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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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fest. Sie war nicht die Einzige, die das tat. Dicht gedrängt standen sie jetzt. Mehr als zwanzig Krieger. Nodon spürte, wie sich der Boden unter ihrem Gewicht durchbog, und das Flechtwerk aus Weidenästen bedenklich knarzte. Er musste sich zwingen, nicht ebenfalls nach dem Rand zu greifen.
    »Zugleich!«, erklang der Befehl eines Wolkenschiffers, und die Kurbeln an den Seiten der Seilwinden wurden gedreht. Ruckend setzte sich der Korb in Bewegung und geriet sofort leicht in Schieflage. Nodon schloss die Augen und atmete ganz langsam aus. In seinem Geiste sah er, wie das Seil so ungleich nachgelassen wurde, dass eine Seite des Korbes nach unten wegkippte, und sie alle den Tempelgärten der Zapote entgegenstürzten.
    »Ich wünschte, ich säße auf Nachtschwinge«, flüsterte Gonvalon hinter ihm.
    Nodon musste lachen. Die Hälfte von ihnen besaß Pegasi und war unzählige Male über den Himmel geritten. Und nun vertrauten sie sich diesem zerbrechlichen Korb an und der vagen Hoffnung, dass die Menschenkinder es schafften, gleichmäßig zu kurbeln. Nicht nur Manawyn war verrückt!
    Mit einem Ruck kam ihr Korb auf Höhe des untersten Fracht decks zum Stehen. Durch den Spalt zwischen Bordwand und Korb konnte Nodon das Weiße Tor sehen. Der Unsterbliche Aaron sprach mit einem Priester. Glaubte er wirklich, die Zapote würden seinen Hauptmann freilassen?

N eue Regeln
    Zwei Jaguarmänner stürmten in die kleine Küche, packten Volodi bei beiden Armen und rissen ihn vom Boden hoch.
    »Was ist los?«, rief er erschrocken, als er zur Tür gezerrt wurde.
    Sie riefen etwas in ihrem grässlichen Kauderwelsch.
    »Die Gefiederte Schlange verlangt nach neuen Opfern«, übersetzte Ichtaca erschrocken.
    »Das muss ein Irrtum sein.« Volodi stemmte sich gegen den Griff der beiden Krieger und fing sich einen Tritt in die Kniekehlen. »Heute ist kein Tag für ein Opfer«, begehrte er auf, während er durch die Tür gezerrt wurde.
    Draußen stand Necahual, Quetzallis Bruder. »Es tut mir leid«, murmelte er und verschwand dann in Volodis Haus. Bevor der Drusnier weiter den Weg hinabgezogen wurde, sah er noch, wie Necahual aufgebracht auf seine Schwester einredete.
    Volodi gab es auf, Widerstand gegen die Zapote zu leisten. Er wusste, dass es sinnlos war. Er dachte an Eirik und daran, wie gefasst sein Kamerad durch das Schlangenmaul getreten war. Sollte heute seine Zeit gekommen sein, wollte er nicht weniger würdevoll abtreten. Seine Ahnen würden auf ihn blicken, wenn es so weit war. Sogar hier in Nangog, da war er sich sicher. Sie wussten, wann und wo ihn die Stunde des Todes erwartete. Sie würden dort sein. Im Wind und im Rauschen der Blätter der Bäume.
    Als sie am Schlangenschlund ankamen, wartete kein anderer Auserwählter. Hatten sie ihn zuerst geholt? War das ein Zufall?
    Aus dem Schlund ertönte der unheimliche Hornruf. Der Priester mit dem prächtigen Federmantel stieg die erleuchteten Stufen hinauf. Volodi blickte zurück zu den Wegen, die hierherführten. Noch immer war kein anderer Auserwählter zu sehen.
    Von Westen blies ein böiger Wind, beugte die Bäume und riss die letzten weißen Kirschblüten von den Ästen. Eingehüllt in wei ßen Blütensturm, stand Volodi allein vor den Priestern. Jetzt konnte er sie hören, die Stimmen seiner Ahnen. Sie waren hier!
    Der tiefe Krug wurde ihm hingehalten, und er fasste hinein. Auf seinem Grund lag nur ein einziger Stein. Volodi zog ihn heraus. Er war golden.
    »Das ist gegen die Regeln«, sagte er leise.
    »Ab heute gelten neue Regeln«, entgegnete der Priester im Federmantel. Es war das erste Mal, dass Volodi seine Stimme hörte. »Du hast alles verändert. Nun komm!«

D urch die Augen der Schlange
    »Ihr habt nur ihn geholt?« Quetzalli konnte nicht fassen, was ihr Bruder ihr gerade erklärt hatte. »Das ist gegen die Tradition! Ihr werdet die Gefiederte Schlange erzürnen!«
    »Wir müssen unumkehrbare Tatsachen schaffen. Wir befürchten, dass der Unsterbliche Aaron seinetwillen in die Goldene Stadt gekommen ist. Volodi ist einer seiner Feldherren, ein Held aus dem Krieg gegen Luwien und ein Freund des Unsterblichen.«
    »Ihr habt all dies längst gewusst.« Quetzalli hatte das Gefühl, als wachse ein Stück Eis in ihrem Bauch. Immer weiter breitete sich die Kälte aus. »Und ich habe es begonnen.« Sie sah verzweifelt zu ihrem Bruder auf. »Ich wusste nicht, wen ich auserwählte. Er war einfach nur ein goldhaariger Krieger wie all die anderen. Ihr hättet ihn niemals

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