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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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geschlitzten, goldenen Löwenaugen sahen ihn durchdringend an. »Ich verstehe dich nicht, Artax«, sagte er nun ruhiger. »Du rufst den Zorn der Götter auf dich herab, um einen Söldner zu retten, aber die Frau, die du liebst, lässt du im Stich?«
    »Sie wurde von ihrem Vater an Muwatta verheiratet. Es wurde ein Ehevertrag geschlossen. Die Hoch…« Seine Stimme versagte ihm. »Was in Isatami geschah, war Teil eines alten Rituals. Ebenso wie das Schicksal, das sie erwartet. Volodi aber wurde entführt. Er ist erpresst worden, um durch das Weiße Tor zu gehen.«
    Der Löwenhäuptige sah ihn lange an. »Und das ist alles? Oder warst du vielleicht dort, weil du Shaya nicht retten kannst? Hast du ausgelebt, was du dir bei deiner Geliebten versagtest?«
    »Nein!«, sagte Artax entschieden, war sich plötzlich aber nicht mehr so sicher, ob der Löwenhäuptige nicht einen Blick in jene Abgründe seiner Seele geworfen hatte, die er selbst vor sich verborgen hielt.
    »Wie dem auch sei, Unsterblicher Aaron, sehr bald wird sich dein Wunsch erfüllen, und ich bringe dich zum Gelben Turm. Alle Devanthar werden dann versammelt sein. Doch sie werden nicht kommen, um sich deine Träume von einer besseren Welt anzuhören. Du trittst vor ein Tribunal.«

A lte Freunde
    Amalaswintha schob sich aus dem Turmluk des Aals und nahm einen tiefen Atemzug. Nach dem Mief im Aal war selbst die kühle, feuchte Luft über dem Meer der Schwarzen Schnecken Balsam für ihre Lungen.
    »Ich glotz dir ja gerne unter die Röcke, Weib, aber könntest du trotzdem aussteigen? Ich will mir auch mal die Füße vertreten«, erklang hinter ihr die Stimme eines dieser ungehobelten Unholde, mit denen sie seit Wochen an den Pedalen der Kurbelwelle saß, mit deren Hilfe das kleine Tauchboot angetrieben wurde.
    Einen Moment war die Zwergin versucht, auf der Eisenleiter abzurutschen und dem Kerl einen Absatz ins Gesicht zu rammen. Doch dann entschied sie sich lieber dafür, dieses verdammte Boot so schnell wie möglich zu verlassen. Die Reise war vom ersten Tag an erniedrigend gewesen. Es gab keine Privatsphäre in dem winzigen Tauchboot. Wenn sie sich erleichtern musste, dann war das vor aller Augen geschehen. Auch wenn sie völlig überraschend von Eikin, dem Alten in der Tiefe aus den Ehernen Hallen, in die sen verfluchten unterirdischen Turm verbannt worden war, konnte es hier nur besser werden.
    Glamirs Turm, der Ort, den sie erreicht hatten, war ein Geheimnis. Die Aalschiffer an Bord wussten so gut wie nichts über diesen Platz, an dem sie und ihre drei Gefährten in Sicherheit sein sollten. Schwarzer Farbstoff wurde hier gewonnen, aber das schien nur ein Vorwand zu sein. Jeden Tag erzählten sich die Schiffer andere Geschichten über den Turm. Dass Glamir dort nach einem Schatz suchte, dass er aus Drachenschuppen Rüstungen baute, die unverwundbar machten oder er nach einem Elixier suchte, das Eikin Unsterblichkeit schenken sollte. Alles Unsinn, dachte Amalaswintha. Nicht einmal Galar, Hornbori und Nyr, die schon einmal da gewesen waren, wussten, was in dem Turm vor sich ging. Oder sie wollten es ihr nicht sagen, das traute sie den dreien auch zu.
    Sie schritt das letzte Stück über den schwankenden Rumpf des Aals und sprang zur gemauerten Anlegestelle hinüber, an deren Eisenringen das Boot vertäut lag. Es waren nur ein paar Schritt bis zu der von grüner Patina verkrusteten Tür des Turms. Amalaswintha schwankte ein wenig. Es war ungewohnt, festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Zwei Fackeln rechts und links der Tür waren die einzigen Lichtquellen weit und breit. Ihr fielen einige Armbrustschützen auf, die mit ihren Waffen im Anschlag nervös über das dunkle Wasser spähten. Wer in aller Welt sollte sie denn hier angreifen? Glamirs Turm lag auf einer Felseninsel irgendwo verloren im Meer der Schwarzen Schnecken, tief unter der Erde.
    Amalaswintha sah an dem von dunklen Algen bedeckten Gemäuer hinauf. Turm war ein reichlich übertriebener Name für den gedrungenen Stummel aus Mauerwerk, der sich auf dem Felsriff erhob und nach ein paar Schritt mit der Höhlendecke verschmolz. Sie lächelte. Zwerge hatten eine Gabe, für kleine Dinge große Namen zu finden.
    Entschlossen trat sie durch die Tür und blieb überrascht stehen. Sie war in einen Brunnenschacht getreten! Ein Stück unter ihr schimmerte im Fackellicht schwarzes Wasser. Eine schmale Treppe wand sich entlang der Innenmauer des Schachtes nach oben. Ringe aus getrockneten Algen zeigten die

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