Drachenelfen
hätte die Kreaturen
zurückweisen müssen!« Samah ballte die Hände zu Fäusten. »Die Schlangen hätten
nicht imstande sein dürfen, es zu passieren!«
»So, wie die Nichtigen es nicht können, ohne
eure Hilfe? Du willst es nicht begreifen, Sartan, habe ich recht? Diese
Schlangen sind um vieles mächtiger als du oder ich oder Fürst Xar oder
vielleicht wir alle zusammen. Sie brauchen keine Hilfe!«
»Aber sie hatten welche!« schleuderte
Samah ihm entgegen. »Die Hilfe eines Patryn!«
Haplo machte den Mund auf, um zu widersprechen,
doch es war nicht der Mühe wert. Reine Zeitverschwendung. Unterdessen breitete
das Böse sich aus und gewann an Einfluß. Es war jetzt umso wichtiger, daß er
zurückkehrte und seinen Gebieter warnte.
Kopfschüttelnd wandte Haplo sich ab. »Hund,
komm.«
Aber das Tier bellte kurz und rührte sich nicht
von der Stelle. Es schaute mit gespitzten Ohren zu Haplo auf. Wolltest du
nicht etwas fragen?
Ach ja. Haplo drehte sich wieder um.
»Was ist aus Alfred geworden?«
»Deinem Freund?« Samah lächelte hämisch. »Er
schmachtet im Labyrinth, wie all jene, die Ketzerei predigen und mit dem Feind
konspirieren.«
»Du weißt doch wohl, daß er der einzige war, der
dem Unheil hätte Einhalt gebieten können?«
In Samahs Augen blitzte flüchtig Belustigung
auf. »Wäre dieser Alfred so mächtig, wie du mich glauben machen willst, hätte
er uns daran hindern können, das Urteil zu vollstrecken. Er tat es nicht. Er
fügte sich ohne jeden Widerstand.«
»Ja«, sagte Haplo leise. »Das sieht ihm
ähnlich.«
»Wenn dir das Wohl deines Freundes so sehr am
Herzen liegt, Patryn, warum kehrst du nicht zurück in dein Gefängnis und
versuchst ihn zu retten?«
»Vielleicht tue ich’s. Nein, alter Junge.« Haplo
sah den Blick des Hundes sehnsüchtig an Samahs Kehle hängen. »Davon wird dir
nur übel.«
Er ging an Bord, warf die Leinen los, schleppte
den Hund, der immer noch Samah anknurrte, nach drinnen und verriegelte hinter
ihm die Luke. Im Ruderstand trat Haplo sofort ans Fenster, um den Sartan im
Auge zu behalten. Magie oder keine Magie, er traute ihm nicht über den Weg.
Samah stand regungslos am Ufer. Sein weißes Gewand
war feucht und schmutzig, der Saum besudelt mit dem Blut und Schleim der
getöteten Schlangen. Die Schultern hingen müde herab, seine Haut war grau. Er
wirkte erschöpft bis ins Mark, dennoch – vermutlich weil er wußte, daß Haplo
ihn beobachtete – hielt er sich aufrecht, das Kinn vorgereckt, die Arme vor der
Brust verschränkt.
Überzeugt, daß von seinem Widersacher nichts zu
befürchten war, richtete Haplo seine Aufmerksamkeit auf die Runen an der
Innenseite der Bordwände. In Gedanken zeichnete er jede einzelne nach –
schützende Runen, Runen der Macht, für die befremdliche und furchteinflößende
Reise durch das Todestor; Runen, die ihn vor Angriffen und schädlichen
Einflüssen bewahrten, bis er den Nexus erreichte. Er sprach ein Wort, und die
Sigel erwachten zu schimmerndem Leben.
Haplo stieß einen tiefen Seufzer aus. Er war
geborgen, beschützt. Zum erstenmal seit langer, langer Zeit fiel ein wenig der
Anspannung von ihm ab. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Hände ganz
trocken waren, legte er sie auf das Steuerrad. Auch das war mit Runen versehen.
Natürlich hielt es einem Vergleich mit dem Sigelstein an Bord der
Himmelsstürmer nicht stand, aber die Himmelsstürmer samt Sigelstein ruhte jetzt
am Grunde des Meeres – falls Chelestras Meer einen solchen hatte. Die Kompaßrunen
hier waren primitiv, in aller Eile zusammengefügt, aber komplex genug, um ihn
nach Hause zu bringen, und das allein zählte.
Haplo lenkte das Schiff in tieferes Wasser. Er
warf einen letzten Blick auf den Sartan, der immer kleiner zu werden schien, je
mehr der Streifen schwarzen Wassers zwischen ihnen sich verbreiterte.
»Und was willst du jetzt tun, Samah? Wirst du
durch das Todestor gehen und nach Angehörigen deines Volkes suchen? Nein, ich
glaube nicht. Du hast Angst, ist es nicht so, Sartan? Du weißt, du hast einen
furchtbaren Fehler gemacht; einen Fehler, der alles zerstören könnte. Eure
Schöpfung, Sartan, euren großen Traum. Ob du nun glaubst, daß die Schlangen
eine höhere, böse Macht verkörpern oder nicht, sie sind ein Faktor, den du
nicht begreifen, nicht berechnen, nicht manipulieren kannst. Du hast den Tod
durch das Todestor gesandt!«
Xar, Fürst des Nexus, wanderte allein über die
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