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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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auf Landgang sind, finden die kein Ende und saufen wie die Löcher. Ich war mal ein hübscher, schlanker Junge.« Wieder klatschte er sich auf seine feisten Wangen. »Viel davon geblieben ist nicht. Hab Ränder unter den Augen wie eine alte Hure, Schweinebacken und einen Wanst wie einen Rammbock. Aber dieser Lilluma, das schwöre ich dir, der ist in den zehn Jahren um keinen Tag gealtert. Mir sind in dieser Zeit alle Haare ausgefallen, aber der Gewürzhändler hatte nicht mal ein einziges graues Haar. Sah immer noch aus wie ein zartes Jüngelchen.«
    Talawain seufzte innerlich. Wenn stimmte, was der Wirt erzählte, dann hatte Nyllan so ziemlich keinen Fehler ausgelassen, vor dem sie bei ihrer Ausbildung in der Blauen Halle gewarnt worden waren. Wie hatte er nur so verdammt leichtsinnig sein können! Sie wurden angehalten, stets unauffällig zu sein und den Eindruck zu erwecken, dass auch sie alterten.
    Der Wirt schenkte sich einen zweiten Becher ein und leerte damit den Krug.
    »Weißt du«, raunte er und beugte sich dabei so weit über den Tisch, dass Talawain seinen warmen Atem auf dem Antlitz spürte. »Manche munkeln, dass Lilluma einen Pakt mit diesen lebenden Schatten geschlossen hat, die den Vorbesitzer vertrieben haben. Hat ihnen seine Seele verkauft.« Wieder schlug der Wirt das Zeichen des schützenden Horns. »Und dafür bekam er Erfolg und ewige Jugend. Bis die Nacht kam, in der der Preis zu zahlen war. Es heißt, sie hätten in der ganzen Gewürzgasse seine Schreie gehört. Sollen sich sehr seltsam angehört haben. Mehr wie ein quiekendes Schwein als wie ein Mensch. Als sie sich reintrauten ins Haus – da war die Mittagsstunde schon weit vorüber –, haben sie ihn mit dem Kopf nach unten von einem Deckenbalken hängend gefunden. War ausgeweidet wie ein Vieh beim Fleischhauer. Finger, Zehen, Nase, Ohren … Alles Mögliche hatten sie ihm abgeschnitten, wer immer ihn in der Nacht besucht hatte. Die Wände waren über und über mit Blut bespritzt. Seine Gewürze, die Möbel und Kleider, alles haben die Händler aus dem Basar weit draußen vor der Stadt verbrannt. Zusammen mit seinen sterblichen Überresten. Und seine Asche wurde ins Meer gestreut. Wenn dir an deinem Bruder liegt, dann lass ihn nicht dieses Haus kaufen. Ist kein guter Ort …«
    Talawain hatte bei der Beschreibung der Leiche an Kazumi denken müssen. Er konnte sich vorstellen, wer zu Nyllan gekommen war.
    »Wann ist das geschehen?«
    »Vor ein paar Wochen erst.« Der Wirt erhob sich, um sich einem neuen Kunden zuzuwenden.
    »Etwa zu der Zeit, als die Schlacht auf der Ebene von Kush geschlagen wurde?«
    »Könnte hinkommen. Vielleicht war es auch früher.«
    Tief in Gedanken schnitt Talawain den Käse auf. Er war sauer und alt, aber der Elf schmeckte es kaum. War Išta zu Nyllan gekommen oder waren es seine Nachbarn gewesen, die sich einen zu erfolgreichen Konkurrenten vom Hals schaffen wollten? War Nyllan in derselben Nacht gestorben, in der Išta zu Kazumi gekommen war? Wie viele Spitzel der Blauen Halle hatte die Devanthar entdeckt?
    Er schob Brot und Käse zur Seite. Ihm war der Appetit vergangen. Es wäre vernünftig, einfach zur Blauen Halle zurückzukehren, statt ohne Auftrag seinen eigenen Feldzug für den Unsterblichen Aaron zu führen. Aber konnte er Shaya einfach vergessen und sie ihrem Schicksal überlassen? Sie zu retten wäre auch eine Buße für seinen Mord an Aya, die er einst in die Löwengrube des Palastes von Ak Š u gestoßen hatte. Aya … Shaya … Das Schicksal ging seltsame Wege. Wie ähnlich die Namen der beiden doch waren. Beide hatten sie Aaron geliebt. Wenigstens Shaya sollte er für ihn retten.
    Er wusste, wenn er nicht nach Albenmark ging, gäbe es nur noch Rowayn, der ihm helfen konnte. Dass dieser ausgerechnet in Isatami leben musste. Die alte Tempelstadt war neben dem Palast des Unsterblichen vermutlich der gefährlichste Ort in Luwien. Regelmäßig erschien Išta ihren Priestern in der Stadt. Und eben diesen Priestern lieferte Rowayn seine auserwählten Knochenschnitzereien.
    Talawain winkte dem schwatzhaften Wirt zum Abschied, der ganz in ein Gespräch mit dem neuen Gast vertieft war. Es war ein weiter Weg nach Isatami. Und er würde wieder die Landstraße nehmen. Dazu Albenpfade zu benutzen fehlte ihm der Mut.
    Er dachte an sein letztes Treffen mit Rowayn. Sie waren sich in der Blauen Halle in der Aula der Fechter begegnet. Dutzende andere Elfen waren dort zugegen. Allesamt Spitzel, denen ihre

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