Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
einen Platz auf einem Wolkenschiff bekomme. Du musst mich durchlassen.«
    Der Hauptmann betrachtete die lederne Prothese. »Diese Geschichte musst du mir erzählen, wenn du zurückkommst. Dass Voccio sich dankbar erweisen kann, ist ja ganz was Neues.« Mit diesen Worten winkte der Krieger ihn durch.
    Kolja hätte ihm am liebsten die Zähne in den Rachen geschoben. Wenn es eine Sorte Männer gab, die er nicht leiden konnte, dann waren es solche, deren durchtrainierte Leiber unter Fettschwarten verschwanden, weil sie träge geworden waren. Meist hielten sich diese Mastschweine immer noch für vortrefflich. Kolja war sich sicher, dass sich der Kerl einbildete, ein unendlich viel besserer Schwertkämpfer zu sein.
    Der Drusnier schluckte seinen Ärger herunter. Es war besser, einen überheblichen als einen misstrauischen Hauptmann getroffen zu haben. Dann blickte er zum Turm empor. Eben wurden die Ankerseile von den mit Goldblech beschlagenen Balken gelöst. Diese verdammte Himmelsqualle würde bald abfliegen!
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er die Treppe an der Außenwand des Turms hinauf, drückte Lastenträger und Frachtmeister zur Seite, bis er einen kleinen, haarigen Mann traf, der ihn auf den ersten Blick an eine Spinne erinnerte. Seine Glieder waren so dünn, als habe er in seinem Leben noch nichts gehoben, was schwerer war als ein Becher voll Wein. Lange schwarze Haare bedeckten seine Unterarme. Sein Gesicht war voller Stoppeln, nur wenige davon grau, obwohl sein braungebrannter Schädel völlig kahl war. Mit großen, dunklen Augen sah er ihn an. »Noch ein Kerkermeister?«, fragte er spöttisch.
    Kolja hatte den Eindruck, dass der Lotse dies durchaus für möglich hielt. Der Kerl musste Voccio sein, denn auf seine Tunika war eine stilisierte Sichelschwalbe gestickt, das Zeichen der Lotsengilde. Nie hatte ein Wolkensammler mehr als einen Lotsen.
    »Ich suche einen Posten als Söldner. Braucht Ihr noch Männer, Herr?«
    Voccio nickte in Richtung der Tempelgärten. »Du kommst von dort unten, nicht wahr? Bist fortgelaufen?«
    »Ich …«, begann Kolja gedehnt, doch die Spinne schnitt ihm das Wort ab.
    »Du schleppst keinen Sack voll Plunder mit dir herum, hast nicht einmal einen Mantel, der dir nachts als Decke dienen könnte. Erzähl mir keine Märchen, Mann. Du bist vor dem Kampf weggelaufen.«
    »Ich bin vor den Jaguarmännern weggelaufen«, entgegnete Kolja aufgebracht. Noch nie hatte ihn jemand verdächtigt, ein Feigling zu sein. »Kennt Ihr die Jaguarmänner? Das sind keine Menschen, das sind Daimonen!« Er hob seine lederne Armprothese. »Ein Feigling erleidet nicht so eine Verletzung, er hat seine Narben auf dem Rücken, wenn er überhaupt Narben davonträgt.«
    Voccio strich sich über sein schmales Stoppelkinn. »Wir fliegen zu den luwischen Bleiminen. Eine Reise von zehn Tagen, wenn die Winde günstig stehen. Ich biete dir Unterkunft und Essen und, weil ich ein großes Herz habe, auch noch drei Silberstücke.«
    »Der übliche Sold wäre mehr als das Doppelte«, entgegnete Kolja ärgerlich.
    Voccio klopfte ihm auf die Lederprothese. »Ein halber Mann bekommt auch nur den halben Sold. Aber ich will dich nicht überreden mitzukommen. Es ist deine Entscheidung.«
    »Gut, drei Silberstücke!«
    Voccio schüttelte den Kopf. »Jetzt bist du nur noch zwei wert. Männer, die ihrem Lotsen widersprechen, sollte man eigentlich gar nicht an Bord nehmen.«
    Kolja stellte sich vor, wie er dieser kleinen, haarigen Spinne die dünnen Glieder ausrenkte. »Gut«, entgegnete er gepresst. Er hatte keine Wahl.

W ie eine zerbrochene Puppe
    Arcumenna betrachtete die Seidene, die immer noch das schäbige Kleid trug, in dem er sie inmitten der Ketzer gefunden hatte. Er hatte sie gleich hinter dem Torhaus des Palastes genommen, ihr Kleid hochgeschoben und sie gegen die schmutzige Mauer gedrückt. Einige seiner Männer hatten ihm dabei zugesehen. Das störte ihn nicht sonderlich. Es war nicht das erste Mal. Wenn ihn die Lust überkam, dann fackelte er nicht lange, sondern nahm sich einfach, was sich ihm bot.
    Heute war das keine gute Entscheidung gewesen. Auf diese Art hatte der Zauber gefehlt, der den Liebesnächten mit Zarah stets innegewohnt hatte. Sie war etwas Besonderes gewesen. Die Seidene! Ein Weib, von dem die Männer träumten und deren himmlisches Gesicht nur die wenigsten je zu sehen bekamen. Ganz zu schweigen von ihrem unvergleichlichen Körper. Aber der Zauber war dahin. Vielleicht war es ein Fehler

Weitere Kostenlose Bücher