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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Unsterblichen zugetragen, was in ihren fernsten Provinzen geschah, und sie entschieden, einen großen Rat einzuberufen, um des Dunkels Herr zu werden, das die friedlichen Hütten ihrer Untertanen befallen hatte (…)«
    Zitiert nach: Vermischte Schriften aus alter Zeit, Herausgeber: Unbekannt. S. 83. Verwahrt in der Bibliothek von Iskendria, Saal der versunkenen Königreiche, Regal XXXV, Brett VII.
    Anmerkung: Abschrift eines alten Textes, den die Elfe Valynwyn in der Bibliothek der Menschenkinder in ihrer Stadt Iskendria entdeckte. Auch wenn die Geschichte über die Entstehung der Chimären grundsätzlich glaubwürdig erscheint, spricht doch einiges dafür, dass der Verfasser sich nie auf Nangog aufgehalten hat und auch nicht zeitnah zu den geschilderten Ereignissen gelebt hatte.

J enseits des roten Tors
    Bidayn wollte eine neue Haut mehr als alles andere, aber es machte ihr Angst, sich gegen die Befehle Nandalees gewandt zu haben. Ihr fehlte die Selbstsicherheit Lyviannes, die unerschrocken voranschritt und sich einen Weg durch das Gedränge der Menschenkinder bahnte. Allerorten raunte man, ein Krieg zwischen den Zapote und dem Unsterblichen Aaron von Aram sei ausgebrochen. Die Stadt schien wie von einem Fieber ergriffen. Tausende drängten in Richtung der Viertel, über die sich dunkle Rauchschwaden erhoben hatten – jene Gärten, denen Bidayn und Lyvianne gerade erst entronnen waren. Wüssten die Menschenkinder, welche Kreatur dort in der Tiefe lauerte, sie würden ihr Heil in der Flucht suchen.
    Bidayn fragte sich, ob der gefiederte Drache wohl in die Stadt hinaufkäme, um ihrer Fährte zu folgen. Lyvianne war davon überzeugt, dass er die Höhle nicht verlassen würde. Aber nur, weil er das bisher noch nie getan hatte, hieß das doch nicht, dass er es grundsätzlich nicht konnte … Ängstlich behielt sie die Rauchschwaden im Auge und lauschte auf die Rufe der Menschenkinder. Waren da Anzeichen von Panik zu hören? Als sie zum wiederholten Male den Stand der Sonne überprüfte, blieb Lyvianne stehen.
    »Wir haben sicher noch etwas Zeit, bevor das Beben kommt, von dem Nandalee gesprochen hat. Sie sagte doch, dass die Göttin noch ihre Kräfte sammelt«, beruhigte ihre Meisterin sie. »Fürchte dich nicht, ich werde dich hier herausbringen. Aber du wirst mir helfen müssen. Den Zauber, den es zu wirken gilt, kann ich nicht alleine weben. Du wirst das Wort der Macht sprechen, das uns die Kraft des Blutes schenkt.«
    Bidayn nickte, obwohl sie ein Schauer durchlief. Sie war sich bewusst, was das bedeutete. Half sie Lyvianne bei diesem Zauber, dann hätte sie sich auf immer der dunkleren Seite der Magie verschrieben. Hatte sie diesen Weg einmal eingeschlagen, gab es kein Zurück mehr.
    Schweigend folgte sie ihrer Meisterin, die ihren Weg durch die stinkende Stadt wieder aufgenommen hatte. In einer dunklen Gasse kauerte ein kleiner, schwarz-weißer Hund, der sein eigenes Gespei mit gierigen Happen wieder verschlang. Er erschien der jungen Elfe wie ein Sinnbild für die Menschenkinder, die sich hier inmitten von Dreck und Elend niedergelassen hatten. Sie waren in der Hoffnung auf schnellen Reichtum gekommen – und nun kauerten sie im Dreck und verschlangen Tag für Tag aufs Neue ihr eigenes Gespei, während nur jene reicher wurden, die auch in ihrer alten Heimat schon reich gewesen waren. All die anderen aber fraßen ihre unerfüllten Träume in sich hinein. Tag für Tag, bis der Tod an ihre Tür klopfte.
    Endlich erreichten sie das schöne Haus der Seidenen, und Lyvianne klopfte an das rote Tor. Bidayn lächelte. Niemand in dem Haus ahnte, dass der Tod an ihre Tür gekommen war. Plötzlich empfand sie keine Gewissensbisse mehr wegen dem, was sie tun wollten. Die Menschenkinder lebten ohnehin einem schnellen Tod entgegen. Es spielte keine Rolle, wenn er ein wenig früher kam. Sie waren zum Tod geboren. Sie hingegen wäre immer noch jung, wenn die Urenkel der Seidenen das Licht der Welt erblickten. Sie lachte leise auf. Ein schlechtes Bild hatte sie da gewählt, denn die Seidene würde natürlich keine Urenkel haben. Nicht einmal Söhne oder Töchter.
    Eine kleine Luke öffnete sich in der Tür. Die beiden Elfen nahmen ihre Helme ab, sodass der Türwächter sie erkennen konnte. Er öffnete unverzüglich, obwohl er mit großen Augen ihren kriegerischen Aufzug betrachtete. »Die Herrin dachte, ihr wärt fortgegangen«, sagte der schielende Mann konsterniert.
    »Nun sind wir wieder zurück!«, entgegnete Lyvianne

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