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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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waren. Jene großen Scherenträger, die mit einem Schnippen Zehen abtrennen konnten. Sie wurden gehätschelt und gemästet, um irgendwann in den Kochtöpfen der Reichen in der Goldenen Stadt zu landen. So würde auch Hanna wieder in die Goldene Stadt zurückkehren, von der sie immer geträumt hatte. Sie würde in die Häuser der Reichen kommen … Dafür hätte sie alles gegeben, als sie noch lebte. Dojan lachte bitter. Er hätte ihr nicht bei ihrer Flucht helfen dürfen. Er hätte es besser wissen müssen. Sie war nicht dazu geschaffen gewesen, unsichtbar zu werden.
    Irgendwo hinter dem Gitter scharrte Reißer ungeduldig mit den Pfoten. Im Grunde hatte er Glück mit seiner Angst vor Hunden. Reißer würde ihn schnell erledigen. Es wäre nicht so wie letzte Nacht mit Hanna. Als sie ihrer Schreie überdrüssig wurden, hatten sie ihr die Stimmbänder durchtrennt, nicht etwa die Kehle. Wie er sie hasste, diese feisten Schweine. Er malte sich aus, was er ihnen antun würde. Sie hatten ihn viel über Grausamkeit gelehrt. Dojan schloss die Augen. Sein letztes Gefühl vor dem Tod sollte nicht Hass gewesen sein. Er versuchte, auch den pochenden Schmerz in seinen Beinen zu vergessen, der sich umso stärker meldete, als er den Hass losließ. Er dachte an all jene, die er gerettet hatte, die in Sicherheit leben konnten, weil er seinen Herren ein paar blutige, zerrissene Kleider gezeigt hatte.
    Er hatte als einer der erfolgreichsten Hundeführer gegolten, die der große Fluss je gesehen hatte. Dojan lächelte still in sich hinein. Besonders gerne dachte er an das erste Mädchen, dem er zur Flucht verholfen hatte. Was für eine wunderbare Lügnerin sie gewesen war. Und wenn er sie angeschaut hatte, hatte er jede dieser Lügen wider besseren Wissens glauben wollen. Sie war klug gewesen und schön. Alles, was er ihr je erzählt hatte, hatte sie in sich aufgesogen, wie ein ausgetrockneter Schwamm Wasser aufnimmt. Ihr hatten die Götter alles im Übermaß geschenkt, was man brauchte, um in der Goldenen Stadt zu überleben. Bei ihrem größeren Bruder waren die Götter nicht so freigiebig gewesen. Er war ein braver Junge, stark für sein Alter, ehrlich und strebsam. Er hatte immer auf Zarah achtgegeben, sie beschützt, so gut er nur konnte, und gar nicht bemerkt, wie oft sie es war, die die Fäden ihres Schicksals in der Hand hielt.
    Mit den beiden hatte sein Treiben angefangen. Er hatte sie unaufdringlich ermutigt zu fliehen, indem er Geschichten erzählt hatte von Dienern, denen es geglückt war zu entkommen. Und als die Geschwister dann endlich den Mut fanden, es zu tun, hatte er ihnen den Rücken freigehalten. Er hatte die anderen Hundeführer auf falsche Fährten geschickt und schließlich zerfetzte, blutige Kleider vorgelegt und behauptet, er habe gesehen, wie die Fluss krokodile sie geschnappt hatten. So hatte niemand mehr nach ihnen gesucht. Niemand war so frei wie die Toten, dachte er lächelnd.
    Mit einem Scharren hob sich das Gitter. Er hörte das Knurren von Reißer. Gleich würde auch er zu den Toten gehören. Zu den Freien!

V erwandlung
    Manasse betrachtete Dojan voller Abscheu. Nicht vielen war es gelungen, ihn zu hintergehen. Dieser verdammte Bastard hatte ihm wohl schon über Jahre etwas vorgemacht. Und jetzt lag er da und lächelte, als das Gatter aufging, statt sich vor Angst anzupissen. »Drecksack!«, zischte er.
    Hanna hatte geschworen, dass Dojan Angst vor Hunden hatte, die er nur dadurch beherrschen konnte, dass er wie ein Tyrann über die Tiere regierte, ihre Leinen hielt, sie mit der Peitsche züchtigte und niemals nachgiebig war. Und jetzt wartete er lächelnd auf den Schlimmsten von ihnen!
    Heute genoss er es, allein zu sein. Selbstverliebt seinen Spaß mit niemandem zu teilen. Es war üblich, die Herren der benachbarten Güter einzuladen, einer Hinrichtung beizuwohnen, so wie er es gestern getan hatte, als sie das Mädchen an den Pfahl gefesselt hatten. Es geschah nicht viel auf den großen Landgütern am Fluss. Jede Abwechslung war willkommen. Manasse bückte sich, um besser durch den schmalen Sehschlitz vor ihm blicken zu können. Reißer trat misstrauisch schnuppernd durch das Gitter. Er roch das Blut und das Fleisch, das schon brandig zu werden begann. Hunde mochten es, wenn ihr Fressen nicht mehr ganz frisch war. Doch irgendetwas stimmte nicht mit Reißer. Steifbeinig stakste er aus dem Tunnel und hielt sich dicht bei der Wand, statt über Dojan herzufallen. Er musste doch sehen, dass der

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