Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
du für deine Leute sterben?«, fragte der Laris.
»Ohne zu zögern.« Der Priester stand nun wenige Schritt vor ihm. Sein Körper war mit Narben bedeckt. Ganz offensichtlich war er nicht der Erste, der diesen Aufwiegler gefangen nahm.
»Dann knie nieder«, befahl Arcumenna und hob sein Schwert.
»Nein, Herr! Bitte nicht. Nein!«, schrien die Gläubigen auf und drängten dem Schildwall seiner Krieger entgegen.
»Ich gebe mein Leben für seines«, übertönte deutlich eine Frauenstimme das Geschrei.
»Ich opfere mich!«, schrie jemand anderes hysterisch.
»Nehmt mein Leben, Herr!« Ein bärtiger Lockenkopf trat vor Arcumenna und kniete neben dem Priester nieder.
Der Laris war überrascht. Seine Männer würden ihm zwar ohne zu zögern in jeden Kampf folgen, aber er machte sich nichts vor: Ganz sicher gäbe es kaum welche unter ihnen, die so bereitwillig ihr Leben geben würden, um ihn zu retten.
Arcumenna stieß sein Schwert in die Scheide. »Fesselt diese Bastarde, und bringt sie aus diesen verfluchten Kanälen heraus.«
»Danke, Laris«, sagte der Priester, der noch immer vor ihm niederkniete. In seinen Augen glühten eine Entschlossenheit und ein Fanatismus, die den Statthalter schaudern ließen. Dieser Mann war gefährlich. Es wäre klug, ihn zu töten. Doch nicht jetzt. Nicht vor den Augen all seiner Anhänger. Das würde nur einen Aufstand provozieren.
Arcumenna wollte aus diesen stinkenden Kanälen so schnell wie möglich wieder heraus. Dies war kein Ort, um eine Schlacht zu schlagen. Er sah zu, wie seine Männer den Ketzern die Hände auf den Rücken banden und sie einzeln abführten. Erstaunt bemerkte er, wie viele Frauen unter den Gefangenen waren. Das war beunruhigend. Was hatte dieser Priester an sich, dass er die Weiber so anlockte? Und was brachte Männer und Frauen dazu, ausgerechnet jene Geister anzubeten, die so viel Not und Ungemach verbreiteten? War es Angst? Hier in der Goldenen Stadt waren sie doch sicher. Ob es nutzen würde, sie zu befragen, oder ob er nur verstockte Phrasen zu hören bekäme?
Eine der Frauen fiel ihm auf. Obwohl sie sich duckte und mit dem Schlamm des Kanals eingeschmiert war, als hätte sie sich darin gewälzt, war sie unübersehbar von gutem Wuchs und unter dem Schmutz schien sich ein hübsches Gesicht zu verbergen.
Er winkte einem seiner Krieger. »Bring mir dieses Weib da vorne!«
Die Gefangene wurde ihm unverzüglich vorgeführt. Sie hielt ihren Kopf gesenkt, wie es sich gehörte, wenn niederes Volk vor einen Statthalter trat. Sie stank, als lebte sie hier unten in der Kloake. Er zupfte ein Tuch aus seinem Gürtel und packte sie damit unter dem Kinn, um ihren Kopf anzuheben. Diese Augen … Es dauerte einige Herzschläge, bis er begriff, wer da vor ihm stand. »Du hier?« Er war fassungslos. Was hatte Zarah hier zu schaffen? Sie hatte doch gewusst, was geschehen würde. Einen Augenblick lang dachte er an Verrat. Doch das war absurd. Sie hatte den Priester und seine Anhänger ganz offensichtlich nicht gewarnt.
Zarah schenkte ihm einen ihrer unwiderstehlichen Blicke. »Gut, dass du mich gerettet hast«, sagte sie voller Inbrunst. »Sie haben mich gezwungen, hier zu sein. Sie haben meinen Verrat aufgedeckt.«
Das machte Sinn, dachte Arcumenna. Allerdings war seltsam, dass sie ihm nicht sofort entgegengelaufen war, nachdem er die Ketzer überwältigt hatte. Etwas stimmte an ihrer Geschichte nicht. Aber sie sollte erst einmal denken, dass er ihr glaubte. »Ich bin froh, dass ich dich retten konnte.« Er winkte zwei Wachen herbei. »Bringt sie nach hinten, wo sie vor diesem Pöbel in Sicherheit ist.«
Nachdenklich sah er ihr nach. Jetzt bewegte sie sich ganz anders, nicht mehr geduckt, sondern aufrecht und voller Stolz, wohl wissend, dass es kaum einen Mann gab, der ihr zu widerstehen vermochte.
Arcumenna überwachte, wie die Gefangenen aus dem Kanal ans Licht und zu einem nahe gelegenen Frachthof gebracht wurden, an dessen Ankertürmen sich zwei Wolkensammler festhielten, die unter der Flagge Valesias über den Himmel zogen. Die Gefangenen sollten noch heute an Bord. Je schneller, desto besser. Es herrschte Unruhe in der Stadt. Der Unsterbliche Aaron war in den frühen Morgenstunden durch das Goldene Tor gekommen, und ihm folgte eine ganze Armee.
Keiner wusste, was er hier wollte. Anfangs hatte Arcumenna befürchtet, Aaron sei ebenfalls gekommen, um die Ketzer gefangen zu nehmen. Aber etwas anderes ging vor. Seine Spitzel hatten ihm berichtet, dass die
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