Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
spielte. Ihre Tonlage passte nicht zu ihrer Demutshaltung. Sie war sich ihrer Sache völlig sicher.
»Ich sage dir jetzt, was ich von dir erwarte, und dann gibst du mir eine klare Antwort, ob du das tun wirst oder nicht.«
Sie sah ihn aufreizend an. Verdammt, sie hatte etwas, das sich nicht in Worte fassen ließ. Eigentlich mochte er eher Frauen mit einem rundlichen Gesicht und etwas üppigerem Körper. Ihr Mund war zu groß. Ihre Nase ein wenig zu ausgeprägt. Ein großes Muttermal verunzierte ihre Wange knapp unter dem rechten Auge. Sie hatte eine hohe Stirn, was bei Frauen nie ein gutes Zeichen war. Und doch, all diese Mängel, vereint mit ihrem kecken Blick und ihrer Selbstsicherheit, hatten etwas Unwiderstehliches. Er war noch nie einer Frau wie Zarah begegnet. Sie würde sich nicht einfach fügen, das ahnte er schon jetzt. Als sie nicht antwortete, sprach er weiter.
»Ich möchte, dass du mir über alles, was die Mächtigen in deinem Bett reden, Bericht erstattest. Du wirst sie für mich aushorchen. Dafür werde ich dich beschützen. Ich werde dir einen Palast schenken, der doppelt so groß wie dieses Haus ist. Es wird dir an nichts fehlen. Du wirst wie eine Fürstin leben.«
Sie schüttelte den Kopf und sah ihn auf eine Art an, dass er sich wie ein Narr fühlte. »Du verstehst mein Geschäft nicht. Ich verkaufe mehr als nur meinen Körper. Jeder meiner Kunden verlässt sich auf meine Verschwiegenheit. Wenn ich täte, worum du mich bittest, würde bald niemand mehr kommen.«
Kolja seufzte. Mit so einer Antwort hatte er gerechnet. »Eurylochos!«, rief er zur Tür hinaus und bemerkte zufrieden, dass Zarah zum ersten Mal verunsichert wirkte.
Der Steuermann erschien in der Tür, und Kolja zog den langen Dolch, den er am Gürtel trug. »Sie ist widerspenstig, Eurylochos, ganz wie ich befürchtet hatte.« Mit diesen Worten überreichte er dem Krieger die Klinge. »Du wirst nun leider tun müssen, was wir gestern besprochen hatten. Ein Weib, das sich unserem Willen nicht fügt, ist in unserem Geschäft nicht zu gebrauchen.«
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Eurylochos hatte sie mit dem Dolch in der Hand verlassen. Inzwischen war er mehr als eine halbe Stunde fort. Kolja sah aus dem Fenster im Schlafgemach der Seidenen und beobachtete, wie die Dämmerung ihre langen Schattenfinger nach der Stadt aus streckte. Noch strahlten die vergoldeten Dächer im letzten Glanz des Abendrots. In den Gassen hingegen regierte bereits die Dunkelheit.
Zarah hatte sich anfangs gut gehalten. Zwar war sie erschrocken zurückgewichen, als Kolja seinen Dolch gezogen hatte, doch als er Eurylochos fortschickte, hatte sie die Größe besessen, keine Fragen zu stellen. Selbst jetzt beließ sie es dabei, ihre Blicke sprechen zu lassen. Sie ging unruhig im Zimmer auf und ab. Es amüsierte Kolja zu sehen, wie ihre erzwungene Ruhe bröckelte. Sie ganz sich und ihren Fantasien auszuliefern war wirkungsvoller als irgendwelche Drohungen.
Kolja hatte Respekt vor ihr. Ihm fiel keine zweite Frau ein, die diese Stille schweigend ertragen hätte. Vielleicht war das eines der Geheimnisse der Seidenen? Vielleicht war sie eine der wenigen Frauen, die zu schweigen vermochten, statt Männern mit ihren wirren Gedanken die Ohren vollzutönen. Das ließe ihren Bettgefährten mehr Gelegenheit, ihrer Zunge freien Lauf zu lassen.
Kolja beobachtete, wie Zarah ihre Fingernägel in ihre Handflächen grub. Nicht mehr lange und sie würde das Ringen mit ihrer Zunge verlieren. Noch waren ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
Draußen auf der hölzernen Stiege erklangen schwere Schritte. Eurylochos kam ein wenig zu früh, dachte Kolja enttäuscht. Der Steuermann hielt ein blutbeflecktes Tuch, in das etwas eingeschlagen war. Kolja nickte in Richtung des kleinen Tisches, auf dem eine Schale mit Trauben stand. Zufrieden sah der Drusnier, dass das Tuch aus Seide war, so wie er es befohlen hatte.
Eurylochos verschwand wortlos. War er die richtige Wahl für diese Aufgabe gewesen? Erst jetzt kam Kolja dieser Gedanke. Ihn dies tun zu lassen war nicht sonderlich einfühlsam gewesen.
Die Schattenfinger der Nacht krochen nun auch in das Schlafgemach der Seidenen. Das Licht auf den Dächern der Stadt war verblasst. Die Hure hatte ihre endlosen Wanderungen in der Kammer beendet. Wie angewurzelt stand sie nun vor dem weißen Seidentuch.
Kolja klatschte in die Hände. »Bringt Licht!«, rief er zum Hof hinab.
Nur Augenblicke später erschienen Dienerinnen mit Öllämpchen. Mit
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