. Es konnte
nicht mehr weit sein bis zum Ufer, er beschloß das Risiko einzugehen und
aufzutauchen…
Die Runen auf seinen Händen! Blau. Fahlblau.
Haplo drosselte den Antrieb und starrte auf die
Tätowierungen. Ein verwaschenes Blau, nicht annähernd so intensiv wie das Blau
der Venen unter der Haut am Handrücken. Und das war komisch. Verdammt komisch!
Auch wenn seine Magie durch das Meerwasser gemindert
war, hätten die Runen leuchten müssen, glutrot, als Reaktion auf die Gefahr,
die von den Schlangen drohte. Aber nichts hatte ihn gewarnt, weder die magischen
Zeichen noch seine anderen Instinkte. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen,
die Barkasse zu steuern, um auf etwas anderes zu achten.
Die Male vorher, so nahe am Nest der Schlangen,
hatte er sich an Körper und Geist wie gelähmt gefühlt in dem Miasma
erstickender Angst, das die Kreaturen um sich verbreiteten.
Doch jetzt empfand er keine Angst; wenigstens,
schränkte er ein, nicht um sich selbst. Seine Furcht saß tiefer. Sie war kalt
und drückte ihm den Magen zusammen wie eine eherne Faust.
»Was ist los, alter Junge?« fragte er den Hund, der
sich winselnd an sein Bein drückte.
Haplo tätschelte ihn beruhigend, obwohl er
selbst etwas Ermutigung hätte gebrauchen können. Der Hund winselte erneut und
drückte sich noch fester an ihn.
Der Patryn ging auf halbe Fahrt und ließ die
Barkasse langsam zur Oberfläche steigen, dabei galt seine Aufmerksamkeit halb
dem stetig heller werdenden Wasser und halb den Tätowierungen auf seiner Haut.
Keine Veränderung.
Nach den Beweisen, die sein eigener Körper ihm
lieferte, befanden sich die Schlangen nicht mehr auf Draknor. Doch wenn nicht
hier und nicht bei den Nichtigen und wenn sie nicht in Surunan gegen die
Sartan kämpften, wo waren sie dann?
Das Boot tauchte auf. Haplo suchte mit Blicken
das Ufer ab, entdeckte sein Schiff, und vor Erleichterung, es unbeschädigt zu
sehen, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Gleichzeitig wurde das Gefühl der
Angst stärker, scheinbar ohne Grund.
Der Leib des Schlangenkönigs, getötet von dem geheimnisvollen
Drachenmagier (Alfred?), lag auf den Klippen oben. Nichts deutete auf die
Anwesenheit seiner lebenden Vasallen hin.
Das Schiff glitt auf den Strand. Behutsam,
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