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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hinab. Wenn es Krieger Arams sind, wird es Fragen geben, und sollten es diese verdammten Zapote sein …« Er seufzte. »Auf der anderen Seite des Tors erwarten uns sicher auch noch reichlich von diesen verdammten Katzen. Wir können hier nicht bleiben!«
    Noch während Nodon sprach, war Manawyn vor den linken Pfeiler getreten, hatte sich auf Zehenspitzen gestellt und hob nun den Kopf aus der mittleren Nische. Die Devanthar schienen ihre Trophäen mit einem Zauber umsponnen zu haben: Das Fleisch der Toten war nicht verfault, ja es war nicht einmal dunkel oder faltig geworden. Ihre Augen waren geschlossen. Das ebenmäßige Gesicht wirkte ruhig, als schlafe sie nur. Sie war einmal eine Schönheit gewesen. Manawyn sah unendlich viel älter aus als diese Köpfe. Er sagte etwas zu Lyvianne, und die Zauberweberin reichte ihm einen Kamm.
    »Der ist verrückt geworden«, stellte Nodon nüchtern fest und trat an dem ersten Meister vorbei durch das Tor.
    Nandalee sah noch einen Augenblick zu, wie Manawyn zärtlich das goldene Haar der Toten kämmte. Vorsichtig löste er die Knoten. Sie hatten dafür wirklich keine Zeit, aber sie brachte es nicht übers Herz, den ersten Meister zu stören. Leise folgte sie Gonvalon und Eleborn.
    Hinter dem Tor machte der weite Tunnel eine Kehre nach rechts. Es ging erneut steil in die Tiefe. Auch hier standen auf jeder der breiten Stufen Öllämpchen, die die Finsternis aus dem Berg bannten. Nandalee konnte etwa hundert Schritt weit sehen. Ein sanfter, kaum spürbarer, warmer Wind stieg aus der Tiefe auf. Der Atem Nangogs?
    Sie hörte, wie hinter ihr Schwerter aus der Scheide gezogen wurden. Nun waren auch Lyvianne und Bidayn durch das Tor getreten. Beide hielten ihre Klingen in der Hand und schritt en nun, ohne zu zögern, an Nandalee vorüber die weite Treppe hinab. Sie sah ihren Gefährtinnen nach. Sie ahnte, was sie alle dachten. Sie fragten sich, ob sie dasselbe Schicksal erwartete wie Manawyn und die anderen Meister der Weißen Halle.
    Nandalee ging zurück zum Tor. Der erste Meister hielt immer noch den abgetrennten Kopf in Händen. Das lange Haar war nun sorgfältig gekämmt und glänzte wieder. Der alte Elf hob seinen Blick und nickte ihr zu. Dann setzte er den Kopf vorsichtig zurück in die Nische und ging ihr entgegen. Als er sie erreichte, legte er seine Rechte auf die Brust, dort, wo sein Herz war. »Ich war so lange in diesem Stein eingesperrt, dass ich dachte, auch mein Herz sei ein Stein geworden.« Seine Augen schimmerten feucht. »Ich habe mich geirrt.«
    Nandalee hörte die Stimmen hinter ihnen nun ganz deutlich. Vielfach an den Tunnelwänden gebrochen, war schwer zu schätzen, wie weit sie entfernt sein mochten. Sie wurden vom rhythmischen Geräusch eiliger Schritte begleitet. Sie mussten sich beeilen!
    Ohne ein weiteres Wort strebten sie gemeinsam immer zwei Stufen auf einmal nehmend in die Tiefe, bis sie die weite Kehre hinter sich ließen und sich ihnen ein atemberaubender Anblick bot. Die Höhlen der Zwerge in der Tiefen Stadt waren nichts im Vergleich zu dem, was nun vor Nandalee und Manawyn lag: Weit wie eine Landschaft breitete sich eine natürliche Grotte aus. Die Wände spielten in Farben von rostgeadertem Weiß über hellem Rosa bis hin zu einem dunklen Orangerot. Ein Zauber musste in die Höhlenwände gewoben sein, denn es herrschte ein zartes Licht wie zur ersten Stunde der Dämmerung. Geschwungene Pfeiler aus natürlichem Fels, ein jeder für sich groß wie ein Berg, trugen die Decke, unter der bleicher Dunst hing. An einige dieser Pfeiler klammerten sich schlichte Häuser mit Fenstern wie dunkle Augenhöhlen. Sie lagen weit über dem Boden und waren nur über schmale Pfade zu erreichen. Nandalee erinnerte sich, wie Manawyn davon gesprochen hatte, dass die Zapote Häuser errichtet hatten, die wie Schwalbennester an der Höhlendecke klebten. Und sie hatte seine Erklärung nicht vergessen, warum sie so gebaut waren!
    Mit mulmigem Gefühl stieg sie die letzten Stufen hinab, wo die anderen sie erwarteten. Vergessen waren die Zwistigkeiten der letzten Tage, zum ersten Mal spürte sie, dass sie alle in ihr die Anführerin sahen. Sie erwarteten ihre Befehle.
    Rechts von ihnen, etwa zweihundert Schritt entfernt, hatten sich Krieger auf einer flachen Erhebung versammelt. Auf ihren Köpfen wippten lange, rote Federn. Sie trugen gesteppte, bunte Gewänder und gehärtetes Leinen als Rüstungen. Auch ihre Schilde waren mit Federn geschmückt. Die Zapote beobachteten sie und

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