Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Jugendfreund war ein Weltverbesserer und Träumer gewesen. Er hätte keinen Herzschlag mit seiner Antwort an den Unsterblichen gezögert.
Ashot wandte den Blick von dem toten Mädchen ab. Er spürte einen Kloß im Hals, als wollten ihn all seine traurigen Erinnerungen ersticken. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und blickte in die traurigen Augen des Unsterblichen, und einen Atem zug lang hatte er das absurde Gefühl, es sei Artax, der ihn ansah. »Ich werde mit Euch gehen, Herr, solange Ihr den geraden Weg geht.« Ashot lächelte. »Ich hatte einmal einen Freund, der Euch bewundert hätte.«
Z arah
Kolja sah auf die steile Straße hinab, die zum Haus der Seidenen führte. Die Hure ließ sich in einer prächtigen Sänfte tragen, als sei sie eine Fürstin. Er musste schmunzeln. Solche Auftritte machten sicherlich einen Teil ihres Erfolges aus. Fast war er geneigt, ihr zu vergeben, dass sie ihn am Vortag auf dem Blumenhof der Villa des Datames wie einen Narren hatte aussehen lassen. Fast. Ihre Strafe würde milde ausfallen.
Verwundert betrachtete er das seltsame Gefolge, das hinter der Sänfte schritt. Fünf abgerissene Gestalten, die aussahen, als seien sie gerade erst aus der Wildnis zurückgekehrt. Was hatte Zarah mit solchen Leuten zu schaffen? Woher kamen sie? Für einen drückend schwülen Abend waren sie viel zu warm angezogen. Alle trugen sie lange Kapuzenmäntel. Sie bewegten sich mit einer katzenhaften Anmut, die Kolja an die Jaguarmänner der Zapote denken ließ.
Ganz gleich, wen die Seidene dort anschleppte, heute ging es allein darum, sie gefügig zu machen. Sie sollte begreifen, dass unter seiner Führung ein anderer Wind wehte. Er würde sie sich unterwerfen, und er war gut vorbereitet! Der Drusnier trat vom Fenster zurück, durchquerte das kleine Zimmer mit der schmalen Pritsche, das einer der vielen Dienerinnen der Seidenen gehören musste, und stellte sich an die Tür. Von hier aus konnte er den gesamten Innenhof überblicken.
Seine Männer waren diskret aufgestellt. Sie hatten Befehl, nicht einzugreifen, es sei denn, einer der Diener der Seidenen versuchte, seine Herrin zu warnen.
Das Tor zum Stadthaus der Hure schwang auf, noch bevor angeklopft wurde. Sie musste die große Sänfte verlassen, da sie nicht durch den engen Eingang getragen werden konnte. Kolja betrachtete die ganz in Rot gekleidete, verschleierte Frau. Sie war kleiner, als er erwartet hatte. Die Gäste der Seidenen blieben im Eingang stehen, dort, wo die abendlichen Schatten am tiefsten waren. Etwas an ihnen beunruhigte Kolja. Sie standen nicht im Schatten, weil sie sich fürchteten. Wieder musste er an die Jaguarmänner der Zapote denken. Dieses Gefolge der Seidenen war unheimlich.
»Es freut mich, dass auch ich nun die Gunst deiner Aufmerksamkeit genießen werde, Zarah, Freundin der Hohepriester und Statthalter. Ich bin nur ein Mann der Straße. Der Auswurf der Gosse. Doch auch ich genieße die Gesellschaft schöner Frauen.« Mit diesen Worten stieg Kolja die hölzerne Treppe zum Innenhof hinab.
Sollte sein Erscheinen die Seidene erschreckt haben, so ließ sie sich nichts anmerken. Ruhig wandte sie sich zu ihm um. Ihr Gesicht blieb hinter einem roten Gazeschleier verborgen. Er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. Langsam. Sie sollte reichlich Zeit haben, sich auszumalen, woran er gerade dachte, der Mann, der so hässlich war, dass seine eigene Mutter ihn nicht wiedererkennen würde. Die halb durchscheinenden seidenen Gewänder ließen ihre Gestalt erahnen. Um ihre Brüste und Hüften lagen sie eng an, weckten Begehrlichkeit, ohne wirklich etwas zu enthüllen.
»Du musst Kolja sein«, stellte sie ruhig fest.
»Es freut mich, dass du um mich weißt, obwohl wir einander noch nicht begegnet sind.«
»Dein Antlitz, werter Freund, ist so unverwechselbar, dass man dir nicht begegnet sein muss, um zu wissen, wen man vor sich hat.« Sie sprach das Drusnische mit einem leicht singenden Akzent, der ihren Worten jedoch nichts von ihrer Härte nahm. »Da du und deine Spießgesellen mir in meiner Gastfreundschaft zuvorgekommen seid und, wie ich annehme, bereits die Vorzüge meines Hauses erkundet habt, überlasse ich dir die Wahl des Zimmers, in das wir uns für unsere geschäftlichen Gespräche zurückziehen.«
Kolja verspürte ein angenehmes Pulsieren zwischen seinen Schenkeln und kratzte sich dort ausgiebig. Auch wenn die Seidene nicht ganz eindeutig geworden war, lag doch die Verheißung schöner Stunden in ihren
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