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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Hälfte seiner Truppen auf Wolkensammler verladen wurde. Ob er noch einmal gegen Tarkon Eisenzunge vor gehen wollte?

F rachtkörbe
    Nodon musterte die riesigen, mehr als mannshohen Seiltrommeln, die auf dem Deck festgenagelt waren. Stümperhaft festgenagelt! Ihm war nicht klar, wozu die Seiltrommeln dienen sollten, aber ein größeres Gewicht sollte man ihnen besser nicht anvertrauen.
    Der Elf kniete vor dem Frachtschacht, der quer durch das Schiff ging und in einem Loch im Rumpf mündete. Er war zehn Schritt lang und drei Schritt breit. Neben dem Schacht standen zwei lange Körbe aus Weidenruten auf dem Oberdeck. Nebeneinander würden sie den Schacht ganz ausfüllen. An beiden Enden des vorderen Korbs wurden Seile festgeknotet. Bei dem Anblick wurde ihm ganz mulmig.
    »Was ist unsere Aufgabe?«, fragte er Eleborn leise. Der Elf war in der ersten Dämmerung überraschend zurückgekehrt. Er hatte sie in Rüstungen gesteckt, wie die Kushiten sie trugen, und an Bord des Wolkensammlers geschmuggelt.
    Eleborn hockte neben ihm auf einem Sack aus Segeltuch und döste. »Wir sind nur die Reserve«, murmelte er verschlafen. »Wir gehen als Letzte ins Gefecht. Die Tempeltore stürmen andere.«
    Irgendwie beruhigte Nodon das nicht. Er sah sich die anderen Männer an, die ringsherum auf dem Deck im Schatten des Wolkensammlers dösten. Angeblich waren diese Kushiten eine Elitetruppe. Sie waren neu aufgestellt, kannten sich untereinander kaum und wurden auch noch durch Söldner ergänzt, die Gerüchten zufolge aus den Bordellen der Stadt angeworben worden waren. Der Schwertmeister hatte auch das einarmige Narbengesicht an Bord gesehen. Es stimmte also, dass alles mögliche Gesindel aufgeboten worden war, um diesen Angriff zu führen. Und sie saßen inmitten dieser Halunken und Halsabschneider! Nandalees Plan gefiel ihm mit jedem Augenblick weniger.
    Nodon erhob sich, schlenderte zur Reling und sah zu den Tempelgärten der Zapote hinüber. Er hatte die Gärten so viele Stunden beobachtet, dass er dort jeden Weg, jedes Haus kannte. Er könnte sich blind orientieren. Aber was sich tief unter der Pracht aus Blüten und wucherndem Grün verbarg, wusste er nicht. Und das beunruhigte ihn. Ihm ging wieder die Geschichte vom Blutteich durch den Kopf, die Manawyn erzählt hatte. Von der Kreatur, die dort hauste. Nandalees Plan sah vor, dieser Bestie aus dem Weg zu gehen. Aber wie sollte das gelingen, wenn sie nicht einmal wussten, wo der Teich lag.
    Eleborn trat an seine Seite. »Die Gärten sind schön, nicht wahr?«
    Nodon war nicht danach, über Belanglosigkeiten zu plaudern.
    »Du machst dir Sorgen?«
    »Wie sollte ich nicht?«, entgegnete er gereizt. »Wir wissen ja noch nicht einmal, wie dieser Angriff ablaufen soll. Wir wissen nicht, wo wir letzten Endes hinmüssen. Ja, wir wissen nicht einmal, ob der Wind richtig stehen wird, sodass diese verdammten aufgequollenen Monster über die Gärten schweben werden. Ja, ich mache mir Sorgen.«
    »Der Wind bläst um diese Tageszeit stetig nach Westen. Ich habe vorhin den Lotsen gefragt. Es wird wahrscheinlich kein Problem geben.«
    Nodon mochte das Wort wahrscheinlich nicht, wenn es um eine Mission der Himmelsschlangen ging. Er war schon oft für den Dunklen ausgezogen. Wenn ein Drachenelf geschickt wurde, war die Aufgabe, die es zu lösen galt, nie leicht. Er hatte sich immer gut vorbereitet, deshalb lebte er noch. Deshalb war er eine Legende, selbst unter den Drachenelfen. Er war nie gescheitert. Aber heute hatte er das Gefühl, dass sich das ändern würde. In Nandalees Plan kam einfach zu oft das Wort wahrscheinlich vor. Wahrscheinlich würde der Wind richtig stehen. Wahrscheinlich war die Mehrzahl der Jaguarmänner durch den Angriff auf das Weiße Tor abgelenkt. Wahrscheinlich würden sie den Blutsee umgehen können und wahrscheinlich unbehelligt bis zu Nangog gelangen.
    Und wie sollten sie überhaupt zu der gefesselten Göttin gelan gen? Diese Welt war hohl wie ein Ei. Und Nangog schwebte wie ein riesiges Eigelb in der Mitte der Leere. Vielleicht mussten sie einen hundert Meilen tiefen Abgrund hinab, um zu ihr zu gelangen.
    Nodon sah in den wolkenverhangenen Himmel. Würde er je wieder in die Sonne blicken?
    »Na, Jungs, habt ihr die Hosen voll?« Kolja kam die Reling entlanggeschlendert. »Dich kenne ich doch, Blondschopf! Wo sind wir uns schon mal begegnet?«
    »Auf der Hochebene von Kush, Hauptmann«, entgegnete Eleborn zackig. Dem Jungen machte es Spaß, ein Menschenkind zu spielen,

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