Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Macht der Riesin mit jedem Herzschlag deutlicher.
    Ihr Sturz wurde langsamer. Nandalee sah nach unten. Etwas Dunkles, Drohendes zeichnete sich im Zwielicht ab. Sie streckte die Arme aus und zog die Beine an. Ihre Fluglage änderte sich. Nun stürzte sie mit den Füßen voran dem Dunkel entgegen. Ihr Fall verlangsamte sich weiter. Als sie auf der schwarzen Ebene landete, war ihr Aufprall nicht härter, als sei sie von einer niedrigen Mauer gesprungen.
    Der Boden unter ihr federte leicht nach. Eine dünne, hellgraue Schicht, wie schmutziger Gips, der aus den Fugen alter, feuchter Wände sickerte, lag auf der Ebene. Jetzt bildeten sich Risse im Gips. Verwundert sah Nandalee sich um. Sie konnte keine Spur von der gefesselten Göttin entdecken.
    Ich bin hier , erklang eine Stimme in ihren Gedanken. Und ich weiß, warum du gekommen bist. Doch deine Gebieter haben nicht erkannt, welches Unrecht sie getan haben. Sie bereuen nicht. Sie schicken dich, weil sie darauf hoffen, dass ich ihnen helfen werde. Sage ihnen, ich habe nichts vergessen, und ich werde ihnen nicht vergeben.
    Nandalee griff nach dem Amulett an ihrem Hals. Es lag kein Hass in der Stimme. Sie war nüchtern, unerbittlich wie die Flut eines großen Stroms, der über die Ufer trat, ohne Zorn eine Stadt davonspülte und Hunderte Leben auslöschte, ohne dabei etwas zu empfinden. Nangog war eine in Fesseln geschlagene Naturgewalt. Und sie, Nandalee, war hierhergekommen, um dieser Gewalt wieder Freiheit zu schenken. Wäre Nangog ein Fluss, dann wäre sie, Nandalee, jemand, die heimtückisch die Dämme durchstach, um den Fluten freien Lauf zu schenken.
    Die Risse im Gips unter ihren Füßen weiteten sich. Er zerbrach in Tausende Schollen, die auf der schwarzen Fläche zu treiben begannen.
    Ich spüre mein Herz. Gib es frei, dann darfst du gehen. Dir und deinen Gefährten schenke ich zwei Stunden. So lange will ich warten, bis ich beginne. Lauf, Nandalee! Du hast ganz und gar begriffen, was du in diesem dunklen Spiel bist. Gib mir mein Herz und flieh!
    »Du musst sie nicht alle töten«, sagte Nandalee beklommen. »Sie werden begreifen …«
    Du begreifst nicht, was ich tun werde. Tu, weswegen du geschickt wurdest. Wie lange wirst du leben, wenn ich und die Himmelsschlangen dir zürnen? Willst du zu den Devanthar flüchten? Du, die Elfe, die ihr Reich auf Nangog aus den Angeln gehoben hat. Erfülle deine Mission! Es ist nicht deine Aufgabe, dir Gedanken zu machen. Das haben jene getan, die dich geschickt haben.
    Nandalee nahm das Bleiamulett vom Hals, in dem Nangogs Herz verborgen war, und hielt es hoch. »Du bist mit einem Bann belegt. Du kannst dich nicht rühren. Du brauchst mich, damit ich dein Herz an den richtigen Platz bringe.«
    Ich kann mich nicht rühren? Nangog lachte auf, und ein plötzlicher Luftzug riss Nandalee fast von den Beinen. Der Boden unter ihren Füßen erzitterte. Er war ganz nass geworden. Das Wasser stieg schnell höher. Die Elfe sah auf. Vom Horizont her eilte ihr eine Mauer entgegen, so weit ihr Blick reichte. Nandalee wandte sich um, wollte fliehen, doch auch von der anderen Seite schnellte ihr eine Mauer entgegen. Vielleicht zehn Schritt hoch, von matter, weißer Farbe, durch die sich blassblaue Adern zogen.
    Ich könnte dich einfach zerquetschen. Die Mauern hielten an. Sie waren keine zwanzig Schritt mehr voneinander entfernt.
    Ein Lidschlag, und du bist tot.
    »Wenn ich sterbe, wer wird dann das Kleinod aus der Bleihülle befreien?« Nandalee sah auf die hellen Wände und den mit Wasser bedeckten, schwarzen Boden. Sie wusste jetzt, wo sie war!
    Du glaubst, ich könnte mir mein Herz nicht holen? Wie naiv! Die Wände rückten näher auf Nandalee zu.
    »Ich weiß, wo ich bin! Du bist gelähmt. Der Zauber ist nicht gebrochen. Das Einzige, was du bewegen kannst, sind deine Lider. Ich weiß, ich stehe auf einem deiner Augen, das ein Zeitalter lang reglos in Apathie ins Zwielicht geblickt hat. Wenn ich hier sterbe, wird vielleicht ein weiteres Zeitalter vergehen, bevor jemand kommt, das Amulett aufzuheben.« Nandalee dachte an die Tiefe Stadt, daran, wie sie im Dienst der Himmelsschlangen geholfen hatte, die Zwergenmetropole auszulöschen. Das sollte sich nicht wiederholen! Sie verachtete die Menschenkinder dafür, wie gedankenlos sie ihre Umwelt zerstörten, für ihre Grausamkeit und all die ungeheuerlichen Dinge, die sie im Namen ihrer Götter taten. Und dennoch, sie waren wie Kinder. Nicht sie sollte der Zorn Nangogs treffen. Die Devanthar

Weitere Kostenlose Bücher