Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Rippen gebrochen. Keuchend stemmte er sich hoch und versuchte, den Abstand zum Drachen zu vergrößern. Überall um sie herum schoben sich nun knirschend Kristalle aus dem Fels. Sie drängten den Drachen an die gegenüberliegende Höhlenwand. Wütend setzte sich das Ungeheuer zur Wehr. Seine Tatzen zersplitterten dutzende Säulen, doch der Kreis aus Kristall, der sich um ihn schloss, wurde immer enger.
Die Luft war erfüllt von flirrendem Kristallstaub. Nodon versuchte, flach zu atmen. Er wusste, dass die feinen Splitter ihm die Lungen zerschneiden würden, wenn er sie einatmete.
»Schnell! Lauft!«
Nandalee! Sie trat hinter Bidayn aus dem Kristallgarten. »Nangog ist erwacht. Sie wird den Drachen aufhalten, doch nicht für lange. Lauft! Unsere Mission ist erfüllt.«
E in Imperium zerfällt
Kolja trat durch das Weiße Tor. Ohne sich umzublicken, ließ er die Tempelgärten hinter sich. Er konnte keinem seiner Männer mehr trauen. Sie würden ihm nicht beistehen, wenn sein Stern sank. Und er konnte es ihnen nicht verübeln. Er hatte ihnen stets vorge lebt, dass allein der Starke durchkam. Noch waren sie nur verwirrt und begriffen nicht, was geschehen war. Aber sehr bald schon würde es offenbar werden.
An den Ankertürmen südlich der Gärten lagen Wolkenschiffe. Zwei von ihnen wurden ganz offensichtlich für den Abflug vorbereitet, denn lange Menschenschlangen drängten sich die steilen Treppen hinauf. Sklavenschiffe , dachte Kolja. Das traf sich gut! Dort konnte man immer einen Aufseher mehr gebrauchen.
Kurz überlegte er, ob er noch einmal in sein Zimmer zurückkehren sollte. Im geheimen Fach seiner Truhe hatte er einen Beutel mit Rubinen und Diamanten versteckt. Ein Vermögen, das ihm ein sorgenfreies Leben garantieren würde.
Doch das Freudenhaus wäre der erste Platz, an dem die neuen Garden Aarons nach ihm suchen würden. Das konnte er nicht riskieren. Wahrscheinlich wurde dem Unsterblichen bereits in diesem Augenblick klar, was er, Kolja, getan hatte. Warum er den Bogenschützen den Befehl gegeben hatte, die Spitze der Stufenpyramide mit einem Pfeilhagel einzudecken. Es war nicht um die Priester gegangen! Schließlich hatte dieser verfluchte Jäger aus Garagum ja dafür gesorgt, dass jeder, der sich Volodi mit einem Messer näherte, einen Pfeil abbekam. Kolja hatte gehofft, sein einstiger Freund würde im Pfeilhagel umkommen.
Seit der Unsterbliche Aaron ihn im ersten Morgengrauen zu sich befohlen und ihm eine unglaubliche Menge Gold dafür geboten hatte, wenn er mit den Zinnernen den Angriff auf die Tempelstadt unterstützte, hatte Kolja alles getan, um dieses Unternehmen zu sabotieren. Volodi durfte nicht aussagen! Er hatte ihn beseitigt, um die Zinnernen davor zu bewahren, immer weiter in Aarons Schlachten ziehen zu müssen. Volodi wäre dem Unsterblichen sicher treu geblieben und hätte für ihn gekämpft, bis auch der Letzte der Söldner verreckt war. Auch die Geschäfte mit den Freudenhäusern in der Goldenen Stadt hätte Volodi wahrscheinlich gestört. Er hatte einfach zu viele Skrupel!
Kolja blieb mitten auf dem weiten Platz vor der Tempelstadt der Zapote stehen. Verwundete und Feiglinge, die sich vor den Kämpfen gedrückt hatten, sammelten sich hier. »Gib mir deinen Helm«, herrschte er einen Krieger an, der, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, am Boden kauerte, sein Gesicht in den Händen vergraben. Erschrocken sah der junge Kämpfer zu ihm auf. Er schien nicht verwundet zu sein, war aber aschfahl. Manche mussten erst den Schrecken des Schlachtfeldes begegnen, um zu begreifen, dass sie nicht aus dem rechten Holz für einen Krieger geschnitzt waren.
»Deinen Helm!«, wiederholte Kolja herrisch.
Stumm reichte ihm der Mann seinen Helm. Er war aus Bronze und mit einem Busch aus weißem Rosshaar geschmückt. Ein schönes Stück, das gut zu dem Bronzepanzer und den Beinschienen passte, die Kolja trug. Der Hüne setzte den Helm auf. Er passte fast perfekt. Er sollte die Polsterung aus geflochtenem Stroh ein wenig anpassen. Aber für den Augenblick würde es vollauf genügen. Er sah sich aufmerksam um. Sein Gesicht war zu bekannt. Es war klüger, es zu verbergen, wenn er unerkannt als Söldner auf einem Wolkenschiff anheuern wollte.
Kolja nahm eine der kleineren Gassen, die auf den Weißen Platz mündeten, und lachte über sein verfluchtes Schicksal. Er hätte sich nicht mit einem Glückskind wie Volodi anlegen sollen. Wer außer ihm hätte es geschafft, lebend dem Opferstein der Zapote zu
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