Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
waren es, die ihren Kindern den Weg in diese Welt geöffnet hatten, wohl wissend, was geschehen würde.
Die mauerhohen Lider wichen zurück und verschwanden im Zwielicht. Du setzt dich für die Menschenkinder ein? Du, eine Drachenelfe? Hast du meine Kinder gesehen, als du hier hinabgestiegen bist?
Nandalee wusste nicht, was Nangog meinte.
Die Schatten in den Kristallen. Sie waren kurz davor zu schlüpfen, als die Devanthar und die Alben kamen. Nur zehntausend sollten es sein. Nicht zu viele, um zur Last für meine Welt zu werden. Voller Bangen und Hoffen habe ich sie wachsen sehen. Ich habe ihre Seelen geformt: edel, mit Respekt vor allem, was lebt. Ihre Seelen konnte ich retten, als ihre Körper starben. Sie wurden die Grünen Geister. Es war meine letzte Tat, bevor mich der Bann der Alben und Devanthar fesselte, sie mein Herz herausschnitten und zugleich verhinderten, dass ich starb. Nur meine Augen konnte ich noch bewegen. Ich sollte sehen, wie sie meine Brut auslöschten, so nannten sie meine Kinder. Und nun sag mir, Nandalee, welche Gründe hätte ich, die Menschenkinder zu schonen, die auf der Welt leben, die meinen Kindern vorenthalten wurde?
»Nur einen«, entgegnete Nandalee leidenschaftlich. »Du bist nicht so grausam wie die Alben und Devanthar. Die Menschenkinder wissen nicht, wozu sie missbraucht werden. Töte sie, und du bist nicht anders als jene, die deine unschuldigen Kinder gemordet haben.«
Deine Zunge ist gefährlicher als dein Schwert. Und dein Mut grenzt an Wahnsinn. Du bist weniger als ein Staubkorn auf meinem Auge und forderst mich heraus? Was ist mit jenen, die dir geholfen haben hierherzugelangen? Der Wurm, dem die Devanthar einen goldenen Kopf gaben, wird bald Manawyn und Nodon erreichen. Er wird sie beide töten. Ich aber könnte ihn aufhalten, Nandalee, wenn du mir mein halbes Herz gibst. Tust du es nicht, wird auch der Kristallgarten den Wurm nicht aufhalten. Er wird zu deinen anderen Gefährten vorstoßen. Sie alle werden mit ihrem Leben für dein Zögern bezahlen. Sind die Menschenkinder es wert, dass du deinen Liebsten opferst?
»Was wirst du den Menschenkindern antun?«
Ich werde ihre Städte von den Hängen meiner Berge stoßen. Ich werde die Erde beben lassen, bis auch der Letzte von ihnen unter Trümmern begraben ist. Ich werde die Flüsse und Meere über die Ufer treten lassen und sie ertränken. Ich werde die Wolkensammler alle Schiffsbesatzungen meucheln lassen. Die Bäume werden jene würgen, die sich in meine Wälder gewagt haben. Meine ganze Welt wird gegen sie kämpfen. Zuletzt auch meine Kinder. Ich werde ihnen Körper schenken. Nicht jene, in die sie hätten geboren werden sollen. Ich werde Körper suchen, die schon existieren und die Grünen Geister mit ihnen verschmelzen lassen. Sie werden vielerlei Gestalt haben. Nur eines wird ihnen allen gemein sein, der Hass auf die Menschenkinder. Ich werde mir meine Welt zurückerobern. Ich werde … Sie hielt kurz inne. Der Wurm hat Manawyn erreicht, und dein Gefährte hält einzig ein Bronzeschwert, das die Menschenkinder erschaffen haben, in Händen. Ich glaube nicht, dass ich ihn noch retten kann. Um der anderen willen, entscheide dich, Nandalee. Schnell!
Stimmte es, was die Riesin behauptete? Sie hatten den Drachen nicht gesehen, und kurz nach ihnen mussten Hunderte Menschenkinder in die große Höhle gestürmt sein. Würde er nicht zunächst gegen sie kämpfen? »Verschone ihre Städte!«
Nein! Ich werde sie fühlen lassen, dass ich erwacht bin, und selbst wenn du mich nicht aus meinen Fesseln befreist, so habe ich doch die Macht, meine Geschöpfe, ja, meine ganze Welt gegen sie kämpfen zu lassen. Gibst du mir mein halbes Herz, habe ich mehr Freiheiten zu wählen, auf welche Art ich kämpfe. Dann kann ich die Unschuldigen verschonen. Doch wisse, es sind nur wenige, die ohne Schuld sind. Ich werde nur jene … Oh, dieser Manawyn ist tapfer … Aber er hat seine alte Kraft nicht wiedererlangt. Dieser Kampf wird nicht so lange dauern, wie sein erstes Duell mit dem Wurm.
Nandalee setzte sich. Ihr Herz war zerrissen, aber sie war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Sie wollte nicht noch einmal die Mitschuld an einem Massaker tragen. Nicht, wenn sie es verhindern konnte.
Dir bedeutete Manawyn wohl nicht viel? Und Nodon? Manawyn ist nun verwundet. Ich glaube, er will sterben. Nodon hingegen will leben. Und Bidayn? Oder Eleborn, Lyvianne und Gonvalon? Willst du sie alle opfern? Ich habe ein Zeitalter lang
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