Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Gläubigen. »Habt keine Angst!«, rief er immer wieder, während Arcumennas Krieger sie einkreisten.
Er ging so nah an Zarah vorbei, dass sie ihn hätte berühren können. In diesem Augenblick empfand sie zum ersten Mal so etwas wie Liebe. Es war ein Gefühl, als würde ihr die Brust zu eng. Dieser geschundene Mann mit den flammenden Augen würde sich für sie alle opfern. Einen Mann wie ihn hatte es unter all jenen, bei denen sie je gelegen hatte, nie gegeben. Er war stark und hatte doch ein gütiges Herz.
»Ruhig, meine Freunde!«, rief Barnaba erneut. »Euch wird nichts geschehen!«
Zarah wollte ihn zurückhalten, doch schon war er an ihr vorübergegangen, und ihre Kraft reichte nicht aus, sich durch die Menge zu drängen. Sie kannte den Laris von Truria, der an der Spitze seiner Krieger stand, gut. Und sie wusste, welchen verhängnisvollen Fehler Barnaba gerade beging.
»Schweig!«, rief sie aufgebracht und erntete dafür Ellenbogenstöße.
»Unterbrich den Heiligen nicht!«, zischte ein großer Mann neben ihr. »Jedes seiner Worte ist Gold!«
Nein, jedes seiner Worte bringt ihn dem Tod näher, dachte sie verzweifelt und versuchte, sich in die Gasse zu drängen, die sich hinter Barnaba bereits wieder schloss. Kräftige Hände legten sich auf ihre Schultern. »Störe den Heiligen nicht!« Der große Kerl war stark wie ein Steinmetz. Es war unmöglich, sich ihm zu entwinden.
Zarah drehte sich um und blickte zu ihm auf. »Bitte, ich muss den Priester warnen.«
»Er wird ein Wunder wirken«, sagte der Kerl mit verklärtem Blick, der ganz und gar nicht zu seinem harten, wettergegerbten Gesicht passte. »Du wirst es sehen.« Mit diesen Worten packte er sie bei den Hüften und hob sie hoch, als sei sie ein kleines Mädchen.
»Nicht!« Das Letzte, was sie brauchte, war, aus der Menge herauszuragen. Sie war zu oft bei Arcumenna gewesen. Er würde sie trotz der Verkleidung erkennen!
»Du glaubst, du kannst mir befehlen, Priester?«, rief Arcumenna mit einer Stimme, die es gewohnt war, den Lärm auf Schlachtfeldern zu übertönen. »Ihr glaubt, eure Göttin beschützt euch?« Der Feldherr zog sein Schwert. »Ich zeige euch jetzt, was der Schutz eurer Göttin und die Worte dieses Heuchlers wert sind!«
E ntdeckt
Arcumenna war außer sich. Was bildete sich dieser falsche Heilige ein? Dass er dessen Befehlen folgen würde! Er hob sein Schwert hoch über den Kopf. »Vorrücken! Drängt sie mit euren Schilden zusammen, bis sie sich nicht mehr rühren können!«
Seine Männer gehorchten augenblicklich. Jahrelang hatten sie gemeinsam an der Grenze zu Drusna gekämpft und dem Unsterblichen Ansur Sieg auf Sieg geschenkt. Jeder seiner Männer war ein Veteran und ihm unbedingt ergeben.
»Frieden!«, rief ihm der Priester mit hoch erhobenen Armen entgegen.
Dieser Wicht hatte jetzt fast den Rand der Menge erreicht. Arcumenna stürmte vor, leicht hinter seinen Schild geduckt, den rechten Arm zurückgenommen, bereit, mit seinem Schwert einen geraden Stoß zu führen. »Für Valesia!«, rief er mit donnernder Stimme, und seine Männer nahmen den Schlachtruf auf.
»Für Valesia!«, hallte es hundertfach von den Wänden der riesigen Grotte, in der sich die Abwässer der halben Stadt zu einem stinkenden See versammelten. Der Laris hob seinen Schild und rammte ihn einem dickleibigen Krämer vor die Brust, sodass der Kerl schnaufend zurücktaumelte. Er stürzte gegen die Menge, die sich dicht zusammendrängte. Arcumennas Rechte schnellte vor, und er schlug den Schwertknauf gegen die Stirn des Krämers, der quiekte wie ein Schwein auf dem Schlachthof. Zur gleichen Zeit sausten die Knüppel seiner Männer nieder.
»Bitte!«, rief der Priester. »Gnade!«
»Haltet ein!« Arcumenna musste seinen Ruf dreimal wiederholen, bis all seine Männer ihn bei dem Lärm verstanden hatten. »Drei Schritte zurück!«
Als sie vor der Menschenmenge zurücktraten, brachen etliche in der vorderen Reihe in die Knie. Sie hielten ihre blutüberströmten Gesichter in den Händen verborgen. Soweit Arcumenna es sehen konnte, war keiner seiner Männer verletzt. Dieser Pöbel war unbewaffnet. Es lag kein Ruhm darin, ihn niederzumachen.
»Tritt vor, Priester!«
Einige seiner Jünger versuchten, den falschen Heiligen zurückzuhalten, doch er schob ihre Hände zur Seite. Ein Feigling war der Kerl nicht. Das gefiel Arcumenna. Er hatte etwas übrig für mutige Männer, auch wenn er ganz offensichtlich kein Krieger war, so hager wie er aussah.
»Würdest
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